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Aufbruch am Landhausquai: Wie 2001 auch der zweite Anlauf für eine Aare-Plattform scheiterte. Der zweite Teil unserer Sommerserie: Das Stadtsolothurner Aareufer.
Das Stadtsolothurner Aareufer wurde vor 20 Jahren als Lebensraum entdeckt. 1998 sollte der Landhauquai mit einem Steg aufgewertet werden. Das Vorhaben wurde vom Kanton unsanft gestoppt. Und der Neustart brachte zuletzt auch nicht das, was sich die Initianten erhofft hatten.
Konsternation pur herrschte im Mai 1999 nach dem «Njet» von Bau- und Justizdirektor Walter Straumann zu den Plänen am Landhausquai. Der Grundsatzentscheid aus dem Rathaus bedeutete für Solothurn: Vergesst jegliche bauliche Massnahme aufs Wasser hinaus im historischen Aareraum der Stadt!
Nun, ganz verdrängen liess sich das Thema Aareraum-Belebung nicht mehr. Und so vereinbarte das Bau-Departement am 24. August 1999 mit den Städten Olten und Solothurn, «die Frage der Aarenutzung gesamtheitlich zu Untersuchen». Oder wie Bau- und Justizdirektor Walter Straumann im August 2000 im Landhaus dann erklärte: «Wir wollten eine fundierte, konzeptionelle Planung, wie man den Aareraum erlebbar machen kann.»
Das Konzept für Solothurn hatte das Berner Büro Berz Hafner + Partner ausgearbeitet. Zwar weise die Altstadt eine «wahnsinnige Qualität» auf und die Aare sei omnipräsent, aber es gebe kaum Zugänge zu ihr. Der Ausbau zu einer «einladenden Atmosphäre» sei «ein Generationenwerk», eine kommerzielle Nutzung von Bauten im und auf dem Wasser jedoch «nicht erwünscht».
Das vorwiegend junge Publikum konnte sich für das Planerdeutsch nicht erwärmen, und Roland Kaiser, der Aaresteg-Pionier der Genossenschaft Kreuz, fragte damals lakonisch: «Wir wissen ja, dass wir schöne Räume haben. Aber was ist jetzt mit dem Landhausquai?»
Immerhin hatte schon vor der Präsentation im Vorjahr die Gemeinderatskommission GRK «Interpretationsspielraum» in Straumanns Veto gesehen, und die Stadt rappelte sich auch nach dem vorliegenden Aarekonzept zu einem neuerlichen Studienauftrag betreffend Umgestaltung des Landhausquais auf. Immerhin hatte sich die Genossenschaft Kreuz inzwischen dahingehend geäussert, ein Sommerbeizli westlich des Landhauses auf der bestehenden Plattform unter den Bäumen und dem dortigen Brünnlein zu betreiben.
Tatsächlich war es Anfang Mai 2001 so weit: Architekt Philippe-Jean Richard und sein Team hatten zwei andere ausgestochen und ihr Projekt «Leicht Italienisch» sah sogar wieder eine 40 Meter lange Plattform als Verlängerung der Landhaus-Aaretreppe knapp über dem Wasserspiegel vor. Kein Thema waren nach den rigiden Vorgaben des Kantons eine Bar oder ein Beizli unten auf der Plattform.
Wenn jemand in Sachen Landhausquai einen Pechvogel-Preis erhalten müsste, dann hiesse er bestimmt Philippe-Jean Richard. Sein Siegerprojekt «Leicht italienisch» schien alle Hürden genommen zu haben, da schlug dem Architekten und SP-Politiker plötzlich ein harscher Gegenwind ins Gesicht: Eine neue Idee für den Landhauquai tauchte im Spätsommer 2001 auf. Eine simple Zeichnung, angefertigt von einem «Amateur» namens Hanspeter Bader – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schauspieler.
Bader schlug eine Abtreppung zum Aarespiegel anstelle eines Teils des Aaremürlis vor – diese sollte mit 200 sitzenden Strandgästen mehr Platz bieten, wogegen auf der geplanten Plattform mit der zur Rampe verlängerten Landhaustreppe nur gerade 50 Personen hätten stehen können.
Der Initiant scharte ein Aktions-Komitee um sich, dem auch Polit-Promis wie der FDP-Gemeinderat Beat Käch beitraten. Und die Resonanz auf die Treppen-Variante war gewaltig: Innert kürzester Zeit kamen über 3100 Unterschriften auf einer Petition zusammen – fünfmal mehr als beispielsweise zuletzt eine «Petitio» zum Erhalt der Grillbratwurst in der Altstadt...
Doch die Treppen-Idee hatte einige Haken. Der erste: Sie kam aus der falschen Ecke. Die Profi-Planer reagierten vergrätzt, dass Ihnen ein Hobby-Zeichner vorgeben sollte, was die bessere Lösung für einen Aarezugang sei. Und vor allem kollidierte Baders Vorschlag frontal mit einem ehernen Grundsatz der Denkmalpflege: Kein Stein des Aaremürlis sollte verrückt werden.
Und so kam es im November im Budget-Gemeinderat zu einem klassischen «Solothurner Showdown»: Für die bürgerliche Mehrheit war die Treppe, da so nicht realisierbar, gar kein Thema. Sie hätte auch eine halbe bis eine Million Franken gekostet – je nach Ausführung. Doch auch die wesentlich günstigere Plattform von «Leicht Italienisch» – sie war mit rund 200'000 Franken veranschlagt – wurde gekappt. Das Argument aus den FDP- und CVP-Reihen: Mit dem klaren Volks-Votum für eine Treppenlösung sei die Plattform gar nicht mehr erwünscht.
«Schwer enttäuscht» gab sich Hanspeter Bader nach der Budget-Sitzung, und tönte an, er wolle seiner Idee mit einer Motion doch noch zum Durchbruch verhelfen. Doch das Thema war gegessen – und inzwischen rückten ganz andere, wesentlich grössere Kaliber ins Blickfeld der Aare-Visionäre...