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Das Wirken des vor einer Woche verstorbenen Markus Graf hat vor allem auch in der Stadt Solothurn nachhaltige Spuren hinterlassen.
Er fühlte sich sichtlich wohl ganz oben: In seinem Büro im Swiss Prime Tower in Zürich, aber auch in der Dach-Lounge «seines» Seminarhotels über den Türmen und Giebeln von Solothurn. Das war keineswegs selbstverständlich für einen Mann, der die seit 2000 börsenkotierte Swiss Prime Site AG zur grössten Schweizer Immobilienfirma machte, die heute 10 Milliarden Franken schwer und von 20 auf 4800 Angestellte gewachsen ist.
Seine Projekte waren gross und setzten Massstäbe in der Schweiz: nebst dem Prime Tower etwa der Messeturm Basel oder die Zürcher Grossüberbauung Sihlcity. Doch stets behielt er seine engere Heimat, die Stadt und Region Solothurn, im Auge. Vor allem: Er war nicht der Investor, der bekniet werden musste. Markus Graf entwickelte seine eigenen Visionen und setzte sich an allen Fronten dafür ein, dass sie umgesetzt wurden. Er überwand Rückschläge, orientierte sich neu, wenn es sein musste, und behielt stets eisern sein Ziel im Auge.
Um die Jahrtausendwende warb Markus Graf für seine Vision einer Seminarmeile in Solothurn: Der Kanton sollte das Palais Besenval einbringen, die Stadt das Landhaus, die damalige CS Asset Management ein Seminarhotel bauen. Markus Graf war damals fürchterlich enttäuscht, dass er den von ihm ins Auge gefassten Uferbau, das damalige ausrangierte Schlachthaus, nicht für das Hotelprojekt erhielt.
Dennoch blieb er auf Kurs. Und suchte nach einem Hotel-Standort südlich der Aare. Dieser wurde zwar nach einem Wettbewerb gefunden, doch Graf als Architekt konnte sich mit dem Bauplatz im Kreuzackerpark gar nicht anfreunden. «Das Hotel gehört vorne an die Aare», befand er darauf kategorisch. Der südliche Brückenkopf der damals im Bau befindlichen neuen Rötibrücke sollte es sein. Trotz viel Widerstand aus Hotelierskreisen und der Anwohnerschaft.
«Und er musste sich auch stets in Zürich durchsetzen», so sein langjähriger Weggefährte und Partner beim Kanton, der damalige Baudirektor Walter Straumann. Doch am 8. Dezember 2006 hatte das kleine Solothurn seinen grossen Tag: Das damals Ramdada – heute H4-Hotel – genannte Seminarhotel wurde feierlich eröffnet und damit auch die Solothurner Seminarmeile, ein gelungenes Beispiel für einen Private-public-Partnership, zu der alle drei Parteien 35 Mio. Franken eingebracht hatten. Übrigens: Seit der Eröffnung der Seminarmeile hat sich die Zahl der Logiernächte in der Stadt Solothurn mehr als verdoppelt.
Im Mai 2010 durfte Markus Graf ein weiteres Ausrufezeichen in der Stadt Solothurn setzen: Das Wohn- und Geschäftshaus Perron 1 westlich des Hauptbahnhofs mit einer Investition von fast 50 Mio. Franken, konnte eröffnet werden. Typisch für den Macher Markus Graf: Er brachte zur Eröffnung auch gleich Kritik am inzwischen geänderten Verkehrsregime in der Vorstadt an.
Er musste aber auch Enttäuschungen hinnehmen: So vor zwei Jahren das nach einem Gutachten verkündete Aus für die Wasserstadt wegen raumplanerischen Problemen. Noch hatte er geglaubt und gehofft, dass sich über Kompensationsmassnahmen eine Lösung für das Projekt um den Stadtmist finden werde.
Eine Lösung, die sich dagegen mit Baudirektor Walter Straumann und Stadtpräsident Kurt Fluri 2012 für das Hotel Krone fand: Trotz Nebengeräsuchen kauften Stadt und Kanton das Ensemble und Markus Graf mit der Swiss-Prime-Anlagestiftung vollendeten den 18-Mio.-Umbau im Baurecht zur gediegenen «Couronne» – die Eröffnung im April war für ihn ein besonderer Freudentag mit viel Genugtuung.
Auch wenn er zuletzt kürzergetreten war, viele Pläne beschäftigten Markus Graf noch intensiv: die Entwicklung des Riverside-Areals in Zuchwil, das Projekt Wohnen im Alter in Feldbrunnen und – der Vatikan. Glühend vor Begeisterung erzählte er noch im letzten Mai von Plänen zum Umbau der Schweizergarde-Kaserne in Rom – leider durfte er nun nicht mehr alles ernten, was er gesät hatte.