Solothurn
US-Gesundheitsriese Johnson & Johnson kommt nach Solothurn

Zuchwil profitiert von der Übernahme des Schweizer Medizinaltechnikunternehmens Synthes durch den Weltkonzern Johnson & Johnson. Die Europazentrale unweit des Bahnhofs Solothurn wird zum Europa-Hauptsitz der gesamten Orthopädiesparte von Johnson & Johnson.

Peter Burkhardt
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Synthes – hier der neue Europa-Hauptsitz in Zuchwil – ist die grosse Gewinnerin der Region.

Synthes – hier der neue Europa-Hauptsitz in Zuchwil – ist die grosse Gewinnerin der Region.

Hanspeter Bärtschi

«Das europäische Hauptquartier von DePuy Synthes wird in Solothurn zu liegen kommen», bestätigt Leila Meresman, Sprecherin von Johnson & Johnson. «Die Mitarbeiter werden bis Ende 2013 nach Solothurn umziehen.» Bis zuletzt hatte der Konzern mehrere andere Schweizer Standorte evaluiert, darunter Zug.

Damit entstehen in Zuchwil mehrere hundert neue Arbeitsplätze. Wie viele es genau sind, will Johnson & Johnson noch nicht verraten. Platz gibt es aber genug: Bisher arbeiteten in dem direkt an der Aare gelegenen, 170 Meter langen Prunkbau nur 410 Mitarbeiter der früheren Synthes-Stabsabteilungen wie Finanzen, Personal, Verkauf, Informatik, Rechtsdienste, Marketing und Kommunikation. Das Gebäude bietet aber Platz für rund 1000 Arbeitsplätze, der gesamte dritte Stock ist leer.

Hinter den Kulissen denkt Johnson & Johnson bereits über den nächsten Schritt nach: In Zuchwil soll auch ein Europa-Hauptsitz für den gesamten Konzern gegründet werden. Zwei voneinander unabhängige Quellen bestätigen diesen Plan. «Das ist intern tatsächlich eine Diskussion», sagt ein hochrangiger Manager des Konzerns. Ein Berater des Unternehmens sagt, damit würden rund 500 weitere Arbeitsplätze nach Zuchwil kommen. In Solothurn nimmt man diese Absicht erfreut zur Kenntnis. «Das würde uns natürlich sehr freuen und wäre positiv für den Kanton Solothurn», sagt Jonas Motschi, Chef des kantonalen Amtes für Wirtschaft und Arbeit.

Einen konzernübergreifenden Europasitz hatte Johnson & Johnson bislang nicht. Die europäischen Stabsmitarbeiter sind zurzeit auf mehrere Länder verteilt. Die Beschaffungs- und Logistikleute beispielsweise arbeiten in Zug, die Personal- und die Rechtsabteilung in Belgien. Das entspricht der Firmenkultur von Johnson & Johnson: Mit ihren drei völlig unterschiedlichen Sparten Pharma, Medizinaltechnik und Konsumgüter versteht sie sich eher als Gruppe autonomer Unternehmen denn als zentral geführter Konzern. Nach Informationen des «Sonntags» ist denn auch intern ein heftiger Streit entbrannt, ob es einen zentralen Europasitz braucht oder nicht. Entschieden ist noch nichts.

Mit 114000 Mitarbeitern ist Johnson & Johnson ein Gigant. Im vergangenen Jahr erzielte der weltweit tätige Gesundheitskonzern einen Umsatz von 65 Milliarden Dollar und einen Gewinn von fast 10 Milliarden. Zum Vergleich: Synthes beschäftigte zuletzt 11500 Mitarbeiter, bei einem Umsatz von knapp 4Milliarden und einem Gewinn von 967Millionen Dollar.