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Tag zwei der Bootsfahrt der Solothurner Delegation nach Vevey: In Le Landeron besuchten die Böötler den Weinkeller der Bürgergemeinde. Und in Neuenburg gönnten sie sich einen Zwischenstopp mit atemberaubender Aussicht.
Über 650 Jahre ist es her, dass die Bürgergemeinde Solothurn Mitte des 14. Jahrhunderts in Le Landeron ihren «Wein-Stützpunkt» errichtete: die Domaine de Soleure. Dies alles im Auftrag des Bürgerspitals. Denn Patienten hatten damals täglich 1,5 Liter Wein zugute. Genügend Kundschaft offenbar, um einen eigenen Tropfen zu produzieren. Die grössten Teile ihrer Besitztümer am Bielersee erhielt die Bürgergemeinde aber über 100 Jahre später: 1466, durch eine Schenkung des kinderlos verstorbenen Schultheissen Niklaus von Wengi. Seither wurde von dort aus regelmässig Wein die Aare herunter geschifft. Chargé pour Soleure eben.
Dies und viel mehr wusste gestern Urs Hugi von der Solothurner Bürgergemeinde zu berichten. Am Tag zwei der Bootsfahrt der Solothurner Delegation nach Vevey, an die Fête des Vignerons, begrüsste er die Böötler in Le Landeron und zeigte ihnen den Weinkeller. Selbstverständlich inklusive Apéro und einer Degustation. Genug Wein ist dort aber auch vorhanden, entstehen in der Domaine de Soleure jährlich immerhin rund 100'000 Flaschen Wein.
Dem Besuch ging eine kurze Bootsfahrt von Erlach, wo die Expedition am Vorabend Halt machte, nach Le Landeron voraus. Mit an Bord auf dieser Etappe: Die beiden Nationalräte Stefan Müller-Altermatt (CVP) und Philipp Hadorn (SP). Nun, die parteilichen Differenzen zwischen den beiden könnten grösser sein. Trotzdem, ganz überall sind sie sich politisch nicht einig. Doch auf dem Übersetzboot der Solothurner Pontoniere, bei angenehmen Bedingungen auf dem Bielersee, sitzen sie einvernehmlich nebeneinander. «Nein nein, wir könnten es schlimmer getroffen haben», sind sich beide einig.
Mit Kanonenschüssen weckten die Pontoniere bei der Ausfahrt aus Erlach wohl das halbe Dorf. Mit an Bord auf dieser Etappe: Andreas Gasche. Der Präsident des kantonalen Gewerbeverbandes war bereits letzten Dienstag an der Fête: «Einfach gigantisch», meint er.
Philipp Hadorn ist, nebst Nationalrat, auch Präsident des Blauen Kreuzes und lebt abstinent. Wieso würde gerade er an die Fête des Vignerons fahren? «Ich bewundere die Leidenschaft und die Sorgfalt der Rebbauern, auch wenn ich selber keinen Wein trinke. Ich freue mich auf den Anlass, wo die Tradition und Handwerkskunst gefeiert wird. Auch wenn es wohl nicht ganz einfach wird, einem Waadtländer Rebbauern zu erklären, dass ich keinen Alkohol trinke», so der Nationalrat.
Von Le Landeron machte sich die Expedition auf in Richtung Auvernier, mitten durch den Kanal. Diese Etappe war den Pontonieren vorbehalten, sollten sie sich doch einmal, ohne sich um all die Gäste und Medien kümmern zu müssen, auf dem Wasser ausleben dürfen. Direkt bis Auvernier fuhren sie allerdings nicht, im Neuenburger Hafen legten sie einen Zwischenstopp ein. Dort, auf der Dachterrasse eines Hotels am Hafen, liess es sich ganz ordentlich verweilen.
Mit dabei: Historiker Urs Altermatt. Vor kurzem war er noch im Schwarzbubenland, wo er jedes Jahr den 1. August feiert. Früher hat er jeweils sogar Höhenfeuer angezündet – einmal kam dann aber die Feuerwehr, weil sie meinte, es brenne. Heute feuert Altermatt nicht mehr – aber er feiert immer noch gerne.
Doch nur kurz, immerhin galt es einen Zeitplan einzuhalten. Via Auvernier ging es am Abend schliesslich bis nach St. Aubin, ans Westufer des Neuenburgersees. Und während Journalisten und Gäste zu diesem Zeitpunkt bequem nach Hause chauffiert wurden, ging es für die Pontoniere erst richtig los. Das Boot auswassern, auseinandernehmen, auf einen Lastwagen verladen und an den Genfersee transportieren. Und heute in aller Früh wird das Konstrukt bereits wieder zusammengesetzt und geschmückt, damit der letzten Etappe, dem feierlichen Einzug in Vevey selber, nichts mehr im Weg steht.
Den ganzen 2. Tag im Live-Ticker zum Nachlesen finden sie hier.