Heinrich Heine und dessen «Wintermärchen» stehen bei der Aufführung in der Kulturgarage im Mittelpunkt.
Der Schauspieler Jens Wachholz erkannte die aktuellen Bezüge in den Werken von Heinrich Heine (1797–1852) und wollte sie für eine Bühnenproduktion nutzen. Er studierte wie er den Dichter, welcher dem breiten Publikum von allem durch die «Loreley» bekannt ist, adaptieren könnte.
Als er sich im Mai 2020 mit der ihm bekannten Malerin Gergana Mantscheva traf, wurde die Idee geboren, die Texte mit Bildern zu illustrieren. Wachholz begann den umfangreichen Text von Heines «Wintermärchen» einzustudieren und Gergana Mantscheva gestaltete 300 Bilder dazu. Die Premiere in der Kulturgarage wurde mit Begeisterung aufgenommen.
Heine, der deutschen Zensur wegen nach Paris übersiedelt, kehrte 1843 nach Deutschland zurück und reiste von Aachen nach Hamburg. Vorbilder für seinen Reisebericht waren Shakespeares Theaterstücke «Ein Sommernachtstraum» und «Ein Wintermärchen».
Mit Anklängen an die Romantik, aber auch mit gesellschaftskritischem Einschlag, mit bissigem Humor und fast prophetischen Feststellungen rückt er dem Geist der Deutschen zu Leibe. Kurz nach Beginn erscheint auf der Leinwand des lebendigen Bilderbuches eine junge, musizierende Frau: «Sie sang das alte Entsagungslied./Das Eiapopeia vom Himmel/Womit man einlullt, wenn es greint/Das Volk, des grossen Lümmel.»
Bereits beim Grenzübertritt trifft der Erzähler auf preussische Soldaten. In der Folge warnt er vor den Preussen und ihren Expansionsplänen.
Jens Wachholz ist ein Meister der Sprachgestaltung. Während annähernd zwei Stunden gestaltet er diesen nicht leichten Text, bewegt sich, sodass er den Erzähler auch gestalterisch darstellt. Wirklich eine Sternstunde der Schauspielkunst. Ab und zu wird die Ironie des Textes spürbar, während Gergana Mantscheva durchaus Humor in die Bilder bringt. So überlagert denn das Bild vom brennenden Hamburg ein Porträt des zigarettenrauchenden Helmut Schmidt.
Ab Band ist die Stimme von Peter Bichsel zu hören, welcher die Verse des alten Vater Rhein spricht. Giulietta Odermatt leiht ihre ausdrucksstarke Stimme der Hammonia. (Im Stil der damaligen Zeit eine Allegorie für Hamburg.) Viel Aufmerksamkeit am Regiepult benötigte Vera Probst, damit die Licht- und Toneinsätze reibungslos funktionierten. Für die Lichtgestaltung zeichnet Kurt Andreatta und für die dramaturgische Mitarbeit Ralf Harder verantwortlich. Der kritische Poet und Mahner Heine wirkt durchaus aktuell.
Nächste Aufführungen: 25. bis 27. November 2021, 6. bis 8. Januar 2022, je 20 Uhr.