Solothurn
Von Hippie bis Hipster: Kunterbuntes Leben auf dem TCS-Camping

Hochsaison auf dem TCS-Campingplatz in Solothurn — auf Visite bei den Campern.

Anina Mathivannan
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Hochsaison auf dem TCS-Campingplatz in Solothurn
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Teil der Glamping-Ausstattung auf dem Campingplatz sind diese «Deluxe Safarizelte». Hier können fünf Leute auf 6 mal 9 Metern schlafen. Veranda ist auch dabei.
Sibylle (46), Léon (8) und Olivier (44) Brülhart aus der Region Murten.
Der 12-jährige Silvan Fürst aus Uster (ZH) aus dem Wohnmobil.
Die Schwestern Ursula (Wangen an der Aare) und Susanne (Bern).
Jürg Moor, Ressortleiter TCS Camping Solothurn
Familie Hauri aus Rafz (ZH) vor ihrem weissen VW-Bus.

Hochsaison auf dem TCS-Campingplatz in Solothurn

Anina Mathivannan

Nach einer längeren, düsteren Gewitterperiode ist für die Camper auf dem TCS-Campingplatz in Solothurn Erholung in der Natur draussen angesagt. Die glühenden Sonnenstrahlen zwingen sie schon fast in die anliegende Aare. Nur wenige trotzen der Anziehungskraft des Wassers: Die wenigen Schattenplätze unter den Bäumen auf dem Platz dienen ihnen, um zu lesen oder zu schwatzen.

Der Schöpfergeist scheint auf dem Campingplatz lahmgelegt zu sein, wohingegen im Gastbetrieb des Campingplatzes, dem «Pier 11», die Post abgeht. Im Juli, August herrscht hier Hochbetrieb. Nicht nur Camper, sondern auch Bewohner aus der Region lassen sich kulinarisch verwöhnen im maritim angehauchten Restaurant. Die Oberdörferin Lina Zimmermann (18), die sich hier nach einem langen Aufenthalt in der Aare verpflegt, nennt es «Hipstertreffpunkt».

Früher war Camping anders

Die Schwestern Ursula und Susanne sitzen im Schatten eines Sonnenschirmes und geniessen die «Glacechübeli» der Vitaminstation, die beim Pier 11 erhältlich sind. «Wir gehörten in den 70er-Jahren zu den ersten Campern in Erlach am Bielersee. Damals gab es noch keine Wohnmobile. Zelt und Auto waren unsere Ausrüstung», blicken die beiden zurück.

Die Art und Weise des Campings habe sich im Verlaufe der Jahre stark verändert. Vor allem die Entwicklung der Technologie habe dazu beigetragen, aber tragisch finden sie das nicht. Denn jeder hat die Möglichkeit — seinen Bedürfnissen gerecht —, auf die eigene Art und Weise zu campen und die Naturnähe zu erleben, sei es im Wohnmobil, im Zelt oder in einer der Mietunterkünfte.

Auch die Familie Hauri aus Rafz (ZH) hat auf ihrer Campingparzelle ein Zelt aufgestellt. Zwei der fünfköpfigen Familie schlafen im VW-Bus, dem Stolz des Familienvaters: «Auf den Campingplätzen schaue ich mich immer um, ob andere Camper auch mit einem VW-Bus unterwegs sind. Diese spreche ich gerne auch an, etwa den Engländer, der hier auf dem Platz einen älteren, roten VW-Bus stehen hat. Die Kinder finden ihn auch lustig, weil er den Bus mit Miniatur-Kühen dekoriert hat.»

Aber eigentlich sei die Familie nicht auf der Suche nach Gemeinschaft, denn genau davor sind sie für zehn Tage aus dem Raum Zürich geflüchtet. In Solothurn seien sie wegen der abkühlenden, schönen Aare und weil die Kinder alle Etappen des Jura Höhenweges abwandern wollen, erklärt Frau Hauri. Gleichwohl sei es schön, dass in der Stadt Solothurn eine grosse kulturelle und kulinarische Vielfalt vorhanden sei, um schlechtes Wetter zu überbrücken. «Ihr händ so vili Brunne i de Stadt Solothurn», fügt ihr Sohn bei.

Es geht noch besser

Jürg Moor, Resort Manager des TCS-Campings, hat alle Hände voll zu tun im Moment. Rund 500 Camper seien auf dem Platz, davon 55 in den sogenannten «Glamping»-Unterkünften. Das aus den USA stammende Konzept aus «Glamour» und «Camping» bietet den Campern möblierte Mitunterkünfte — ästhetisch eingerichtet und oft mit eigener Sanitäranlage. Entspricht dies noch dem naturnahen Campen? «Anhand von Glamping können wir eine grössere Zielgruppe erreichen. Auch sie übernachten in der Natur draussen, einfach mit mehr Komfort», meint Moor. Die Mietunterkünfte setzen keine eigene Campingausrüstung voraus, und dank der Buchungsmöglichkeiten auf www.booking.com seien mehr und mehr auch internationale Gäste auf dem Campingplatz zu sehen.

Ein friedliches Nebeneinander der verschiedenen Camper habe aber bisher tadellos funktioniert. Auch die «richtigen» Camper geniessen Komfort auf dem Campingplatz. So lege man zum Beispiel grossen Wert auf saubere Sanitäranlagen, sagt Moor. Das sei auch das häufigste Kompliment, welches er von den Gästen zu hören bekomme. Dennoch gibt es noch Potenzial gegen oben: Zum Beispiel grenzt der Campingplatz an eine öffentliche Feuerstelle, bei welcher sich die Lautstärke selten der Nachtruhezeit des Campingplatzes anpasst. Moor will sich aber bald damit auseinandersetzen. Familie Hauri sieht auch Verbesserungspotenzial beim von der Autobahn verursachten Lärm. Den könne man dämpfen, indem man das Aareufer dichter bepflanzt.

Wo sind eigentlich die Glamper?

Bei diesen Temperaturen sind zwar nicht viele Camper auf dem Campingplatz, aber mysteriös ist es, dass die wenigen vorhandenen Camper nicht in den Glamping-Unterkünften siedeln. Man fragt sich natürlich, ob sie — wie die meisten — in der Aare ein Bad nehmen oder ob sie vielleicht doch im klimatisierten Esssaal des Hotels Ramada ein Cüpli schlürfen. Das Gegenteil beweist die Familie Brülhart aus der Region Murten. Die dreiköpfige Familie glampt nicht zum ersten Mal. Olivier Brülhart (44) erklärt: «Wir gehen manchmal auch mit dem Zelt campen, aber auf das Schlafen auf dem Boden wollen wir jedoch bei einem Aufenthalt von über einer Woche verzichten.»

Modernisierung sei Dank: Die gestiegenen Ansprüche sind auf dem Campingplatz auch erfüllt. Ob man sich nun mit einwandfrei funktionierendem Internet, besten Sanitäranlagen und Glamping naturnahe oder naturfern bewegt, kann man sich ja dann nach den Ferien überlegen.