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Am internationalen Ballettwettbewerb in Deutschland räumen zwei Grenchnerinnen ab. Die talentierte Schülerin und ihre stolze Lehrerin setzen sich beide gegen die Konkurrenz durch. Ein Besuch bei zwei strahlenden Gewinnerinnen.
Die 13-jährige Grenchnerin Viviana Cali und ihre Ballettlehrerin Barbara Bernard Schildnecht wurden bei einem internationalen Ballettwettbewerb in Bad Homburg bei Frankfurt am Main kürzlich beide mit einem ersten Preis ausgezeichnet.
Viviana Cali mit ihrer tänzerischen Leistung – sie tanzte ihre 15 Konkurrentinnen in derselben Kategorie 12- bis 14-Jährige an die Wand – und Barbara Bernard Schildknecht erhielten den ersten Preis für Originalität und Choreografie.
«Eine seltene Auszeichnung, die mich sehr gefreut hat», sagt die erfolgreiche Ballettlehrerin, die in ihrer Schule schon einige Balletteusen zu internationalen Erfolgen gebracht hat.
«Normalerweise werden die Lehrer ja nicht ausgezeichnet, obwohl ihre Arbeit ja auch Teil des Erfolgs der Tänzerin sind.» Den Preis entgegengenommen allerdings hat die Mutter von Viviana, Claudia Cali, die von allen Seiten Gratulationen entgegennehmen durfte.
Barbara Bernard konnte selber nicht mitreisen, und so glaubte man, Claudia sei nicht nur die Mutter, sondern auch die Lehrerin der jungen Balletteuse.
Viviana ist auf gutem Weg zu einer Profikarriere, das ist auch ihr erklärtes Ziel: An der Weltmeisterschaft in Bukarest vor ein paar Monaten erreichte sie den guten 8. Platz. Ihr Ziel war es gewesen, unter die ersten zehn zu gelangen.
«Das Feld war sehr stark, besonders die Mädchen aus dem Osten tanzten sehr gut. Gewonnen hat eine Tschechin, die hervorragend war.» Aber sie sei dennoch sehr zufrieden mit ihrem Resultat.
Ein weiteres Highlight: Ein Sieg an einem internationalen Wettbewerb in Augsburg verschaffte ihr die Einladung an eine Ballettschule in Mannheim, wo sie während zweier Wochen «Profiluft» schnuppern durfte.
Sie möchte, nach Abschluss der Schule, dort eine Ausbildung zur professionellen Tänzerin beginnen, sofern sie die Aufnahmeprüfung besteht.
Aber vorerst geht Viviana noch zur Schule: Seit dem Sommer besucht sie die Talentförderklasse im Schützenmattschulhaus in Solothurn. Der Wechsel vom Halden in Grenchen an die neue Schule sei ihr leicht gefallen, sagt sie, denn sie habe jetzt wesentlich weniger Stress.
«Wir erhalten genügend Zeit, um die Hausaufgaben in der Schule zu erledigen, und haben so mehr Zeit fürs Training». Aber doch müssten die Leistungen stimmen: Wer einen Notenschnitt unter 4,5 habe, dem würden Trainingsstunden gestrichen.
Auch Barbara Bernard Schildknecht ist stolz auf ihre Elevin: «Viviana ist ein Ausnahmetalent mit sehr guten Voraussetzungen für eine grosse Karriere.» Aber auch sie möchte ihre Schülerin nicht zu früh aufs grosse Parkett schicken.
«Sie soll zuerst die Schule abschliessen, eine gute Ausbildung ist wichtig. Wenn sie danach die Ausbildung in Mannheim machen kann, umso besser. Denn dort haben die Elevinnen die Möglichkeit, im Theaterballett mitzumachen und so Bühnenerfahrung zu sammeln.»
Also besucht Viviana weiterhin die Ballettschule in Grenchen und Solothurn, 12 Stunden pro Woche, wo sie von Barbara Bernard Schildknecht schon auf die nächsten Weltmeisterschaften vorbereitet wird.
«Die Konkurrenz ist äusserst stark, speziell die Mädchen aus Russland, China und Japan. Die Russinnen waren schon immer sehr stark, aber in letzter Zeit haben die Japanerinnen und Chinesinnen Boden gutgemacht», sagt die erfahrene Lehrerin.
Und wer glaube, die Asiatinnen seien eher klein und stämmig gebaut, der irre sich: «Die haben ellenlange Beine und Arme.» Die Britinnen, die bis vor etwa 10 Jahren immer vorne mitgemischt hätten, seien stark in Modern, Jazz und zeitgenössischem Tanz. Beim klassischen Ballett seien sie irgendwie stehen geblieben, so Bernard.
Die Choreografie für Vivianas Auftritt am 13. Februar bei der Vorausscheidung für die WM in Offenburg ist am Entstehen. Zu Musik von Rachmaninov, Glasunow und der Tarantella von Rossini wird Viviana Cali ihr Können unter Beweis stellen und sicherlich auch die Jury einmal mehr überzeugen.
Und irgendwann einmal, so sagt sie, möchte sie auch am Prix de Lausanne teilnehmen. Bei den Besten der Besten.