Kriegstetten
«Einsame Inseln, nur wir und die Natur»: Wirtefamilie segelt drei Jahre um die Welt

Drei Jahre segelte die Wirtefamilie Kaufmann aus Kriegstetten westwärts um die Welt. Nun kehrt sie zurück und führen ihr Restaurant Ueli der Pächter weiter.

Agnes Portmann-Leupi
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«Elas» war während dreier Jahre Heimat und Reiseschiff der Familie Kaufmann.

«Elas» war während dreier Jahre Heimat und Reiseschiff der Familie Kaufmann.

zvg

Ein Kapitän zu sein und um die Welt zu segeln, davon träumte Kim Kaufmann schon immer. Im Juli 2015 wurde dieser Traum nach einer intensiven Vorbereitungszeit im kroatischen Cervar Porat Wirklichkeit. «Elas», ein 13,25 Meter langes, 4,25 Meter breites und für lange Überfahrten ausgerüstetes Schiff mit 112 Quadratmeter Segelfläche, stach in See. Das grosse Abenteuer für Kim Kaufmann, seiner Ehefrau Claudia Buser Kaufmann und den beiden damals elf- und achtjährigen Mädchen Lenja und Neele begann.

Verlockend klingen die Destinationen wie Kanaren, Karibik, Südsee, Australien, Indonesien, Indien, Rotes Meer und zurück ins Mittelmeer. Als Barfussroute gilt der Wasserweg dieser Erdumrundung, der immer dem warmen Wetter nach westwärts führt und somit das Barfusslaufen an Deck des Schiffes ermöglicht.

Sicherheit als erste Priorität

Glück ist von den Weltumseglern ein viel genanntes Wort – und Glück hatte die Familie Kaufman oft. Der Sicherheit galt ihre Priorität. «Mit Kindern zu reisen, erfordert viel Verantwortung. Wir wählten, soweit möglich, immer den risikoärmeren Weg, immer mit grossem Respekt gegenüber der Natur», erklärt Kim Kaufmann.

«Mit den heutigen Technologien und dem Satellitentelefon konnten wir die Wetterdaten empfangen und die Routen und Ankerplätze gut planen», erzählt Ehefrau Claudia. «Wir genossen nicht nur das Leben auf dem Segelschiff und das Meer, wir interessierten uns auch für die Geschichte der Menschen, für die Natur und natürlich fürs Kulinarische.»

Die lokale Bevölkerung habe sie an allen Orten, die sie anliefen, mit viel Herz empfangen. «Sie freute sich, wenn wir uns für sie und ihr Land interessierten», blickt Skipper Kim zurück. Man erreiche Orte, die man normalerweise nicht zu sehen bekomme. «Einsame Inseln, nur wir und die Natur», schwärmt Claudia Buser Kaufmann. In Indonesien trafen die Weltumsegler sogar Leute, die noch nie weisse Menschen gesehen hatten. Da erheischten die beiden auffallend blonden Mädchen verständlicherweise viele bewundernde Blicke.

Himmel und Sterne

Die längste Strecke, ohne Land zu sehen, von den Galapagos Inseln zu den Marquesas in der Südsee, dauerte 21 Tage. Dann mauserte sich die gefüllte Gefriertruhe an Bord zur Schatztruhe. Fast täglich ging es weiter, manchmal stunden- oder tagesweise. Während der Nacht wechselte sich das Ehepaar an Deck im Dreistundenrhythmus ab. «Nur Himmel und Sterne und unser ruhig dahingleitendes Schiff», schwärmen beide. Für Lenja und Neele gehörten Schulaufgaben zum Tagesprogramm. Eine Unmenge Bücher, die Erklärungen und Lösungen enthielten, waren an Bord.

Technische Schwierigkeiten, die bei einem Boot immer wieder und oftmals an den entlegensten Orten auftauchen, konnte das Ehepaar im Austausch mit andern Seglern regeln. «Man trifft sich und hilft einander, so kommt viel Know-how zusammen», sagt Claudia Buser Kaufmann. Wieder sprechen sie von Glück, prekäre Situationen nicht erlebt zu haben. Selbst die Kiste mit medizinischem Material blieb beinahe gefüllt und das vorher erlernte Nähen von Wunden und Spritzen verabreichen blieb ungetestet. Im Juli lenkte die «Elas» wohlbehalten in den Ausgangshafen Cervar ein. «I like Elas forever», kritzelte Lenja an die Luke – deutlich in Übereinstimmung mit der ganzen Crew.

Ueli der Pächter wie einst

«Der Wiedereinstieg war hektisch», meint Kim Kaufmann einen Monat nach der Rückkehr. «Man hat sich an das Leben mit weniger gewöhnt.» Die Schweiz sei, betrachte man die vollen Regale in den Läden, ein Paradies an Infrastruktur und Lebensqualität. Nach anfänglicher Ungewissheit führen nun Kim und Claudia Kaufmann Buser ihr Restaurant «Ueli der Pächter» gemeinsam weiter. Sie wollen mit hausgemachten Speisen begeistern, wie es vor drei Jahren gang und gäbe war. Die Gäste sollen sich über Qualität und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis freuen. Selbst die ehemaligen freundlichen Angestellten im Service sind wieder anzutreffen.

Auf Speisen aus fernen Ländern verzichtet der Koch. «Wir wollen authentisch bleiben», sagt er. Ergänzend zur Speisekarte präsentiert der Chef allabendlich mündliche Empfehlungen von Vegi-, Fisch- und Fleischgerichten. Neben den verspielten kleinen Räumen wie Musikzimmer, Orient-Express, Bootshaus ist auch der Zigeunerwagen im Garten das ganze Jahr in Betrieb sowie der Gewölbekeller mit antiker Kegelbahn.

Infos zum Restaurant «Ueli der Pächter» unter www.udp.ch; Reisetagebuch www.sy-elas.com.