Anfang Juni wurde auf dem Solothurner Kreuzackerplatz ein Teppich aufgehängt und eingeweiht, der an die Einführung des Schweizer Frauenstimmrechts erinnern soll. Nun hat sich jemand daran zu schaffen gemacht. Die Initiantinnen der Teppich-Aktion haben Anzeige erstattet.
Noch keine zwei Wochen steht sie da: die farbige Wand auf dem Solothurner Kreuzackerplatz. Der grosse Teppich ist ein Andenken an die Frauen, die für das Frauenstimmrecht gekämpft haben – und besteht entsprechend aus 1971 Wolllappen, die an das Jahr erinnern, in welchem das Frauenstimmrecht in der Schweiz eingeführt wurde. Menschen aus dem ganzen Kanton haben sie gestrickt und an die Initiantinnen des Projekts geschickt.
Wer diese Woche schon am Teppich vorbeigekommen ist, hat es gesehen: In der Wollwand klafft ein Loch. Am Wochenende hat offenbar jemand versucht, die Lappen anzuzünden. Initiantin Monika Liebi erklärt, sie sei am Sonntag darüber informiert worden, dass der Teppich beschädigt sei. Mittlerweile hat Liebi den Teppich auch wieder geflickt. Wo zuvor bunte Wolllappen hingen, ist nun ein Stück Blache zu sehen.
«Das haben wir bewusst so gemacht – wir wollen, dass sichtbar ist, das hier etwas passiert ist»,
erklärt Liebi.
Sie hoffe, dass der Vandalenakt eine einmalige Sache gewesen sei. Um die zerstörten Lappen sei es natürlich schade. Gleichzeitig sagt die Initiantin: «Wir wissen, was mir gemacht haben, und das Projekt hat uns eine riesige Freude gemacht.» Daran kann auch das Loch im Teppich nichts ändern.
Die Verantwortlichen haben sich entschieden, Anzeige gegen unbekannt zu erstatten. Die Solothurner Stadtpolizei bestätigt, dass eine Anzeige wegen Sachbeschädigung eingegangen ist, weil jemand – wahrscheinlich mit einem Feuerzeug – versucht hat, den Teppich in Brand zu setzen. Spuren oder etwa Videomaterial zur Tat gibt es nicht. Es ist also unwahrscheinlich, dass die Täterschaft zum Vorschein kommt. Die Initiantin selber wissen auch nicht, wer dahinter stecken könnte und warum.
Liebi erklärt, ihr sei vor allem wichtig, dass das Anliegen mal deponiert sei. Und dass niemand zu Schaden komme: Der Teppich hängt an einem Gerüst, durch das verursachte Loch sei ein Durchgang zu ebendiesem freigeworden. «Mir ist einfach wichtig, dass die Sicherheit gewährleistet ist und dort niemand raufklettern kann», erklärt sie.
Besonders gerührt habe sie die Solidarität, die sie nach der Tat erfahren habe. Während sie den Teppich auf dem Kreuzackerplatz geflickt habe, seien mehrere Menschen auf sie zugekommen, hätten ihre Hilfe angeboten und gefragt, was denn passiert sei. Im Vorfeld, so die Initiantin weiter, hätte zudem jemand versucht, den Schaden einzudämmen und mit Kabelbindern das Ganze so fest gemacht, dass sich das Loch nicht noch vergrössern konnte. «Das finde ich unglaublich berührend zu sehen, wie die Leute in solch einem Moment zusammenstehen.» (nka)