Kestenholz
Er liebt Armleuchter – Ein Blick in einen Antiquitätenladen

In unserer Sommerserie besuchten wir Antiquitätenhändler Louis Philippe Hufschmid. Er hat in seinem Laden in Kestenholz über 100 Kronleuchter im Angebot

Erwin von Arb
Drucken
Im Laden von Antiquitätenhändler Louis Philippe Hufschmid nehmen Kristallleuchten einen wichtigen Platz ein.

Im Laden von Antiquitätenhändler Louis Philippe Hufschmid nehmen Kristallleuchten einen wichtigen Platz ein.

Bruno Kissling

Im Volksmund ist es nicht gerade ein Kompliment, als Armleuchter betitelt zu werden. Im Lexikon wird er als Kerzenständer mit zentralem Schaft und mindestens zwei Armen beschrieben. Zum Schimpfwort mutierte der Armleuchter wohl, weil er als Lichtquelle mit beschränkter Leuchtkraft gilt und sein Name deshalb gerne auf nicht so «helle» Menschen übertragen wird. Keine Zeit, darüber nachzudenken, verwendet Louis Philippe Hufschmid aus Kestenholz. Er ist in seinem Laden an der Gäustrasse 57 umgeben von unzähligen Arm-, Kron-, Korb- und Deckenleuchten, die – allesamt bestückt mit funkelndem Kristallglas – von der Decke baumeln.

Sommerserie

Sie trotzen dem Lädelisterben: Wir stellen in einer losen Serie Leute aus der Region vor, die ihren Verkaufsladen (fast) alleine betreiben.

LED auch bei Kronleuchtern

Diese kunstvoll aus Messing gefertigten Leuchten üben auf Hufschmid eine grosse Anziehungskraft aus. Er hat davon im Keller und im Laden rund 100 Exemplare.40 davon wurden von ihm eigenhändig restauriert. Zu diesem Zweck kauft der Antiquitätenhändler auch defekte oder unvollständige Kristallleuchten ein. Sie dienen bei Reparaturen als Erstatzteillager.

Zu den häufigsten Arbeiten an Kristallleuchten gehört das Auswechseln von alten Elektrokabeln und Glühbirnen. In letzter Zeit verbaut Hufschmid vermehrt LED-Lampen. In den Wintermonaten oder an trüben Tagen verbringt er im Keller unzählige Stunden bei seiner Arbeit mit Kronleuchtern. «Bei dieser Arbeit bringe ich die Geduld auf, die ich sonst nicht immer habe», so der 32-Jährige.

Den Laden in Kestenholz betreibt Hufschmid seit dem Kauf der Liegschaft im Jahr 2014. Hierher gezogen sei er mit seiner Frau, weil diese bei einem Transportunternehmen im Gäu arbeitet. Am Anfang habe er noch im 50-Prozent-Pensum in Suhr in einer Autogarage gearbeitet. Seit der Geburt seines Sohnes Leon vor genau einem Jahr ist Hufschmid Hausmann, Vater und Ladenbetreiber in einer Person. «Ich bringe alles unter einen Hut, es macht Spass», meint er zu seiner neuen Rolle.

Kein Zufall sei, dass er sich für einen Laden mit Antiquitäten entschieden habe. Sein Vater führt im aargauischen Gränichen einen Antiquitätenladen. «Ich habe bei ihm neben meiner Ausbildung zum Automechaniker quasi eine zweite Lehre gemacht und vor allem gelernt, wie man Holz fachgerecht bearbeitet und restauriert». Und natürlich habe sein Vater auch eine Affinität für Kronleuchter, die er ebenfalls übernommen habe.

Auch Exotisches im Sortiment

Kristallleuchten sind aber nur ein Teil des Sortiments, welches Louis Philippe Hufschmid in seinem Laden sowie rund um das Haus zum Verkauf anbietet. Vom Biedermeiertisch über alte Schränke, einer Bar aus einem alten Metalltank, Skulpturen und Figuren aus Bronze bis hin zu Gartenmöbeln aus Metall ist alles zu finden.

Auch exotische Gegenstände wie etwa eine drei Figuren umfassende Serie von Thai-Buddhas stehen inmitten der Antiquitäten. «Manchmal lasse ich mich von meinem Gefühl leiten», sagt Hufschmid. Wenn er sich bei einem Kauf in Bezug auf den Stil etwas vergreife, sei seine Frau die erste, die Kritik übe. Aus dem Rahmen fällt auch ein grosser Hochseedampfer aus Holz, der im Schaufenster ausgestellt ist. Diesen habe er für einen guten Kunden in Kommission genommen, um den Dampfer für ihn zu verkaufen.

In der Regel habe er aber ein gutes Händchen, was den Einkauf anbelangt, bemerkt Hufschmid. Diesen Sommer seien vor allem Gartenmöbel aus Stahl sehr gefragt. Diese kaufe er direkt über den Grosshandel in Holland, Belgien oder Frankreich ein. Gut verkauften sich das ganze Jahr über mit Kristallglas bestückte Kron- und Deckenleuchten. Replikas in guter Qualität könne er aus Ägypten importieren.

Zu den Kunden zählen oft Leute aus der Gastro-Szene aber auch Familien, deren Kinder ausgezogen sind. Hufschmid kann auch auf Stammkunden zählen, welche um seine Fähigkeit bei der Restauration von Kronleuchtern wissen. Zudem gebe es immer wieder neue Kunden, welche, angelockt durch die Ausstellung vor dem Haus, in den Laden kämen. Langweilig werde es ihm deshalb nie, so Louis Philippe Hufschmid.