Zuchwil
Höhere Spitexkosten, dafür länger daheim leben

Die Spitexorganisation in Zuchwil ist eine Verwaltungsabteilung, die einige Erfolge ausweisen kann.

Urs Byland
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Die Spitex-Dienste in Zuchwil müssen die gesamte Bandbreite an Dienstleistungen anbieten.

Die Spitex-Dienste in Zuchwil müssen die gesamte Bandbreite an Dienstleistungen anbieten.

hanspeter baertschi

Die Spitex ist in Zuchwil eine Abteilung der Dorfverwaltung. Die Gemeinde mit nicht ganz 9100 Einwohnerinnen und Einwohnern (Ende 2019) verfügt damit über eine eigene Organisation mit insgesamt 50 Angestellten und Lernenden, die die ambulante Pflege erledigt und niederschwellige Beratung zu Themen der Gesundheit und Krankheit anbietet. Ein Blick in die Kostenrechnung zeigt die spezifischen Probleme und Vorteile der Spitex Zuchwil.

Im Vergleich mit den Durchschnittszahlen im Kanton kann die Spitex Zuchwil 2019 bei den Vollkosten der sogenannten «a-Leistungen» (Abklärung, Beratung, Instruktion) mithalten. Diese bewegen sich um 133 Franken. In den «b-Leistungen» (Behandlungspflege) und den «c-Leistungen» (Grundpflege) ist Zuchwil jeweils rund zehn Prozent teurer.

Dabei zeige sich, so Leiterin Patricia Häberli, dass die Spitex Zuchwil viele Dienstleistungsstunden in komplexen Situationen erbringt. «Spezialleistungen, wie das Wundmanagement, die ambulante psychiatrische Pflege oder die Pflege in einer Palliative-Care-Situation erfordern Spezialausbildungen und angemessen geschultes Personal.» Die Spitex Zuchwil habe deshalb im Verhältnis mehr ausgebildetes Personal (60 Prozent) auf der Tertiär- und Sekundarstufe, als der Kanton im Minimum (40 Prozent) vorschreibt. Dies erhöhe die Vollkosten der «b- und c-Leistungen».

Längere Arbeitspausen, umfassenderes Angebot

Die im Vergleich höheren Personalkosten erklärt Häberli mit dem umfassenden Leistungsangebot (24-Stunden-Betrieb, etc.) und den fairen Anstellungsbedingungen. Dazu zählt beispielsweise die bezahlte halbstündige Pause, wie sie die Dienst- und Gehaltsordnung der Gemeinde vorschreibt. «Die meisten Spitexorganisationen kennen die viertelstündige Pause oder gar keine.»

Die Grundproblematik bleibe jedoch das unterschiedliche Leistungsangebot. «Eine Spitexorganisation, welche ihr Angebot an sieben Tagen und 24 Stunden erbringt, wird immer teurer sein als bei einem Angebot von 7 bis 19 Uhr, weil dadurch Patientinnen und Patienten in komplexen und aufwendigen Situationen gar nicht erst zu Hause leben können.»

Massiv weniger Einwohner in Langzeitinstitutionen

Die Benchmark-Zahlen erhärten Häberlis Aussagen. Die Spitex Zuchwil betreute 2019 insgesamt 3,2 Prozent der Einwohner im Einzugsgebiet. 2018 waren es 3,4 Prozent. Laut Häberli ist aber die Anzahl ungefähr gleichgeblieben, weil die Bevölkerungszahl zunahm. Zugenommen haben die verrechneten Kerndienststunden pro Patient.

2018 lag die Anzahl bei 79,8 Stunden, 2019 sind es 86,1 Stunden gewesen. «Dies deckt sich mit der Beobachtung, dass die Patienten immer länger, oft bis ans Lebensende, zu Hause bleiben und darum eine steigende Anzahl Pflegestunden und hauswirtschaftliche Einsätze brauchen.» Dies seien im Speziellen Palliative-Care-Situationen, schwer behinderte und beeinträchtigte Personen sowie durch das Alter und die Krankheiten eingeschränkte Patientinnen und Patienten, die trotzdem zu Hause leben möchten.

Die hohe Betreuungsdichte und die Komplexität der Pflegesituationen erhöht die Restfinanzierung, die die Gemeinde an die Spitexleistungen übernimmt, «verhindert jedoch Eintritte in die Langzeitinstitutionen». Aufgrund der gut ausgebauten ambulanten Pflege würden, so Häberli, nur 12,5 Prozent der über 80-Jährigen in einer Langzeitinstitution leben. Dies sei ein sehr guter, weil tiefer Wert. Der Durchschnitt im Kanton Solothurn liegt hier bei 21 Prozent.

Die Spitex prüfe aber laufend Verbesserungen. So hat 2020 die Personalrekrutierung oberste Priorität, damit die Spitex Zuchwil jederzeit die erforderlichen Mitarbeitenden in den verschiedenen Berufsgruppen hat. Seit einigen Monaten wird nicht mehr wöchentlich physisch eingekauft, sondern monatlich elektronisch. Die Materialbewirtschaftung wurde der Berufsbildung als Ressort zugeteilt, was kostengünstiger ist. Angepasst wurden die Vorgaben der persönlichen Arbeitszeiterfassung, und ein konsequentes Gesundheitsmanagement zeitige bereits Erfolge. 2019 lag die Abwesenheitsquote bei 7 Prozent. Aktuell sind es noch 4,8 Prozent.