Burgäschi
Operette Burgäschi als gesellschaftliches Ereignis

Den fulminanten Start von «Die lustige Witwe» bei besten Wetterbedingungen wollte sich niemand entgehen lassen. Bis auf den letzten Platz war die grosse Tribüne besetzt, von allen, die für die Premiere Karten ergattert hatten, oder geladen waren.

Gundi Klemm und Rahel Meier
Drucken
Baron Mirko Zeta (Hermann Gehrig) und Njegus (Urs Mühlethaler)
6 Bilder
Die Grisetten lassen es sich gut gehen
Operette Burgäschi
Valencienne (Nicole Widmer) ist verliebt in Camille de Rosillon, bleibt aber eine anständige Frau
Der Kinderchor Crescendo
Hanna Glawari, die lustige Witwe, wird von Verehrern umschwärmt

Baron Mirko Zeta (Hermann Gehrig) und Njegus (Urs Mühlethaler)

Alles, was in der Region Rang und Namen in Wirtschaft und Politik besitzt, gab sich in Burgäschi ein Stelldichein: Angehörige von Parlamenten beider Kantone und von eidgenössischer Ebene sowie als grosse Abordnung: die Gemeindepräsidien mit Regierungsrat Klaus Fischer an der Spitze. In seiner kurzen Ansprache hatte der Magistrat zuvor die Landschaft rund um den Aeschisee als uralten Kulturraum gewürdigt, der nun seit Jahren wieder mit beachteten Operettenproduktionen auf sich aufmerksam macht.

Braucht viel Aufwand

Wie viel Aufwand und Engagement nötig sind, um einer solchen Aufführungsreihe Ausstrahlung und Solidität zu verleihen, fasste Heinz Lehmann als Präsident des Trägervereins «Musik im äusseren Wasseramt» zusammen. Neben den Laien- und professionellen Kräften der Bühnenarbeit dankte er den zahllosen freiwilligen Helfern aus dem Wasseramt, die mit ihrer Mitarbeit einen so grossen Anlass überhaupt erst ermöglichen.

In seine Worte schloss er die Familie Ernst Aeschlimann ein, auf deren Land dieses Grossereignis stattfindet, das in den kommenden Wochen Tausende Musikfreunde anziehen wird. Neben den vielen Sponsoren, welche die Operettenaufführung unterstützen, waren auch Vertretungen ähnlicher Freilicht-Bühnenorganisationen wie etwa die Seespiele in Thun im Publikum vertreten und liessen sich alle faszinieren von diesem geglückten Musiktheater und seinen Bühnenliebschaften (Übrigens: Olga turtelte mit Brioche und nicht mit Cascada, wie im Premierenbericht zu lesen war).

Schwarze Wolken entleerten sich

In der Pause war es schon zu sehen: das nahende Gewitter. Schwarze Wolken standen drohend am Himmel. Plötzlich kamen die diversen Jäckchen, Jacken und Wolldecken doch noch zum Einsatz. Der Regen brachte nämlich auch Sturmböen mit sich und auf einen Schlag wurde es ungemütlich kalt. Das Dach der Tribüne hielt dem Regen stand. Nur gerade zuvorderst bekamen zwei Zuschauer eine volle Ladung Wasser ab und bei den Nähten tropfte es bis zum Ende der Vorstellung teilweise leicht durch.

Auf der Bühne allerdings ging die Vorstellung weiter. «Wir wurden gar nicht so nass», lachte Hermann Gehrig. Da nicht immer alle Darsteller gleichzeitig auf der Bühne stehen, konnten sich vor allem die Chor-Mitglieder immer wieder ins Trockene retten. So oder so zeigte das Ensemble der Bühne Burgäschi, dass es wasser- und sturmfest ist. Das ist auch die Bühne. Diese wurde mit 70 Ankern im Boden befestigt. Jeder Darsteller ist selbst für sein Kostüm verantwortlich. Das hiess am Sonntag: Aufhängen und trocknen lassen.

Und bis morgen Mittwoch müssen die Kleider wieder gebügelt und in Höchstform sein. Auch für dann ist die Wetterprognose wieder unsicher. «Wenn nicht Sturm angesagt ist, ziehen wir die Aufführung durch», so Gehrig. Gefährlich sei es auch, wenn es blitze - trotz Blitzableiter, die zur Grundausstattung gehören. Eine Aufführung zu verschieben sei meist schwierig. Im Ernstfall würden auf der Bühne grosse Schirme stehen, unter denen die Darsteller singen können. Und das Ensemble hat gleichfarbige Schirme, die es nützen könnte.

Am Samstag nach der Premiere tat das Wetter der guten Laune auf alle Fälle keinen Abbruch. Das Fest ging einfach weiter. Der Regen trieb die Leute statt nach Hause in die Wirtschaft. Dort wurde das Nachlassen abgewartet. Die Darsteller mischten sich dann noch unters Publikum.