In der Kulturgarage begibt sich das Publikum auf eine Reise von New York nach Buenos Aires. Mit an Bord ist Jens Wachholz mit unendlichen Schachkombinationen und einer traumatischen Geschichte.
Nach der berühmten Novelle von Stefan Zweig, die durch die Ereignisse in der Ukraine leider wieder an drängender Aktualität gewonnen hat, präsentierte Jens Wachholz in einer Parforce-Performance den Text der «Schachnovelle» als Drama. In der Kulturgarage versammelten sich etwa 40 Besucherinnen und Besucher zur Premiere des anspruchsvollen Stücks.
Wachholz übernahm dabei sowohl die Rolle des Ich-Erzählers als auch die des Dr. B., der nach der Machtübernahme der Nazis in Österreich in einem Hotelzimmer gefangengehalten wird. Dort soll er so lange isoliert werden, bis er verrät, wo sich die Gelder der Kirche und des Staates befinden, mit deren Verwaltung er betraut war.
Schon halb zermürbt vom Nichtstun-Können, entwendet er ein Buch, das sich als Sammlung berühmter Schachpartien entpuppt. In seiner Verzweiflung beginnt er, gegen sich selber Schach zu spielen, bis er im Wahn einen Wärter angreift und so ins Spital und durch Vermittlung eines Arztes in Freiheit gelangt.
In einer Rahmenerzählung erleidet er auf einer Schiffsreise bei einem Spiel mit dem amtierenden Schachweltmeister Czentovic einen Rückfall in seine «Schachkrankheit», dem er dank des Ich-Erzählers in letzter Sekunde entrinnt.
Die Novelle ist dabei auch eine Parabel auf die Naziherrschaft, in der Menschen wie Schachfiguren behandelt wurden. Zudem ist sie eine interessante Charakterstudie, insbesondere auch bezüglich der Figur des Czentovic, der zwar Schachweltmeister ist, aber ansonsten kaum lesen und rechnen kann und von auffallender geistiger Trägheit ist.
Das Bühnenbild in der schwarz gehaltenen Kulturgarage zeigte drei aufgehängte Platten, deren eine schwarz war, die andere weiss; und das Bild in der Mitte einen Schiffsbug, der von einer Schachfigur, dem König, gekrönt war. Schöpfer des Bühnenbildes ist Pavel Schmidt, die Musik stammt von Ben Jeger. Die Stimmen von Czentovic und McConnor (Hanspeter Bader, Gottfried Breitfuss und Pavel Schmidt) wurden aus dem Off eingespielt.
Nach der Pause wechselte der Schauplatz des Geschehens in den hinteren Teil der Kulturgarage. Jens Wachholz gelingt es, sowohl die Figur des Ich-Erzählers als auch die des Dr. B. glaubhaft auf die Bühne zu bringen. Das Publikum bedankte sich mit Applaus für die Darbietung.
Das Stück wird noch bis zum 10.9. gespielt, jeweils um 20 Uhr.