Zuchwil
Für den Strom gibt es eine Zwischenlösung mit der AEK

Der Gemeinderat lässt sich bis zu drei Jahre Zeit, um herauszufinden, wie Zuchwil künftig Strom beziehen soll.

Patric Schild
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AEK realisierte einige Projekte in Zuchwil. Beispiele sind die Photovoltaikanlage auf dem Hallendach des Sportzentrums oder die Hochleistungs-Ladestation für Elektroautos. Bei deren Einweihung sprach AEK-Direktor Walter Wirth (links) vor gut drei Jahren und Zuchwils Gemeindepräsident Stefan Hug hörte zu.

AEK realisierte einige Projekte in Zuchwil. Beispiele sind die Photovoltaikanlage auf dem Hallendach des Sportzentrums oder die Hochleistungs-Ladestation für Elektroautos. Bei deren Einweihung sprach AEK-Direktor Walter Wirth (links) vor gut drei Jahren und Zuchwils Gemeindepräsident Stefan Hug hörte zu.

hanspeter baertschi

Mitte Juni 2018 beschloss der Gemeinderat überraschend mit 6 zu 4 Stimmen, den Vertrag mit der AEK zu kündigen und die Betriebsführung auszuschreiben. Der Gemeinderat entschied darauf, die Arbeitsgruppe (AG) Strom ins Leben zu rufen, um die neue Stromsituation ab 2020 auszuarbeiten. In fünf Sitzungen hat sich die AG Strom nun einen Überblick über die Möglichkeiten verschafft und diverse Informationen von verschiedenen Konstrukten und Anbietern auf dem Markt erhalten.

Für die Entwicklung einer eigenen Lösung oder einer Kooperation mit anderen Gemeinden fehlt der Gemeinde zwar die Zeit. Diese sowie weitere Optionen sollen aber mittelfristig in einer zweiten Phase geprüft werden. Ein zeitlicher Horizont von drei Jahren für Vorbereitungsarbeiten und eine geordnete Umsetzung wird dabei als vernünftig erachtet. Kurzfristig benötigt Zuchwil allerdings eine Zwischenlösung.

Wer darf entscheiden?

Angesichts der zur Verfügung stehenden Zeit erachtet die AG Strom zwei Varianten als realistisch: einerseits die Ausschreibung einer Pacht und andererseits die Ausschreibung einer Betriebsführung. Wegen der Komplexität der Materie hat die Arbeitsgruppe entschieden, dass professionelle Unterstützung notwendig ist, damit per 1. Januar 2020 eine werthaltige und für die Stromkonsumenten günstige Lösung vorliegt. Es wurde entschieden, im Falle von Beratungsbedarf, die Aarauer Firma EVU Partners herbeizuziehen. Eine entsprechende Offerte wurde von der AG Strom im Vorfeld bereits eingeholt und anschliessend vom Rat im Sinne eines Nachtragskredites mit einem Kostendach von 45'000 Franken einstimmig gutgeheissen, ebenso wie auch das gesamte Projekt «Ausschreibung der Elektrizitätsversorgung Zuchwil».

Aufgrund der Erkenntnisse sollte zudem, gemäss Antrag der Arbeitsgruppe, die Kompetenz für den Entscheid über die Ausschreibung einer Pacht oder einer Betriebsführung an die AG Strom übertragen werden. Doch dagegen regte sich Widerstand. Carlo Rüsics (SVP) zweifelte die Rechtskonformität dieses Vorgehens an und vertrat die Auffassung, dass dies der Gemeinderat zu entscheiden hat. Ins gleiche Horn stiess Cornelia König-Zeltner (SP). «Die AG Strom soll gemeinsam mit der Firma EVU Partners die Arbeit zusammentragen, aber der Entscheid ob Pacht oder Betriebsführung muss im Gemeinderat gefällt werden.» Dem stimmten auch die übrigen Ratsmitglieder zu, weshalb beschlossen wurde, dass die Arbeitsgruppe dem Gemeinderat zwar Empfehlungen unterbreiten soll, der endgültige Entscheid letztendlich aber bei den Gemeinderäten bleibt.

Verhandlungen mit der AEK

Gemeindepräsident Stefan Hug plädierte dafür, der gesamten Thematik aufgrund ihrer Vielschichtigkeit mehr Zeit einzuräumen. Die Idee ist es, mit der AEK über eine allfällige Vertragsverlängerung für ein weiteres Jahr zu diskutieren. «Ich will nicht zwingend bei der AEK bleiben, aber die Abklärungen, welche wir hier treffen, benötigen ein gewisses Mass an Zeit und Vorbereitungen», erklärt Hug. Der Anspruch des Gemeindepräsidenten besteht aber darin, mit der Verlängerung bessere Konditionen auszuhandeln, als es bis anhin der Fall war. Andernfalls findet keine Vertragsverlängerung statt. Sollten die Gespräche mit der AEK fruchten, so würde dies der Arbeitsgruppe mehr Luft verschaffen.

Bruno Ziegler (FDP) unterstützte den Antrag und erklärte, dass eine Hauruck-Übung unter Zeitdruck in dieser Situation das Schlimmste wäre. Überhaupt nichts mit diesem Vorschlag anfangen konnte hingegen Patrick Marti (SP). «Wir haben so oder so keinen Druck, denn die AEK ist verpflichtet, uns mit Strom zu versorgen, auch wenn wir mehr Zeit benötigen». Marti verwies auch auf die Gemeinde Lüsslingen-Nennigkofen, wo ein Verfahren hängig sei, und es deswegen nicht gleich zum Lichterlöschen gekommen ist. Mit 9 zu 2 Stimmen folgte der Rat dennoch dem Antrag des Gemeindepräsidenten, eine provisorische Verlängerung unter besseren Bedingungen zu verhandeln.