Bühne Burgäschi
Eine leichte Muse wird im Wasseramt neu interpretiert

Die Vorbereitungen der Bühne Burgäschi auf ihre diesjährige Operettenaufführung «Grüezi» von Robert Stolz laufen auf Hochtouren.

Gundi Klemm
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Melanie Gehrig Walthert blickt aus der «Gondel», die in der Operette vorkommt.

Melanie Gehrig Walthert blickt aus der «Gondel», die in der Operette vorkommt.

zvg

Im elften Jahr ihres Bestehens setzt die Bühne Burgäschi erneut auf ihre «Zauberformel». Sie besteht aus dem bewährten Gesamtkonzept, das die Freilicht-Operettenaufführung in die Landschaft, in verlockende Gastronomieangebote und in die Örtlichkeit westlich des Burgäschisees als gemütlichen Treffpunkt einbettet. Hier entsteht ein idealer Landepunkt für die leichte Muse.

Im österreichischen Komponisten Robert Stolz und seiner 1934 in Zürich uraufgeführten Operette «Grüezi» bringen Intendant Hermann Gehrig, Melanie Gehrig Walthert, verantwortlich für Inszenierung und zeitgenössischen «Spirit» der Operette, sowie Reimar Walthert als musikalischer Leiter dieses der Schweiz gewidmete musikalische Wunderwerk auf die Bühne. Wer glaubt, es handle sich um eine vergessene «Trouvaille» irrt, denn «Grüezi» wurde nach Zürich anschliessend in Bern, Basel und Luzern, wie auch in vielen europäischen Hauptstädten aufgeführt. Der eingespielte «Riesenerfolg» lag, wie Reimar Walthert recherchiert hat, auch in den jeweils aus dem lokalen Gruss – in Wien beispielsweise «Servus» – entlehnten Titeln der Operette.

Unterschiedliche Titel

So allerdings entstand keine einheitliche Bezeichnung als Markenname des Werks. Nach dem Krieg wurde die italienische Version von «Grüezi» verfilmt als «Ciao! Ciao!». Die Bregenzer Bühne brachte die musikalisch unterlegte Handlung 1969 als «Hochzeit am Bodensee» auf der Seebühne zur Aufführung. Zuvor hatte das heutige Theater TOBS Solothurn schon 1949 der Operette zur Wiederentdeckung verholfen. Seither gab es verschiedene Aufführungen von kleinen Bühnen wie etwa im Frühling 2018 durch die zürcherische «Mutz» (Musik und Theater).

Der Bühne Burgäschi hatte der Musikverlag Zürich AG als Inhaber der Aufführungsrechte dieses heitere Stück immer wieder angeboten. Doch für ihre alle zwei Jahre stattfindenden grossen Sommer-Darbietungen gab deren Leitung bis jetzt den beliebten und klangvollen Namen der bekannten Wiener Operetten den Vorzug. Zum Beispiel an die letzte Produktion, die «Zirkusprinzessin», die 2017 im Monti-Zirkuszelt, das nahe bei Burgäschi aufgebaut war.

«Grüezi» neu interpretiert

«Auf die jetzt bei uns konzipierte Art hat man die Operette noch nie gesehen», erläutert Melanie Gehrig ihre Idee der Inszenierung, die sie auch bezüglich Texten aus der heutigen Perspektive aus anlegt. «Gewählt haben wir «Grüezi» aber vor allem wegen seiner mitreissenden Musik, die etwa Volkslieder wie «Lueget vo Bärge und Tal» schwungvoll mit Jazzelementen integriert.» Komponist Robert Stolz hatte in seinen 60 Operetten hohe Könnerschaft darin bewiesen, ihren Stil mit Revueeinlagen zu erneuern. Viele seiner Werke wurden zu Welterfolgen.

Mit den Vorbereitungen zur diesjährigen Sommerspielzeit vom 6. Juni bis 9. Juli ist das Burgäschi-Führungs-Trio seit rund einem Jahr beschäftigt. Bei der Wahl ihrer zehn Solistinnen und Solisten sowie des tänzerischen Terzetts war sich Melanie Gehrig ohne aufwendiges Casting in der Rollenbesetzung sofort sicher: «Es sind bezüglich Stimme und Schauspiel die richtigen Personen im Einsatz». Neu im Ensemble ist der aus dem Fernsehen bekannte, in Berlin lebende Sänger Michael Hasenfratz. Mit von der Partie sind die vom Publikum seit Jahren geschätzten Mitwirkenden Roger Bucher, Fabienne Skarpetowski, Melanie Braun, die mit Jodeleinlagen zur Geltung kommende Arlette Wismer, Fabio de Giacomi, Tobias König, Emanuel Gfeller, Hermann Gehrig und Melanie Gehrig Walthert selbst. Das 45-köpfige Orchester, bestehend aus den Instrumentalisten von «Crescendo» und weiteren Kräften aus der Region, setzt den schwungvollen, mal zärtlichen oder schmissigen musikalischen Rahmen. «Die Stolz-Partitur für «Grüezi» umfasst mehr als 300 Seiten». Reimar Walthert hat sich bereits in die Materie «hineingekniet».

Dankbar für Pensionierte

«Wenn es unsere freiwilligen Mitarbeitenden, die mehrheitlich pensioniert sind, nicht gäbe, könnten wir keine Operette aufführen», sagt Hermann Gehrig voll Dankbarkeit für dieses wichtige Engagement. Frauen und Männer, auf die er zählen kann, setzen sich alljährlich im Auf- und Abbau der Anlagen, in der Gastronomie und Begleitung der Besucherinnen und Besucher ein.

Dass die Burgäschi-Operette in der Region Solothurn-Oberaargau verankert ist, zeige auch das Sponsoring, so Gehrig. «Ich freue mich, dass die Zuwendungen im gewohnten Rahmen laufen und damit eine wesentliche Basis gelegt werden kann.» Ohne Beiträge von privater und öffentlicher Seite wären die Zuschauerplätze unbezahlbar. «Gut vernetzt sind wir mit dem Gewerbe und natürlich mit der «Regiomech» in Zuchwil, die das Bühnenbild baut.»