Dulliken
Der Koch und die Lehrerin sind jetzt Sirupmacher – durch Zufall

Seit drei Jahren sind die Dulliker Anna Bärtschi und Felix Ott im Sirup-Geschäft. Ihre Produkte stellen sie von A bis Z im Elternhaus von Bärtschi her. Und für die Zukunft haben sie grosse Pläne.

Judith Frei
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Felix Ott und Anna Bärtschi stellen ihren Sirup in Dulliken her.
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Der 34-jährige Felix Ott ist Chefkoch und kennt sich in der Gastronomie-Branche aus.
Die Kontakte helfen: Das Dulliker Paar kann seinen Sirup bereits an mehreren Orten verkaufen.
Die Früchte, aus denen das süsse Getränk gewonnen wird, stammen fast alle aus dem eigenen Garten in Dulliken.
Sirupmacher Felix Ott und Anna Bärtschi Dulliken
«Wir versuchen, so viele Rohstoffe wie möglich in unserem Garten zu produzieren», sagt Ott.
Dazu gehören auch die Apfelbeeren: «Das ist momentan eine absolute Trendfrucht, da sie einen hohen Gehalt an Vitamin C hat.»
In diesem kleinen Häuschen im Garten des Paares werden bis zu 2000 Flaschen Sirup pro Jahr hergestellt.
Die Maschinen hat er erst kürzlich neu gekauft.
«Ich bin vor dreieinhalb Jahren in Schinznach am Weihnachtsmarkt mit einem Sirup-Hersteller aus Bülach ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir, dass er sich zur Ruhe setzen wolle, aber keinen Nachfolger finde.»
Ott verfeinerte schliesslich das Rezept: «Beim Zuckergehalt gingen wir drastisch runter, dafür erhöhten wir den Fruchtanteil.»
Seine Partnerin Bärtschi ist für das Design der Etiketten zuständig.
Auf jeder ist ein Männlein mit grünen Haaren zu sehen. Diese Figur hat Bärtschi zusammen mit ihrem Bruder Arnold entwickelt.
Im alten Bauernhaus von Bärtschis Familie hat das Paar ausserdem einen Verkaufsladen eingerichtet.
Zukunftspläne haben die beiden ebenfalls: Ott möchte das Sortiment erweitern. Schon heute haben sie geräucherten Knoblauch im Angebot oder fermentierte Baumnüsse, auf die Ott besonders stolz ist.

Felix Ott und Anna Bärtschi stellen ihren Sirup in Dulliken her.

OT/Remo Fröhlicher

Vor dem schmucken Bauernhaus in Dulliken stehen Felix Ott (34) und seine Verlobte Anna Bärtschi (28). Bärtschi erzählt, dass das Haus schon seit zwei Jahrhunderten ihrer Familie gehöre. Ott ist vor einigen Jahren bei ihr eingezogen. Bärtschis Mutter wohnt auch hier. «Es ist ein Mehrgenerationenhaus», sagt sie lachend.

Ott führt durch den weitläufigen Garten und erklärt, was bei ihnen wächst: «Das sind Aronia oder auch Apfelbeeren genannt», sagt er und zeigt auf eine Reihe neu gepflanzter Büsche. «Mit diesen Beeren machen wir Sirup. Das ist momentan eine absolute Trendfrucht, da sie einen hohen Gehalt an Vitamin C hat.» Ott und Bärtschi verkaufen die verschiedenen Sirupe unter dem Namen «Sirupspezialitäten»; daneben bieten sie auch Delikatessen an, wie zum Beispiel geräucherten Knoblauch.

«Ich würde gerne ein Gewächshaus bauen»

Die Äste des Zwetschgenbaums biegen sich unter dem Gewicht der noch grünen Früchte. «Wir versuchen, so viele Rohstoffe wie möglich in unserem Garten zu produzieren», erklärt Ott. Dabei verzichtet das Paar vollständig auf Pestizide und giesst mit Regenwasser. Natürlich würden sie die exotischen Früchte einkaufen müssen, aber: «Ich würde gerne ein Gewächshaus bauen, damit ich auch Limetten anpflanzen kann», sagt Ott.

Ott spricht eine charmante Mischung aus Hochdeutsch mit sächsischem Einschlag und Schweizerdeutsch. Er ist in Leipzig aufgewachsen und wollte nach seiner Ausbildung zum Koch für ein halbes Jahr Erfahrung im Ausland sammeln. «Jetzt bin ich schon 14 Jahre in der Schweiz», sagt er, fast schon selbst erstaunt über die Zahl.

Der erfinderische Chefkoch und sein Sirup

Seine erste Anstellung habe er als Koch in einem Restaurant in Aarau gehabt. Seither hat er den eidgenössischen Fachausweis zum Chefkoch gemacht. Heute absolviert er eine Ausbildung zum Erwachsenenbildner und unterrichtet für die Gastro Aargau angehende Köche. Seit drei Jahren ist er zudem im Sirup-Geschäft.

Während Ott erzählt, öffnet er die Tür zu einem kleinen Häuschen, das mitten im Garten steht. «Hier produziere ich den Sirup», sagt er und erklärt, wofür er die sauber polierten Maschinen braucht. Im kleinen Raum werden bis zu 2000 Flaschen Sirup pro Jahr hergestellt. Bei den Sorten probiert der Gastronom gerne aus. So findet man auch einen Schafgarben- oder Fichtensirup in seinem Sortiment.

Durch Zufall wurden sie Sirupmacher

Nur durch Zufall sei er Sirup-Produzent geworden: «Ich bin vor dreieinhalb Jahren in Schinznach am Weihnachtsmarkt mit einem Sirup-Hersteller aus Bülach ins Gespräch gekommen. Er hatte dort einen Stand und erzählte mir, dass er sich langsam zur Ruhe setzen wolle, aber dass er keinen Nachfolger finde.»

Ott habe nur einen Tag lang überlegen müssen. Am nächsten habe er den Bülacher angerufen und gesagt, dass er gerne sein Nachfolger werden würde. Schnell waren sie sich einig: Ott übernahm die Maschinen und den Namen «Sirupspezialitäten» von ihm. Das Rezept habe er verfeinert: «Beim Zuckergehalt gingen wir drastisch runter, dafür erhöhten wir den Fruchtanteil.»

Von A bis Z im alten Bauernhaus hergestellt

«Ohne meine Familie wäre das natürlich nicht möglich», sagt Ott. Seine Partnerin Bärtschi sei für das Design der Etiketten zuständig. Hauptberuflich unterrichtet sie an der Kantonsschule Olten bildnerisches und technisches Gestalten.

Die Etiketten sollen einen hohen Wiedererkennungswert haben. Auf jeder ist ein Männlein mit grünen Haaren zu sehen. Diese Figur hat Bärtschi zusammen mit ihrem Bruder Arnold entwickelt. Das Männchen entspringt der Comicreihe «Xymbolon», die sie mit ihrem Bruder gestaltet hat. Bärtschi ist denn auch für die Fotografien und Illustrationen auf der Website verantwortlich, dort kann man die Produkte bestellen.

Auch Otts Schwester Luise hilft tatkräftig im Geschäft mit, obwohl sie im fernen Halle studiert. Sie ist für die Präsenz auf Facebook und Instagram zuständig.

Die Sirup-Produktion wird von der Ernte bis zum fertigen Produkt im Haus der Dulliker gemacht. Sei es das Ernten der Früchte oder das Bearbeiten der Online-Bestellungen. Danach fahre die Mutter von Bärtschi mit dem Fahrrad auf die Post, um die Pakete zu versenden, die bis ins Bündnerland geschickt werden.

Sie beliefern Restaurants und Läden

Für den Vertrieb arbeiten die Sirupproduzenten aber auch mit Partnern zusammen: zum Beispiel mit dem neuen Bioladen «Marktecke» in Olten. Sie beliefern auch verschiedene Restaurants in der Region, so zum Beispiel das «Mürset» in Aarau. «Ich arbeite schon seit vielen Jahren in der Region im Gastro-Bereich und bin deswegen bestens vernetzt», sagt Ott.

Und für die Zukunft? «Ich würde gerne unser Sortiment erweitern», sagt er. Schon heute haben sie geräucherten Knoblauch im Angebot oder fermentierte Baumnüsse, auf die Ott besonders stolz ist. Sie seien aufwendig in der Produktion, dafür sei das Resultat umso leckerer. Weiter erzählt er, was er noch gerne räuchern würde und welchen Teil des Hauses er noch zu umbauen will. Die Ideen seien da, meint Bärtschi lachend. «Die Tage sind einfach zu kurz, um alle Projekte umsetzen zu können», meint Ott und posiert stolz mit seinem Sirup für ein Foto.