Karfreitag
Kantorei Solothurn setzt den Kreuzweg in Klangbildern von Franz Liszt um

Die Kantorei Solothurn konzertierte am Karfreitag mit Passionsmusik in der Reformierten Stadtkirche mit Werken von Bruckner, Bach und Nystedt. Herzstück der Aufführung war aber «Via Crucis» von Franz Liszt.

Gundi Klemm
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Die Kantorei Solothurn gab am Karfreitag in der Reformierten Stadtkirche Solothurn ein Konzert mit Begleitung der Organistin Nadia Bacchetta.

Die Kantorei Solothurn gab am Karfreitag in der Reformierten Stadtkirche Solothurn ein Konzert mit Begleitung der Organistin Nadia Bacchetta.

Bild: zvg

Das 1878 von Franz Liszt (1811–1886) komponierte Werk «Via Crucis» hat die 14 Stationen des Kreuzweges, der Jesu Leidensgeschichte in Klangbildern vor Augen führt, in unterschiedlichsten Vokalformen und Orgelsätzen tief berührend zum Ausdruck gebracht. Wer Liszt bisher nur als den brillanten Komponisten von Klavier- und Orchesterwerken sowie als virtuosen Pianisten kannte, erlebte ihn nun auch als Meister der religiösen Kunst.

Herzstück des Konzerts war das Werk «Via Crucis», das Franz Liszt 1878 komponierte. Darin sind die 14 Stationen des Kreuzweges, der Leidensgeschichte Jesu, in Klangbildern vertont.

Herzstück des Konzerts war das Werk «Via Crucis», das Franz Liszt 1878 komponierte. Darin sind die 14 Stationen des Kreuzweges, der Leidensgeschichte Jesu, in Klangbildern vertont.

Bild: Imagno

Die Kantorei Solothurn und ihr Leiter Markus Cslovjescek gewinnen seit vielen Jahren die Herzen ihres Publikums mit ausgesuchten Vokalwerken, die eben nicht im Mainstream liegen, und mit ihrer stets ausgefeilten Interpretation. Deshalb war die Stadtkirche nach Auswärtskonzerten der Kantorei in Grenchen, Olten und Grafenried überaus gut besucht.

Rückgriff auf Traditionen der Musikgeschichte

Der Passionsbericht «Via Crucis» ist in seiner Art nämlich ungewöhnlich. Zu Worten in lateinischer Sprache, die das Geschehen auf dem Kreuzweg von Jesu Verurteilung bis zu seinem Tod am Kreuz schildern, hat Liszt in stilistisch vielfältiger Kompositionsweise, die auf Traditionen der Musikgeschichte seit Gregorianik und Bach zurückgreift, meditative Andachtsmusik geschaffen.

Das Konzert fand in der Reformierten Stadtkirche Solothurn statt, wo die Kantorei auch regelmässig probt.

Das Konzert fand in der Reformierten Stadtkirche Solothurn statt, wo die Kantorei auch regelmässig probt.

Bild: Hanspeter Bärtschi

Enthalten ist das feinfühlig gesungene protestantische Kirchenlied aus dem Jahr 1656 von Paul Gerhard «O Haupt voll Blut und Wunden» und «O Traurigkeit, o Herzeleid», aber auch das Hassgeschrei von Jesu Gegnerschaft mit «Kreuzige ihn, kreuzige ihn».

Viel Beifall für die singende Gemeinschaft

Die Aufführung stellte hohe Ansprüche an die singende Gemeinschaft, die für ihren Vortrag mit viel Beifall bedacht wurde. Die Stimmaufteilung zwischen Chor und Solisten vertiefte plastisch das erschütternde Erlebnis. Orgelpassagen klangen häufig weitblickend fast modern und keineswegs verhaftet in der musikalischen Ausdruckswelt der Romantik des 19. Jahrhunderts.

Nadia Bacchetta, Organistin der Reformierten Stadtkirche, verlieh dem Werk in der Chorbegleitung und in den Solostücken dichterische Fülle.

Nadia Bacchetta, Organistin der Reformierten Stadtkirche, verlieh dem Werk in der Chorbegleitung und in den Solostücken dichterische Fülle.

Bild: Anita Gerster

Organistin Nadia Bacchetta verlieh dem Werk in der Chorbegleitung und in den Solostücken der ein ganzes Orchester ersetzenden Orgel dichterische Fülle. Neben dem Chor befand sich im Blickfeld des Publikums eine Meditationstafel, die Franz Rüegger, früherer Dozent am Lehrerseminar Solothurn, 1982 gemalt hat. In vier Bildräumen wird in aktuellem Geschehen symbolisch die Passionsgeschichte dargestellt.

Thematisch abgerundet

Eröffnet wurde das Karfreitagskonzert durch das ohne Begleitung gesungene «Locus iste» von Anton Bruckner (1824–1896). Tiefe sakrale Feierlichkeit sprach aus dem sorgsam akzentuierten Vortrag dieses Werkes. Das folgende Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach (1686–1750) «Erbarm Dich mein» kündete die Dramatik der «Via Crucis» an.

Mit «O crux» des norwegischen Komponisten Knut Nystedt (1915–2014) wurde das geistliche Geschehen in zeitgenössischer Musiksprache abgebildet. Das Thema von Jesu Opfertod fand seine Abrundung als frohe Botschaft in «Christus factus est pro nobis ...» (Anton Bruckner).