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Handelskammer und Gewerbeverband fühlen quartalsweise den Puls bei Solothurner Unternehmen. Gegenüber der Januar-Umfrage hat der Ukraine-Krieg zu einem deutlichen Dämpfer geführt, aber alles in allem beliebt die Wirtschaft zuversichtlich.
Die Wirtschaft hat auch im Kanton Solothurn die Coronakrise besser überstanden als befürchtet. Nachdem die Schutzmassnahmen zurückgefahren worden waren, blickte man wieder voller Optimismus in die Zukunft. Doch dann startete Putin den brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine – ein neuer Schock auch für die ganze Weltwirtschaft.
Stark steigende Rohstoff- und Energiepreise, gestörte Lieferketten und die allgemeine Unsicherheit bezüglich der Entwicklung der geopolitischen Lage machen wie überall auch den Solothurner Unternehmen schwer zu schaffen. Entsprechend hat sich die Einschätzung der Entwicklung seit Jahresbeginn wieder verdüstert, bleibt aber immer noch positiv.
Das zeigt die von Handelskammer und Gewerbeverband quartalsweise durchgeführte Umfrage zu Geschäftsgang und Zukunftsaussichten bei 297 Unternehmen, das Solothurner Wirtschaftsbarometer.
Aus der Befragung zu Umsatz, Auftragseingang, Personalbestand etc. wird ein Index ermittelt. Ergebnis: Über die ganze Solothurner Wirtschaft gesehen lag der Indexwert für die allgemeine Geschäftslage zum Jahreswechsel bei +35, für das zweite Quartal 2022 liegt er immer noch bei +23. Deutlich abgeschwächt also, aber die Solothurner Wirtschaft bleibt zuversichtlich, auch die nächste Krise gut zu überstehen.
Erfreulicherweise zeigt sich das auch bei der Beschäftigung: Die Arbeitslosenquote ist im vergangenen Monat wieder leicht gesunken, und die Unternehmen rechnen weiterhin nicht mit einer Senkung des Personalbestands.
In der Beurteilung zeigen sich je nach Branche recht grosse Unterschiede. Geradezu von einem Höhenflug kann man beim Gastgewerbe sprechen. In der von der Coronakrise besonders gebeutelten Branche rechnete man auch in der Januarumfrage unter dem Eindruck der sich enorm verbreitenden Omikron-Variante noch mit einem sehr schwachen Start in das neue Jahr. Das bewahrheitete sich zum Glück nicht, und nun zeigt man sich sogar wieder sehr zuversichtlich: 40 Indexpunkte.
Getoppt wird das nur von der Medizinaltechnik (50 Indexpunkte). Die Branche litt zum Jahresbeginn ebenfalls noch etwas unter der stark ansteckenden Omikron-Variante, die zur Zurückhaltung bei Routineeingriffen führte. Für das zweite Quartal seien die Aussichten aber wieder «ausgezeichnet», schreibt die Handelskammer.
Mehr oder weniger ungeschoren durch die Coronakrise kam das Baugewerbe. Der Wirtschaftsbarometer zeigt nun, dass das Baugewerbe wohl auch im laufenden Jahr ein stabilisierender Pfeiler der Solothurner Wirtschaft sein dürfte.
Die Geschäftserwartungen für das zweite Quartal liegen deutlich über dem Auftaktquartal. Für Barometer-Projektleiter Christian Hunziker eigentlich erstaunlich, hätte man doch erwarten können, dass sich die Voraussetzungen infolge steigender Preise und Zinsen verschlechtert haben.
Durchzogen ist das Bild in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). Nach einem schwierigen Coronajahr 2020 erlebte die MEM-Industrie 2021 wieder ein sehr gutes Jahr und startete mit prall gefüllten Auftragsbüchern auch sehr gut ins 2022.
Weil die Auftragsbücher immer noch gut gefüllt sind, bleiben die Erwartungen immer noch positiv, aber mit deutlich verlangsamter Dynamik (Index von 31 auf 18 Punkte gesunken). Sorgen bereiten hier die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise und die gestörten globalen Lieferketten.
Letzteres ist auch der Hauptgrund, weshalb die Unternehmen der Verkehrs- und Logistikbranche die Wirtschaftsaussichten für die nächsten Monate als eher bescheiden bewerten. Für die Personentransportbranche kommt hinzu, dass wegen der Corona-Situation nach wie vor Zurückhaltung bei der Nachfrage nach Gruppenreisen herrscht.
Bei der Wirtschaftsbarometer-Umfrage wurden die Unternehmen auch nach den Geschäftserwartungen für das ganze Jahr befragt. Im Grossen und Ganzen bleibt man trotz Ukraine-Krieg zuversichtlich, wenn auch etwas zurückhaltender als noch im Januar. Der Barometer-Index liegt wie für das zweite Quartal bei 23 Punkten. Ihre Erwartungen nach unten korrigiert hat die Industrie, weiterhin sehr optimistisch zeigt sich die Medizinaltechnik, und auch im Gastgewerbe bleibt man zuversichtlich.