Kunstmuseum Olten
Kunst aus einer Zeit des Aufbruchs mit Zukunftsangst

Otto Morach und Ignaz Epper – zwei Schweizer Expressionisten sind im Kunstmuseum Olten zu sehen.

Fränzi Zwahlen-Saner
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Ignaz Epper, «Grosser Tunnel mit Berg», um 1918/19 (l.) neben Otto Morach (r.), «Fabrikbau III», um 1916.

Ignaz Epper, «Grosser Tunnel mit Berg», um 1918/19 (l.) neben Otto Morach (r.), «Fabrikbau III», um 1916.

Bruno Kissling

Erstmals begegnen sich die wichtigsten Werke der beiden Schweizer Expressionisten Ignaz Epper (1892–1969) und Otto Morach (1887–1973) in einer gemeinsamen Ausstellung im Kunstmuseum Olten. Thematisch gegliedert und einander gegenübergestellt, sind so Werke zweier früh schon zur Meisterschaft gekommenen Künstler zu entdecken. Epper und Morach – obwohl nicht näher miteinander bekannt – gehörten einer Künstlergeneration an, welche durch die Zeit des Ersten Weltkrieges, durch die Industrialisierung und die daraus entstehenden Probleme des sozialen Elends geprägt wurden. Der Fokus der gezeigten Arbeiten liegt in den Jahren zwischen 1913 und 1920.

Der St. Galler Ignaz Epper wurde vor allem durch seine Holzschnittarbeiten einem breiteren Publikum ab 1913 bekannt. Selbst im Arbeitermilieu aufgewachsen, ging er nach einem Aufenthalt in Berlin nach Zürich und bewegte sich im Kreis der sozialkritischen Zürcher Künstler und Dadaisten. Seine Bekanntheit als Holzschnittkünstler versperrte lange die Sicht auf sein malerisches Schaffen. Epper heiratete 1919 die holländische Adelige Mischa van Ufford, eine Schülerin von ihm. Seither war seine finanzielle Not vorbei und er unternahm mehrere Reisen nach Nordafrika oder in die Pyrenäen. 1932 übersiedelte er nach Ascona und war 1937 Mitbegründer des Marionettentheaters der Asconeser Künstler. 1969 nahm er sich in seinem Garten in Ascona das Leben.

Der Solothurner Otto Morach wuchs in einer Lehrerfamilie in Hubersdorf auf und konnte – trotz materieller Schwierigkeiten – eine fundierte künstlerische Ausbildung, unter anderem in Paris und München, geniessen. Dort eignete er sich die Stilmittel der Avantgarde an, insbesondere des Kubismus und des Futurismus. 1918 schuf er Marionetten für die Werkbundausstellung in Zürich, dadurch ergaben sich neue Kontakte zur Gruppe «Das neue Leben» in Zürich, Basel und Bern 1918–1920. 1919 zog Morach nach Zürich, wo er an der Kunstgewerbeschule unterrichtete. 1953 zog er sich vom Schuldienst zurück und schuf dann bis zu seinem Tod nur noch wenig.

Otto Morach war stilbildend für die Schweizer Plakatkunst.

Otto Morach war stilbildend für die Schweizer Plakatkunst.

Bruno Kissling

Gemeinsamkeiten

Trotz aller Unterschiede sind bei beiden Künstlern Gemeinsamkeiten zu entdecken. Sie schufen ihr Hauptwerk nach der Rückkehr von Auslandaufenthalten. Die Stadt, deren Bauten, die Eisenbahn – ob Gewinn oder Plage für die Menschen – wurden von beiden als Motive gewählt. Während Epper vier Jahre im selbst im Ersten Weltkrieg Dienst tat, musste Morach nur kurz dort ausharren. Entsprechend zeigt sich diese Erfahrung in beider Werke. Sterbende Soldaten, Gewalt wird dargestellt. Bei Epper auch Probleme zwischen Mann und Frau. Illustriert wurden politische und gesellschaftliche Ereignisse wie der Landesstreik oder die vielen Grippekranken in jenen Tagen. Ebenfalls gemeinsam ist ihnen die Hinwendung zu religiösen Themen; Epper malt oft den heiligen Sebastian, Morach verschiedene biblische Themen. Eindrückliche Selbstporträts zeigen die Künstler in ihren Nöten oder ihren Zweifeln.

Ab 1919 wandte sich Morach intensiv der Plakatgestaltung zu und schuf eine Vielzahl von preisgekrönten Künstlerplakaten. Mit ihrer kühnen Perspektive, ihrer grossflächigen Farbigkeit und dem neuartigen Einsatz der Schrift waren sie ihrer Zeit voraus. Im dritten Stock des Kunstmuseums Olten sind diese zusätzlich erstmals ausgebreitet.

Vernissage: Samstag, 1. Dez., 19 Uhr. Bis 17. Februar 2019. www.kunstmuseumolten.ch