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Hans-Peter Beutler aus Selzach hat die Ausbildung zum diplomierten Ranger absolviert. Er erklärt, wie er den Leuten die Natur näherbringt.
Die Weissstörche stehen unbewegt auf ihren Horsten. Das schwarz-weisse Federkleid zeichnet sich kontrastreich vor dem blauen Himmel des Spätwinters ab. «Das sind die Männchen. Sie haben die Horste besetzt und warten nun auf die Weibchen», sagt Hans-Peter Beutler. Das Infozentrum Witi in Altreu ist der ideale Ort für das Gespräch mit dem Selzacher Naturfreund, der den «Rangerdienst Jura-Südfuss» ins Leben gerufen hat.
Die Natur interessierte Hans-Peter Beutler schon immer, auch wenn sein Berufsleben ihn mehr in die technisch-administrative Richtung führte. Über vier Jahrzehnte war er in seinen angestammten Berufen als Chemiker, Informatik-Techniker, Umweltbeauftragter und Umweltauditor in Industrie und öffentlicher Verwaltung tätig. Zuletzt beim Amt für Umwelt des Kantons Solothurn als Abteilungsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung.
Mit der anstehenden Pensionierung wollte er sein Interesse an der Natur vertiefen und absolvierte 2015/16 den Lehrgang zum Ranger am Bildungszentrum Wald in Lyss. Seit rund drei Jahren ist er nun als diplomierter Ranger unterwegs am Jura-Südfuss sowie dem angrenzenden Mittelland und Jura. Im Schnitt sind es ein bis zwei Tage pro Woche, die er ehrenamtlich für und mit der Natur tätig ist.
Medienberichte zur starken Nutzung der Naturräume häufen sich in letzter Zeit. Da steht auch der Beruf des Rangers zunehmend im Fokus. Tatsächlich besteht seit 2008 der nationale Verband Swiss Rangers für Ranger, Naturaufseher und Parkwächter. Gemäss den Angaben im Internetauftritt des Verbandes decken die Mitglieder die ganze Bandbreite der Rangertätigkeiten ab, von selbstständigen Kursanbietern bis zu den vollamtlichen Aufsehern in Naturschutzgebieten. Viele Rangerinnen und Ranger sind zudem als Jäger, Umweltpädagogen, Ornithologen und anderes mehr tätig. Der nächste deutschsprachige Lehrgang zum diplomierten Ranger am Bildungszentrum Wald in Lyss beginnt im August dieses Jahres. Die Informationen über den Bildungsgang sind im Internet aufgeschaltet. (pbg)
www.swiss-rangers.ch
www.bzwlyss.ch
Hans-Peter Beutler erinnert sich gerne an die Ausbildung zum Ranger vor fünf Jahren. «Der Lehrgang ist gut aufgegleist mit qualifizierten Dozenten. So gehe ich nun mit anderen Augen durch die Landschaft als früher», hält Beutler fest. «Heute kenne ich ihre Entstehungsgeschichte, wie etwa die unserer Gegend, die sich durch den Rhonegletscher und den nachfolgenden Solothurner See geformt hat.»
Aus Erfahrung weiss er, dass solche Informationen bei Führungen auf grosses Interesse stossen. In seiner Rolle als Ranger sieht er sich primär als Vermittler zwischen der Natur und den einzelnen Naturnutzern. Beutler: «Ich möchte aufzeigen, wie wertvoll dieser Lebensraum bei uns zwischen Jura und Aare ist und gleichzeitig das Verständnis für die Natur und ihre Zusammenhänge wecken und fördern. Gleichzeitig ist auch aufzuzeigen, weshalb etwa Restriktionen und Beschränkungen nötig und sinnvoll sind.»
Zur Vermittlungsrolle gehört auch die Umnutzung des ehemaligen Jagdhauses Wullimann, das in der Flur Brühl unmittelbar neben dem Siedlungsgebiet von Selzach steht. Hans-Peter Beutler hatte die Idee, diese Liegenschaft von Besitzer Rolf Wullimann zu mieten und in ein Bildungszentrum für die Natur umzuwandeln, bei dem neben dem Rangerdienst Jura-Südfuss auch die Gemeinde Selzach und der Forstbetrieb Leberberg partizipieren. Der Selzacher Gemeinderat gab unlängst grünes Licht für die weiteren Vorarbeiten (wir berichteten).
Gerade bei den Naturverbänden stiess der Ranger auf sehr offene Türen, als seine Ausbildung bekannt wurde. Selbst Präsidien wurden Hans-Peter Beutler angeboten.
«Mein Leben lang bin ich genug in geschlossenen Räumen und an Sitzungen gewesen. Heute möchte ich möglichst viel draussen sein, eben in der Natur.»
Dennoch sitzt er nicht selten in seinem Büro, um Projekte und Konzepte auszuarbeiten. So war er in den letzten Jahren ehrenamtlich für den WWF, Pro Natura, Wildtier Schweiz und für die Stiftung Pro Lutra tätig, die den Fischotter fördert. Auch für den solothurnischen kantonalen Fischereiverband war er unterwegs, der im Auftrag des Kantons und in Zusammenarbeit mit dem WWF Kleingewässer revitalisiert; hierzu verfasst Beutler die Projektstudien, wozu ihm sein ehemaliger beruflicher Hintergrund beim Kanton Solothurn sehr dienlich ist. Denn es ist dem Chemiker und Informatiker in seinem dritten Beruf als Ranger ein weiteres wichtiges Ziel, einen sinnvollen aktiven Beitrag zum Schutz, zur Pflege und zur ökologischen Aufwertung der Lebensräume beizutragen. Da wird die Arbeit kaum ausgehen.