Schon ist die besinnliche Zeit durch. Hinter uns, überstanden, ausgesessen, genossen, gelitten oder einfach nur gelebt. Kürzlich fiel mir auf, dass Advent und Adventure – Abenteuer – nur drei Endbuchstaben unterscheiden. Adventure kommt vom Lateinischen adventus und steht für Ankunft. Sucht man im lateinischen Wörterbuch nach Advent, trifft man auf dieselbe Wortherkunft.
Spannend fand ich, und ich bin mir ebenfalls bewusst, dass die Linguistik weitere Herkunftsbeschreibungen nennen könnte. Der Advent und das Abenteuer bedeuten also, salopp gesagt, dasselbe. Wenn Sie mich fragen, liebe Leserinnen und Leser, ist diese Zeit ein reines Abenteuer: Eingeleitet durch die ersten Sonntagsverkäufe, Kerzenziehen und dem (für mich) schier unerträglichen Duft nach Glühwein, liefern sich in den Städten und Dörfern Wham!’s «Last Christmas» und die Heilsarmee ein akustisches Wettrennen in der allgemeinen Beschallung.
Eigentlich ist die Zeit vom ersten bis zum vierten Advent ein lang gezogener Sprint. Ein Weihnachtsessen und -apéro folgt dem nächsten, es werden Geschenke gejagt, die man sich seit Juli überlegt, aber trotzdem noch nicht besorgt hat. Von der Tante und Mutter dasselbe Messerset erhalten, weil es zurzeit in der Trophy der Superpunkte angeboten wird.
Wir essen viel Gutes und denken trotzdem permanent an die Saftkur im Januar, sodass die Leckereien nur mit einem Hauch von subtilem schlechtem Gewissen munden. In der Abenteuerzeit versuchen wir auf Kommando zu lächeln – ruhig, besinnlich und versöhnlich zu sein, was leider allzu oft im Gegenteil endet.
Ich plädiere dafür, die Adventszeit auf das ganze Jahr zu verteilen. Jeden Monat mal innezuhalten, zu reflektieren und jemandem etwas Gutes zu tun. Verteilt und ohne Druck, damit der Advent nicht zum Abenteuer verkommt und so vielleicht etwas Ruhe ins Jahresende strömt; mit der absoluten Gewissheit, dass bestimmt ein Januar folgt.
Nun ist dieses Gedankenspiel mit zwei Wörtern, die dieselbe Herkunft haben, sicher unsinnig. Trotzdem wage ich den Versuch, den Sinn der Adventszeit 2023 auf das ganze Jahr zu verteilen. Es gibt immer einen guten Moment für eine liebe Tat, eine Überraschung oder den Anlass, sich Gedanken zu machen, wie gut es uns hier geht. Damit würde der Sprint von gut drei Wochen auf 52 verteilt, was mir realistischer erscheint.
Pascal Froidevaux, Verwaltungsrat «S: Stebler», Oensingen