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Ihre «Vayamos»-Tour führte Daniela Moser im Elektrorollstuhl durch die Schweiz. Zwei Monate war die Recherswilerin mit menschlicher und tierischer Begleitung unterwegs.
Gute zwei Monate waren Daniela Moser und ihre Begleiterinnen auf Abenteuerreise. Vor kurzem wechselten sie wieder das Zelt gegen ihr Zuhause. Freunde und Familie nahmen die drei Frauen in Recherswil mit einem Apéro in Empfang. «Das hat uns sehr berührt und gefreut und das Nachhausekommen wurde so viel einfacher», meinen die 51-jährige Moser und Freundin Esther Lattmann. Nichtsdestotrotz sei das Gefühl auf eine Art unwirklich gewesen. «Es braucht immer noch seine Zeit, sich richtig einzuleben und manchmal kommt die Frage auf, haben wir das wirklich alles erlebt?»
In 69 Tagen und 44 Etappen ging es durch 13 Schweizer Kantone. Insgesamt waren es 1433,7 Kilometer, die Moser mit ihrem Elektrorollstuhl und Lattmann mit dem Cargobike und den beiden Hunden Ivo und Samu unter die Räder nahmen. Assistentin Cornelia Hess war derweil mit dem Servicewagen unterwegs.
Die Reise führte durch das Seeland in Richtung Westschweiz, ins Wallis, Bernbiet, den Kanton Luzern... Immer weiter, Tag für Tag – mit ein paar Pausen. Immer wieder nahm sich das Team Zeit für kleine Ausflüge. Von Flims GR an den Caumasee etwa oder bei Lungern OW mit der Seilbahn auf den Turren.
Morgens standen die Reisenden meistens früh auf, um gemeinsam zu frühstücken, zu packen und sich dann auf den Weg zu machen. An heissen Tagen noch etwas früher als sonst, um der Hitze aus dem Weg zu gehen. Hess baute das Zelt ab und fuhr samt Gepäck zum nächsten Standort. «Dank Freunden und hilfsbereiten Menschen unterwegs mussten wir nur zweimal ‹wild› campieren», so Moser. Als die Campingplätze Anfang Juni öffneten, sei es bis Anfang Juli sehr entspannt gewesen. «Wir fanden gut Unterschlupf.» Das änderte sich mit dem Start der Sommerferien. «Die Suche war nun sehr aufwendig und wir mussten wieder auf andere Möglichkeiten ausweichen und öfters die Route anpassen.»
Für die Rollstuhl- und Bikefahrerinnen war das Virus weniger präsent als für Cornelia Hess, die noch für den Einkauf zuständig war. «Wir fühlten uns ziemlich abgeschirmt und hatten trotz den verschiedenen Campingplätzen wenig enge Begegnungen mit uns unbekannten Menschen. Wir bewegten uns für 10 Wochen in unserer eigenen kleinen ‹beweglichen Quarantäne›».
Wie die Reise unter dem Motto Vayamos schon andeutet: Die Recherswilerin mit cerebraler Lähmung wollte eigentlich nach Spanien reisen. Dass sie nun wegen des Coronavirus im eigenen Land blieb und erst am 18.Mai ins Abenteuer startete, bedauert sie nicht. «Den Umständen entsprechend war es der beste Entscheid, den wir treffen konnten.» Es sei eine besondere Erfahrung gewesen. Den Besuch bei den spanischen Freunden vermisste Moser aber dennoch.
Am Anstrengendsten seien stark befahrene Strassen, steile, rutschige und unebene Wege und «das nervige Navi» gewesen. Es habe ein bis zwei Momente gegeben, in denen einfach alles «doof» gewesen sei. Dazu gehört ein Tag in Coresaux VD. Im Tagebuch auf der Reise-Homepage ist zu lesen: «Morgens um 6.15 Uhr fällt uns das doofe Zeltdach auf den doofen Kopf, da die doofe Luft entweicht, weil die doofe Cornelia das doofe Ventil nicht richtig feste zugeschraubt hat. Der doofe Regen macht alles noch viiiiiiel doofer.» Doch auch solche Momente nahmen die Reisenden gemäss ihrem Motto «das gehört halt auch dazu». Einen absoluten Tiefpunkt habe es bei niemandem gegeben.
Was denn am besten gefiel? Ein Ort ist es nicht. Vielmehr: «Die Freiheit, die Gegend unterwegs mit all ihren schönen und herausfordernden Gegebenheiten bewusst wahrzunehmen und das bei jedem Wetter!»
Den einen oder anderen Zwischenfall gab es natürlich auch. Schon in der ersten Woche blieb der Elektrorollstuhl an einem Hügel stehen – der Strom war ausgegangen. Kein Problem: Cornelia Hess rauschte mit dem Servicewagen heran und lud den Akku rasch mit dem Notstromgenerator wieder etwas auf.
Mehrmals blieb der fahrbare Untersatz stecken. Im Morast etwa... oder in einer Kurve am Brünig. «Danis Rollstuhl will nicht mehr und bleibt mitten auf der Fahrbahn stehen», beschreibt es Esther Lattmann im Reiseblog. «Tot, toter geht nicht mehr, noch nicht mal ein Lämpchen blinkt.» Schlussendlich wurde der Rollstuhl in den Servicebus geladen und bis Lungern gebracht. Am Tag darauf wurde er gleich repariert.
Auch das Cargobike hatte mehrere Pannen auf der Fahrt. In Montlingen ging der Reifen des linken Vorderrads kaputt. In Chur stimmte etwas mit der Kette nicht. In Disentis waren dann die Bremsen dran. Im Aargau musste Esther dann noch das rechte Vorderrad reparieren lassen. Das Team nahm die Pannen jeweils mit Humor. Anekdoten für nach der Reise bieten sie allemal.
Ob sie sich durch die Reise verändert hat? Es sei wie so oft, meint Daniela Moser. Man gehe auf die Reise, um sich selber zu finden und stelle schlussendlich fest, «dass es so wie es ist, vollkommen in Ordnung ist. Es war eine wertvolle Erfahrung zu merken, wie anpassungsfähig, flexibel wir sind und wie spontan wir auf neue Situationen reagieren können.»