Nachtleben Solothurn
Die Stadt begrüsst "Unisono" am runden Tisch

"Unisono" nennt sich eine Gruppierung von Anwohnern, Gastro-Betreibern, Hausbesitzern und Nachtschwärmern, die das Solothurner Nachtleben neu regelen möchten. Nun lädt die Stadt zur Diskussion am Runden Tisch ein.

Wolfgang Wagmann
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Hanspeter Bärtschi

Ende Januar hatte sich eine neue Gruppierung bei den Stadtbehörden gemeldet: «Unisono» wolle helfen, «ein breit abgestütztes Nachtleben zu realisieren». Im selben Boot machten sich Anwohner, Immobilienbesitzer, Gastro-Betreiber und Nachtschwärmer für das gemeinsame Anliegen stark. In einer Pilot-Phase ab 1. April bis Ende Oktober sollten Erfahrungen mit erweiterten Öffnungszeiten bis 2 Uhr drinnen und draussen sowie bei gleichzeitigen flankierenden Massnahmen gesammelt werden (wir berichteten).

Nun haben die Stadtbehörden auf das Schreiben reagiert, wie Urs F. Meyer, Leiter des Rechts- und Personaldienstes, bestätigt: «Wir beabsichtigen, einen runden Tisch zur Thematik durchzuführen.» Was auch im Sinn von «Unisono» ist. Bereits nächste Woche soll laut Meyer auch der Kick-off dazu erfolgen, «der Termin ist vereinbart».

«Kein Nein und kein Ja»

«Illusorisch» sei allerdings, dass man bereits ab 1. April die Vorschläge der Gruppierung umsetzen könne. Das werde «telquel» auch gar nicht möglich sein, meint Urs F. Meyer, zumal kantonales und Bundesrecht in der Problematik mitspiele. «Deshalb wird auch der Kanton, genauer das Amt für Wirtschaft AWA, am runden Tisch mit dabei sein. Es geht dabei um die Anwendung der Öffnungszeiten und der Freinächte.»

"Da muss die Stadt aufpassen!"

Im Gegenzug zu erweiterten Öffnungszeiten will sich «Unisono» mit einem Massnahmenkatalog für ein geordnetes Nachtleben engagieren. Die Betriebe sollen sich in einem «Code of Conduct» zu einer Reihe von Regeln verpflichten, um die Anwohnerschaft vor Nachtruhestörung, Vandalismus und Littering zu schützen. Stichworte sind Street Coaches, Sorgentelefon oder Flyer. «Damit sind die Betriebe für Ruhe und Ordnung in ihrem Rayon zuständig», sieht Markus Moerler den Kontrapunkt zu einem Ausgangsverhalten, das von grösseren Städten wie Zürich auch nach Solothurn überschwappen könnte: Junge Nachtschwärmer konsumieren gar nicht mehr in den Gastro-Betrieben, sondern versorgen sich mit in 24-Stunden-Billigst-Shops erstandenem oder von zu Hause mitgebrachtem Alkohol. «Sie hängen dann einfach nachts herum», so Moerler. Und warnt weiter angesichts erster solcher Trends auch in Solothurn: «Da muss die Stadt aufpassen!» (ww)

Grundsätzlich müssten die Ideen von «Unisono» erst einmal konkretisiert werden. «Das schliesst nicht aus, dass etwas möglich ist», relativiert Meyer seine Vorbehalte. Denn «in diesem Umfang», wie sich «Unisono» die Pilotphase vorstelle, könne diese wohl nicht erfolgen, das Zusammensitzen am runden Tisch stehe aber für «kein Nein und kein Ja». Und weiter: «Doch finde ich es gut, dass sich die Gruppierung formiert hat. Es ist einfacher, mit ihr zu reden als mit Einzelpersonen.»

Gastrozonen separates Geschäft

Auch gibt Urs F. Meyer zu bedenken, dass die Forderungen von «Unisono» etwas kosten würden. «Und dafür ist derzeit nichts budgetiert.» Zudem macht der Leiter des Rechtsdienstes darauf aufmerksam, dass die Offensive der Gruppierung «kein Thema des neuen Gastroreglements ist». Dieses soll nach der erfolgten Mitwirkung im ordentlichen Verfahren wohl ab diesem Herbst seinen Weg durch die Instanzen nehmen.

Hoffen auf «Gesamtlösung»

Den Termin sicher wahrnehmen wird Markus Moerler, Betreiber des «Dock» in der Vorstadt und eine der treibenden Kräfte von «Unisono». Er hofft, möglichst viele Mitglieder der Gruppierung für eine Teilnahme am runden Tisch motivieren zu können. Und: «Dass nicht nur darüber diskutiert wird, was alles nicht geht, sondern darüber, was eben möglich ist.» Kreativität sei gefragt, «lösungsorientiert» müsse man vorgehen, ist er überzeugt. Insbesondere das Thema Freinächte steht für Moerler ebenfalls im Mittelpunkt der Diskussion, «trauern wir doch alle der bisherigen Regelung nach».

Sein Credo «Wir wollen es gut haben mit den Anwohnern» soll am runden Tisch ebenfalls einen Niederschlag finden, denn nur gemeinsam könne man etwas bewegen, das für alle stimmt. «Wir haben den Ball aufgenommen», betont der langjährige Club-Betreiber in Solothurn, und nun gehe es darum, zusammen mit den Behörden das Ziel von «Unisono» zu erreichen: «Wir müssen zu einer grosszügigen Gesamtlösung kommen.»