Ausländische Pflanzen wie die Neophyten breiten sich im Kanton Solothurn aus und gefährden das Ökosystem. Der Kampf gegen das Kraut gestaltet sich als äusserst schwierig. Dennoch sind die Experten zuversichtlich.
«Jede Einzelne muss man erwischen. Das bedeutet harte, zeitintensive Arbeit.» Lorenz Schläfli ist Forstwart der Bürgergemeinde Solothurn und kennt die Problematik der Neophyten nur zu gut. An einer Medienkonferenz im Vorfeld der Aktionstage «Arten ohne Grenzen» informierten Fachleute über die Problematik ausländischer Pflanzenarten. «Das ‹Drüsige Springkraut› wird bis zu zwei Meter hoch und bleibt sechs Jahre lang keimfähig», erklärt Jürg Misteli, Kreisförster im Bezirk Wasseramt. Einfaches Ausreissen und Kompostieren reiche deshalb bei Gewächsen wie dem Springkraut nicht aus. «Man muss es konsequent und über längere Zeit hinweg bekämpfen.» Rausziehen reiche nicht aus. Am Besten trockne man die Neophyten aus oder entsorge sie in der Kehrrichtverbrennungsanlage.
Allergien und Verätzungen
Neophyten oder auch Neobiota genannt sind nicht einheimische Pflanzen. «Die Kartoffel ist zum Beispiel auch ein Neophyt», gibt Jonas Zürcher ein Beispiel für einen erfreulichen Pflanzenimport. Er ist Leiter der Zentralstelle für umweltschonenden Pflanzenbau am Wallierhof. «Gefährlich sind aber nur die invasiven Neophyten, welche die einheimischen Arten verdrängen.» Diese seien in der Minderheit, aber wenige Arten genügten schon, um ein Ökosystem zu gefährden.
Die konkreten Folgen: Invasive Neophyten verbreiten sich schnell, sind sehr konkurrenzstark und verdrängen die einheimische Flora - sogar die hartnäckigen Brennnesseln. Viele dieser Arten haben tiefe Wurzeln und erodieren den Boden. Für Landwirte kann es zu ernsten Ernteeinbussen kommen. Und einige der unerwünschten Pflanzen gefährden sogar die Gesundheit des Menschen: Die «Ambrosia» löst heftige Allergien aus, von dem «Riesenbärenklau» kann man grossflächige Verätzungen davontragen. Einzig bei der gesundheitsschädlichen «Ambrosia» gebe es eine Meldepflicht, sagt Misteli.
Entsorgung im Wald
Seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 wurden immer wieder Pflanzen nach Europa gebracht. «Allerdings wurden die Schlimmsten davon erst in den letzten 50 Jahren als Zierpflanzen importiert», so Zürcher. «Man pflanzte sie in den Gärten und entsorgte sie im Wald.» So sei die Problematik überhaupt erst entstanden.
Die «Ambrosia» konnte man erfolgreich zurückdrängen. Zürcher gibt sich deswegen überzeugt, dass auch die anderen Neophyten bekämpft werden können. «Dazu ist im Moment vor allem Sensibilisierung nötig», ergänzt Forstwart Misteli. Das sei der Sinn der Aktionstage «Arten ohne Grenzen».
Elf Neophyten sind verboten
Und was macht die Politik? 2008 habe der Kanton Solothurn eine Verordnung erlassen, wonach es in jeder Gemeinde eine verantwortliche Ansprechperson geben müsse, erklärt Zürcher. Sie informieren zwischen den kantonalen Behörden und der Bevölkerung. Die Verantwortlichen besuchen auch Weiterbildungskurse.
Der Ambassadorenstadt entsprechend sind momentan elf Neophyten verboten und dürfen weder importiert noch gepflanzt oder verkauft werden. «Noch sind aber nicht alle invasiven Neophyten verboten», mahnt Zürcher. Den Kirschlorbeer könne man beispielsweise in Gärtnereien legal erwerben.