Stadtbummel
Einkaufen direkt

Christina Varveris
Christina Varveris
Drucken
Sonntagsverkauf in Solothurn.

Sonntagsverkauf in Solothurn.

Maddalena Tomazzoli

Wozu braucht es eigentlich noch Läden? Ist das Ihnen auch schon durch den Kopf? Nur ganz kurz vielleicht, so ein verschämtes Aufleuchten einer Idee?

Wir wollen ja nicht als Onlinenerd gelten, der sich zu Hause einbuchtet und alle Plattformen nach Schnäppchen abgrast, statt einfach mal für die neue Hose in die Stadt zu bummeln.

Aber seien wir ehrlich. Die Hose, die gibt’s auch auf Zalando, Galaxus, Jelmoli, Vögele, Manor, oder wie die alle heissen. Stimmt's? Und ich kann sie bestellen, zu Hause anprobieren, und wenn ich sie nicht will, gratis zurückschicken. Gibt’s bei diesem Prozess irgendeinen Nachteil?

Also rein ins www. «Hose Damen» eingeben. Stoff, Cord, Jean, tiefgeschnitten, hochwasser, weit, eng, grün, blau, grau? Hmm.. Ich muss die Suche etwas einschränken. Nach einer Stunde was Passendes gefunden, für 40 Franken. Check-out. Aber dann die Meldung: Portofreie Lieferung ab 50 Franken? Zzz … Also noch einen Gurt dazu, wäre ja dann quasi gratis. Aber welchen? Weiter geht die Suche. Da poppt rechts die Werbung einer anderen Hose auf, hui die wäre auch nicht schlecht. Und nur 30 Franken. Ab zur anderen Website. Meine Grösse ist ausverkauft. Was haben die sonst noch? Eine weitere Stunde Grössentabellen, Lieferfristen, Mindestmengen. Wieder zurück bei der alten Hose, diesmal mit Gurt. Wieder Check-out. Dann die Meldung: Lieferfrist 8–10 Tage, echt jetzt? Nein... Nochmals neue Suche, da war noch eine andere Hose, die mir gefallen hat, wo war die genau? Ich vertage.

«Erst wenn der letzte Laden verschwunden ist, das letzte Café geschlossen hat und alle Gassen verwaist sind, werdet ihr feststellen, dass Onlineshoppen doch nicht so toll war», steht am Schaufenster der Polsterei gleich beim Bieltor. Total.

Die Lädeli brauchen uns und wir brauchen sie.

Ein Geschenk für ein Kind? Es geht nichts über einen Besuch im Spielzeugladen, in dem man von lauter Spiele die Regale nicht mehr sieht. Ein paar Fragen nach Alter und Vorlieben des Kindes und puff hat man das gewünschte Geschenk.

Eine neue Gitarre? Haaröl? Ein Buch, ein Kleid, aber auch Schuhe flicken, die Lederjacke kürzen, das Sofa polstern, ein Kleid schneidern lassen. Das alles gibt’s ein paar wenige Clicks, sorry, Schritte entfernt.

Und auch die Hose ist schnell gekauft, nimmt man die fachmännische Hilfe des Personals in Anspruch. Vielleicht wagt man es sogar in den Secondhandladen und findet eine supergünstige Designer-Hose? Gewiss ist hier die Suche spannender als online. Und ohne Grössentabellen, Lieferfristen oder Mindestmengen. Aber im besten Fall mit einem freundlichen Lächeln und einem herzlichen Merci.