Nur knapp dreieinhalb Monate dauert es noch, bis Burgäschi wieder zum Pilgerort aller Freunde der leichten Muse wird. Ab Ende Mai präsentiert Musik im Äusseren Wasseramt den «Vogelhändler».
Schon Anfang Januar folgten alle solistisch Mitwirkenden der Einladung von Melanie Gehrig zur ersten grossen Künstler-Probe für die Operette «Der Vogelhändler» von Carl Zeller. «Ein eigentliches Casting führen wir nicht durch», berichtet die künstlerische Leiterin, die seit Jahren schon die Freilicht-Bühnenwerke in Burgäschi inszeniert. Die Mehrzahl der beteiligten Sängerinnen und Sänger kenne sie von vielen, meistens gemeinsamen Auftritten. Deshalb verständigte sie sich in einem eingehenden Gespräch mit den Mitwirkenden über ihre Rollenauffassung. Dazu allerdings setzte Gehrig im Vorfeld ihre künstlerischen Rahmenbedingungen. «Wenn ich mich mit einem Werk beschäftige, fliessen mir – als würde ich in einer Suppe rühren – die unterschiedlichsten Ideen zu», beschreibt sie ihre Reflexion und Auseinandersetzung mit dem Bühnenstück. «Ich sehe dann schon Farben und Formen. Auch den Text unterziehe ich – nicht nur mit Bühnendeutsch – einer Anpassung, die meinem Konzept entspricht.»
Auch wenn die Regisseurin nicht viel vom künftigen Bühnenbild verraten möchte, deutet sie eine märchenhafte Landschaft an, in der ein riesiger Fliegenpilz gedeiht, Zuckerstücke wachsen und Tassen zu Wohnräumen werden. «Von einer Klischeeaufführung mit einem Übermass an zelebrierter alpenländischer Folklore distanziere ich mich, ich will frische Akzente setzen.»
«Allen ist alles über den Kopf gewachsen,» interpretiert Melanie Gehrig die Handlung im Stück «Der Vogelhändler». Der Inhalt komme ihr fast vor wie ein Spiegelbild zur heutigen Welt mit ihren alltäglichen Problemen und im übertragenen Sinn auch zur Gesellschaft. Denn irgendwie sind alle miteinander verbandelt und damit wirklich arme Schlucker. Es geht im Spiel nämlich um Leichtsinn, Lüge, Schulden, Heuchelei, einen unterdrückten Skandal, allerlei diplomatische Spielchen sowie echte und vermeintliche Liebe. Mit seinem Befehl, eine Jagd in einem bereits durch seine wildernden Landeskinder leergeschossenen Forst zu organisieren, bringt der Fürst ein Dorf in Aufruhr. Erst recht, als die Jagdveranstaltung ganz kurzfristig abgesagt wird, was für vielerlei Turbulenzen sorgt. Als tragende, aufrechte Figur steht der Vogelhändler Adam im Mittelpunkt, der die Christel von der Post liebt. Missverständnisse führen dazu, dass sich die beiden Brautleute entzweien. Nach Verwirrungen auf allen Ebenen winkt zum Schluss doch eine schöne Versöhnung.
Alle zwei Jahre tritt «Musik im Äusseren Wasseramt» mit einer aufwendigen Produktion an die Öffentlichkeit. «Wir haben es inzwischen geschafft, uns einen festen Platz im Gedächtnis vieler Musikfreunde aus der erweiterten Region zu sichern», betont Hermann Gehrig, der vor 35 Jahren diese Aufführungsreihe aus Singspiel-Anfängen ins Leben rief. Dass schon im Januar ohne nennenswerte Werbung bereits über 2000 Plätze an Interessierte aus der ganzen Schweiz verkauft sind, wertet der als Intendant der gesamten Veranstaltung wirkende Gehrig als erfreuliche Anerkennung. Der über das Wasseramt hinaus bekannte «Netzwerker» Hermann Gehrig setzt alle Hebel in Bewegung, damit die Vorfeldfinanzierung rechtzeitig steht, und sich eine so grosse Personenzahl immer wieder für ein derartiges Gemeinschaftswerk einsetzt. «Die Arbeit ist gewaltig, aber wir machen sie alle mit Begeisterung und Leidenschaft», sagt Hermann Gehrig. Das nämlich ist das Besondere, was die Bühne Burgäschi fürs Publikum zum unvergesslichen Erlebnis macht: Helle Sommerabende, sanftes Eindunkeln vor der Waldkulisse, eine animierende Gastronomie auf dem Burghof mit freundlicher Bedienung und schliesslich als abendlicher Höhepunkt ein Bühnenspiel, in dem Profis und Laien an 22 Aufführungen gemeinsam ihr Bestes geben. «Das gibt ein wunderbares Wir-Gefühl», sagen Vater und Tochter Gehrig.
Die Premiere findet am Samstag, 30. Mai, statt. Online-Bestellung bei www.burgaeschi.ch und telefonisch unter 032 674 42 82.