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Solothurn
Kanton Solothurn
Die Eisdicke der Gewässer wird zwar gemessen, aber in der Regel nicht offiziell. Grundeigentümer entbinden sich von ihrer Verantwortung mit Schildern.
Am vergangenen Wochenende tummelten sich hunderte, wenn nicht Tausende auf den zugefrorenen Gewässern in der Region. Offiziell von einer Behörde freigegeben wurde nur die Alte Aare zwischen Büren und Meinisberg. Dort kam aber bereits am Mittwoch das Communiqué der beiden Gemeinden, dass die 7 km lange Eisfläche ab sofort wieder gesperrt ist. «Jetzt, wo es geschneit hat und taut, sollte man das Häftli nicht mehr betreten», meint der Meinisberger Wegmacher Anton Siegenthaler.
Es habe zu viel Wasser auf dem Eis. Siegenthaler misst regelmässig die Dicke des Eises und gab schliesslich grünes Licht dafür, dass sich am vergangenen Wochenende ein veritables Volksfest auf dem spiegelglatten schwarzen Eis zwischen Meinisberg und Büren zutrug. Die Meinisberger Vereine verkauften 1500 Bratwürste und 600 Liter Glühwein.
Eis nicht überall gleich dick
Doch trotz der Freigabe galt: betreten auf eigene Gefahr. Denn das Eis ist nicht überall gleich dick. Insbesondere bei Zuflüssen ist Vorsicht geboten. Wo das Wasser in Bewegung ist, gefriert es nicht oder weniger schnell. «Die Mitteilung über die Freigabe und die Sperrung war in diesem Sinne nur eine Information. Die Verantwortung lag stets bei jenen, die das Eis betreten», präzisiert Marco Reber, Gemeindeschreiber in Büren a/A. Immerhin hätten die Werkhof-Mitarbeiter regelmässig die Eisdecke gemessen und die Situation beurteilt.
Andernorts wird generell davon abgesehen, die Gewässer irgendwie «freizugeben». «Eine Freigabe setzt falsche Signale», meint Daniel Luterbacher, Vizepräsident des Seevereins in Aeschi. Zwar neige der Mensch dazu, immer nach einer verantwortlichen Stelle zu fragen, doch im Fall der Eisdicke müsse jeder selber «nach gesundem Menschenverstand» entscheiden.
Ortskundige fragen
Doch die wenigsten haben Erfahrung mit der Beurteilung der Situation. «In diesem Fall ist es sicher angezeigt, wenn man jemand fragt, der sich auskennt», erklärt Luterbacher, der den See schon seit Jahren beobachtet und gelegentlich auch die Eisdicke misst. Letzte Woche war diese 13 cm dick.
«Um sich auch in Gruppen gefahrlos bewegen zu können, ist eine Eisdicke von 12-14 cm nötig», erklärt Luterbacher. Die Dicke war somit gegeben, damit sich auch einiges Volk auf dem Burgäschisee tummeln konnte. «Es hatte aber so viel Leute, dass ich manchmal schon ein komisches Gefühl hatte», meint der See-Kenner. «Ohne Bedenken näherten sich Leute auch den nicht zugefrorenen Stellen, wo sich jeweils die Enten tummeln. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich in Gefahr begeben.» Wenn es geschneit hat, sollte das Eis nicht mehr betreten werden, rät auch Luterbacher. «Die Einschätzung ist dann einfach zu schwierig.»
«Grundsätzlich gilt für die Gewässer im Kanton Solothurn: Der Grundeigentümer ist verantwortlich», sagt Bruno Gribi von der Kantonspolizei. Die Polizei habe deshalb bei Einbruch der Kälteperiode die Besitzer avisiert, entsprechende Tafeln aufzustellen.
Schild vergrössert
Diese Anweisung wurde auch von Thomas Stöckli, dem Grundeigentümer des Bellacher Weihers befolgt. «Wir haben das Schild mit der entsprechenden Warnung jetzt sogar noch vergrössert», betont er. Das Eis auf dem Weiher war bei der letzten Messung 12 cm dick. Am Wochenende tummelten sich ebenfalls Ausflügler auf dem «Schwarzen Meer», wie der Bellacher Weiher bei Einheimischen heisst.
Die völlige Absenz von behördlicher Messung der Eisdicke trägt bisweilen groteske Früchte: So wurde Markus Aerni aus Bolken schon irrtümlich für den Eismeister des Inkwilersees gehalten. Dies, weil er privat die Eisdicke des Sees gemessen hat. (Letzte Woche waren es 20 cm). «Das mache ich aber nur , weil meine Buben auf dem See Schlittschuh laufen und wir als Familie sehr viel Zeit am und auf dem See verbringen.»