Die Oltner Band Woodbees wird am 26. April das Publikum im Stadttheater mit rockigem Sound in ihren Bann ziehen. Mit Leidenschaft geben sie Rock, Balladen und Blues-Einlagen zum Besten.
Eine ganz spezielle Insektenart ist im Anflug: Vier Holzbienen halten Kurs auf das Oltner Stadttheater. Dort wird das Summen jedoch rauen Gitarrenriffs, eingehenden Beats, wummerndem Bass und leidenschaftlichem Gesang weichen – die Holzbienen sind nämlich niemand anderes als die Oltner Band Woodbees, die am 26. April rockige Atmosphäre ins Stadttheater bringen. Für eine nicht minder ausgelassene Stimmung sorgt an besagtem Abend die Gastband Bluesballs aus Thun, deren Name Programm ist.
«Ich sehe uns schon ein bisschen als Bewahrer der 60er-Musik», sagt Bassist und Woodbees-Mitbegründer Klaus Schmuziger und verweist auf die Songliste, die Stücke von Jimi Hendrix, den Rolling Stones oder den Eagles enthält. Mit «uns» meint er seine Bandkollegen Ueli Gerber (Gitarre), Diego Baches (Gesang) und Martin Stebler (Schlagzeug), die sozusagen die «Woodbees Version 2» verkörpern.
Die Version 1 datiert bereits in die Zeit der Gründungsväter der Rockmusik. Damals wurden die Woodbees von Lorenz Ramseyer (Gesang, Orgel, Schlagzeug), Klaus Schmuziger (Gitarre) und Markus Montanari (Bass) am Schulfest 1965 ins Leben gerufen. Ramseyer habe ihm damals gesagt: «Kauf dir eine Gitarre, Chlötzu, wir gründen eine Band», erinnert sich Schmuziger lächelnd und erzählt von Occasion-Verstärkern, Musikboxen, gekauften oder geklauten Schallplatten («Das Bandwohl war das Wichtigste») und Tonbandaufnahmen, die der Band als Vorlage für ihre Musik gedient hatten. Kurz darauf stiess Ueli Gerber als Sologitarrist zum Trio – die Band war nun bereit, durchzustarten.
Wenig später folgte denn auch die Feuertaufe: Den ersten Auftritt bestritt die Band mit 16 Jahren im November 1965 im Oltner Hammer – Songs von den dazumal noch relativ unbekannten Rolling Stones schmetternd, die neben den Beatles und den Kinks Vorbilder der Jünglinge waren. Doch nicht alle fanden Gefallen am rockigen Auftreten der Band, die sich nach Aussagen Schmuzigers mit längeren Haaren und «Buurehose» präsentierte. «Als wir an einem Abschlussball der Bezirksschule spielten, stellten uns die Lehrer nach drei Songs den Strom ab, da ihnen die Musik zu laut war.» Trotzdem gehörten die jungen Männer nicht zu den bösen Jungs: «Wir machten zwar viel ‹Seich›, aber eine Gitarre haben wir noch nie zerschlagen.»
Aber vielleicht «Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll» gefrönt? «Saufen war okay, Sex und Drogen gabs aber eigentlich nicht», schmunzelt der mittlerweile 65-jährige Architekt. Schmuziger kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Benehmen nicht immer tadellos war. So schmissen die Woodbees Ueli Gerber nach einem Jahr aus der Band – Grund waren nicht etwa Streitigkeiten, sondern lediglich die Tatsache, dass die Eltern Gerber ihrem Sohn ein einwöchiges Engagement im Tessin verboten hatten.
Obwohl kurz nach der Gründung Boris Banga, späterer Stadtpräsident von Grenchen und Nationalrat, den Platz am Schlagzeug besetzte, nahm der Ritt auf der Pop-Welle 1967 ein jähes Ende – das Summen der Holzbienen verstummte. Zur Auflösung geführt haben die schlechten Schulnoten von Schmuziger und Ramseyer.
Doch im Jahr 2000 erfolgte das grosse Comeback: Markus Montanari beabsichtigte, die Woodbees wieder zum Leben zu erwecken. Schmuziger hingegen wollte nicht ohne den 1979 tödlich verunfallten Ramseyer spielen. Als dann aber Willy Rüegsegger von der Band Rutishuser & Co als Sänger einsprang, stimmte Schmuziger dem Vorhaben zu. Und auch nachdem Rüegsegger das Handtuch schmiss, gab die Band nicht auf.
Im Gegenteil: Diego Baches, der fortan und bis heute die stimmliche Komponente der Band bildet, wurde 2001 ins Boot geholt. «Diego kennt und singt jedes Rockstück und Ueli Gerber ist ein ausgezeichneter Gitarrist geworden. Ich selbst habe dafür ein gutes Musikgehör», schwärmt Schmuziger über die Qualitäten der Bandmitglieder. Und dann gibt es ja seit 2013 noch Schlagzeuger Martin Stebler, der mit seinen 28 Jahren treibende Kraft ist und für frischen Wind sorgt. «Martin bereitet es Spass, sich beim Spielen dieser alten Hits auszutoben. Bei uns kann er dies sozusagen gratis tun», meint Schmuziger augenzwinkernd.
Kein Wunder – die Woodbees sind schliesslich fleissige Bienen, die darum bemüht sind, die 60er-Musik zu bewahren. «Obwohl wir heute auch interpretieren, spielen wir nahe an den Originalen.» Im Vergleich zu früher würde die Band zwar nicht mehr komponieren («Wir sind zu faul»), sich dafür aber an härtere Stücke wie «Smoke on the Water» von Deep Purple wagen.
Generell könne die Band in der heutigen Formation auf ein grösseres Repertoire zurückgreifen, so Schmuziger. «Unsere Musik zeichnet aus, dass wir uns nicht davor scheuen, Weltklasse-Hits zu spielen.» Etwa Songs von The Who, an deren Originalversionen die Woodbees in den 60er-Jahren nie herangekommen seien. «Die Erfahrung, wie man Probleme angeht und Dinge analysiert und das leidenschaftliche Verfolgen von Musik in den letzten Jahren sind Grund dafür, dass es heute viel besser tönt.»
Genau so treu wie der Musik sind die Woodbees der Stadt Olten geblieben, die gemäss Schmuziger Musikhochburg der Schweiz ist. «Nirgends gibt es eine so grosse Banddichte wie hier.» Doch egal ob Olten oder eine andere Stadt – beim passionierten Musikmachen befinde man sich eh in einer anderen Welt, meint Schmuziger und betont, dass auch die Bandmitglieder selbst alle aus anderen Welten stammen würden. «Wir sind grundverschieden, doch die Liebe zur 60er-Musik kittet uns zusammen.»