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Neujahrskonzert des Sinfonie Orchesters Biel Solothurn mit neuem Chefdirigent und erstmaligen Neujahrsansprache von Stefanie Ingold.
Konzerte organisieren bleibt eine herausfordernde Aufgabe. Dank der 2G-Regel konnte das gestrige Neujahrskonzert stattfinden, nachdem der Traditionsanlass im Vorjahr wegen der Pandemie abgesagt wurde. Tobs-Intendant Dieter Kaegi bestätigte, dass alle Musikerinnen und Musiker gesund seien. Einzig Tenor Rolf Romei sei positiv getestet worden und verbringe den Bechtoldstag in Quarantäne. Demgegenüber strahlte Yannis Pouspourikas, ab Sommer neuer Chefdirigent des Sinfonie Orchesters Biel Solothurn und Direktor Konzerte von Theater Orchester Biel Solothurn, beim Einstand in der Ambassadorenstadt, Freude und Wohlbefinden aus.
Seit Kurzem im Amt ist Stefanie Ingold. Die neue Stadtpräsidentin begrüsste erstmals die Besucher und hiess die Musiker sowie ihren Vorgänger Kurt Fluri willkommen. Stefanie dankte Stadtschreiber Hansjörg Boll, der im Verlauf des Jahres pensioniert wird, für das langjährige Organisieren der Neujahrskonzerte.
Dabei hob sie die Bedeutung von kulturellen Anlässen hervor und die Hoffnung auf bessere Bedingungen. «Es wird, es muss besser werden. Auch wenn der Virus noch immer unseren Alltag bestimmt. Ich sage dies als grosse Optimistin.» Ingold ergänzte:
«2021 fiel der Traditionsanlass aus, dieses Jahr dürfen wir ihn geniessen.»
In der grossen Krise seien alle gefordert, zusammen etwas zu bewegen, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und solidarisch zu wirken. Sie hoffe, dass die Kreise, die das Land spalten wollen, keinen weiteren Nährboden finden, sondern dass sich die Energien des Zusammenwirkens als stärker erweisen: Kräfte wie Hoffnung, Zuversicht und Lebensfreude. Stefanie Ingold glänzte mit einem charmanten und poetischen Auftritt, zauberte ein Sektglas hervor, erhob es zum Publikum:
«Da wir wegen der Pandemie keinen Apéro ausrichten können, stosse ich so mit Euch auf das neue Jahr an.»
Passend zum Auftakt sangen Elodie Kimmel Perso und der kurzfristig eingesprungene Tenor Loïc Félix «Wir gehen ins Theater» aus der Lehár-Operette «Paganini», aus der auch die Ouvertüre erklang. Mit der Johann Strauss Polka «Im Krapfenwald’l» gab Yannis Pouspourikas stilsicher den beschwingten Ton vor.
Sein Zugriff auf die tänzerischen, melodiereichen und von rhythmischer Energie angetriebenen Walzer und Operettenmelodien des Programms «Von Paris nach Wien» war von seinem Gespür für Tempi und Dynamik, und nicht immer ganz ausgewogenen Klangbalance («Leichte Kavallerie» und «Napoleon-Marsch») bestimmt. Die grossen Strauss-Hits wie «Kaiser-Walzer» und «Champagner-Polka» gewannen jedoch unter seinen Händen aufregende Akzente.
Für Operettenseligkeit sorgten Elodie Kimmel Perso und Loïc Félix mit Schmankerln wie dem Duett «Geh’n wir ins Chambre séparée» aus Heubergers «Der Opernball», «Hab ich nur Deine Liebe» aus «Boccaccio» von Suppé und dem französisch gesungenen «Dein ist mein ganzes Herz» aus Lehárs «Land des Lächelns». Die leichte Muse ist schwere Arbeit mit hohen technischen Hürden.
Am Neujahrskonzert stimmte alles. Witzig, wie die Sopranistin als beschwipste «Perichole» aus Offenbachs Opera buffa auf die Bühne torkelte, mit der Champagnerflasche flirtete und die quirlige Buffo-Maschinerie auf Hochtouren schraubte. Sentiment und Nostalgie brachte das Sängerpaar mit Lehárs «Lippen schweigen, flüsterns Geigen» aus der «Lustigen Witwe» aufs Parkett. Natürlich fehlten weder ein paar Walzerschritte noch der obligate Radetzkymarsch zum vielbejubelten Finale.