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Ein Grenchner und ein Langendorfer bieten auf einer Homepage Solarstrom per Mausklick an. Damit soll die Bevölkerung auf die alternativen Energiequellen aufmerksam gemacht und sensibilisiert werden.
Trotz grossen Debatten bleibt die Solarenergie für viele eine trockene Materie. Die Ingenieure Peter Affolter aus Langendorf und Yves Schindler aus Grenchen wollen das ändern. Sie wollen Emotionen wecken für eine Domäne, die bisher Wissenschaftlern oder Weltverbesserern vorbehalten war. Denn: Solarstrom gewinnen und verbrauchen kann Spass machen. Und dank dem Projekt Soleilon kann jeder übers Internet gratis eine Mini-Solaranlage erwerben, die ganz real Strom produziert.
Wo ist der Haken an der Geschichte? Es gibt keinen, versichern Affolter und Schindler. Vor zwei Jahren haben sie das Solar-Projekt gestartet, vermieteten jährlich Parzellen ab der Grösse einer CD-ROM für die alternative Stromproduktion. Doch ihre Ambition, damit die Massen zu bewegen, blieb unerfüllt. Deshalb ist das Angebot seit bald einem Jahr gratis.
Das Interesse ist gross
Doch wie genau lässt sich dieser Solarstrom gewinnen? Auf Affolters Einfamilienhaus in Langendorf ist eine Solarparzelle installiert, die als Referenzanlage sinnbildlich für unzählige Anlagen in der Schweiz steht. Auf der Website von Soleilon können sich Nutzer registrieren, dann beginnt automatisch eine 5 Watt starke Anlage für sie Strom zu erzeugen. Sind die Kapazitäten erschöpft, kauft Soleilon neuen Solarstrom bei Energiebetreibern ein. Möglich machen das private Spenden und Werbebanner auf der Website.
Und so funktionierts: Die Registration auf www.soleilon.com ist schnell gemacht: Name, E-Mail, Passwort, schon bin ich drin in der Welt der alternativen Stromproduktion. Das Solarpanel beginnt zu produzieren. Auf einem Monitor kann ich die eigene Anlage überwachen. Ein Kasten zeigt den produzierten, den verbrauchten Strom und das Guthaben an. Ein Tag Ende Oktober brachte gerade 4 Wattstunden (Wh) ein. Steter Nebel im Mittelland verhindert eine flüssige Produktion. Unter «Stromverbraucher» kann ich nun meine Wattstunden einsetzen. Das Berner Wasserspiel verschlingt 867 Wh, das Wiener Riesenrad 5000. Dank einem Sonnentag klettert mein Zähler über 11 Wh - das reicht zumindest zum Rasieren. (jpw)
Trotz dieser Aktion ist der Strom aus der Steckdose kein anderer, lediglich der Anteil an Solarstrom wird landesweit erhöht. Mit der grünen Energiequelle kann der Internet-Nutzer bei Soleilon symbolisch Zertifikate als PDF-Datei erwerben. Soleilon zeigt sich dabei kreativ: Affolter und Schindler liessen die Zertifikate von Pariser Künstlern gestalten. Den angesparten Solarstrom können die Nutzer reinvestieren, etwa, um ihr Handy aufzuladen, 50 Kilometer Zug zu fahren, oder das Riesenrad in Wien für 10 Minuten drehen zu lassen. Obwohl der neue Solarstrom nicht wortwörtlich für diese Verbraucher eingesetzt, das Portemonnaie des Nutzers nicht entlastet wird, fördert die Aktion doch das Bewusstsein für einen massvollen Stromverbrauch und nicht zuletzt die alternativen Energien. «Solarstrom-Verkäufer sind heute kaum in der Lage, ihren Strom ohne Subventionen marktfähig zu verkaufen», sagt Schindler.
Neue Ideen sind gefragt
In diesem Jahr nahm das Interesse an Soleilon frappant zu, neue Spender, Mitglieder, Medienanfragen. So verwundert es nicht, schwirren in den Köpfen der Initianten neue Ideen: Eine eigene Anlage installieren, deren Panels die Nutzer mittels Anteilschein erwerben können, Aufklärungsarbeit leisten, den Ökostromverbrauch prozentual steigern. Hauptsache, die Leute beschäftigen sich damit. Und wer sich bei Soleilon registriert, merkt, so abstrakt ist das Erzeugen von Solarenergie gar nicht. Es genügt ein Klick.