Franz Aebi und René Kunz haben mit den Leberberger Instrumentalisten die regionale Kultur geprägt. Der 72-jährige René Kunz wirkt seit 36 Jahren, der 60-jährige Franz Aebi seit 30 Jahren im Verein mit.
«Es ist erstaunlich, wie aus etwas so Kleinem etwas so Grosses werden konnte», sagt René Kunz, und ein sanftes Lächeln huscht über sein Gesicht. Jetzt, da er und sein Kollege Franz Aebi ihr gemeinsames Lebenswerk hinter sich lassen werden. Und wie recht er hat: Begonnen hat alles, als sich der Grenchner René Kunz vor 36 Jahren mit ein paar weiteren Musikverrückten zusammentat, um in einem neuen Orchester vor heimischem Publikum zu spielen. Die wenigen Einnahmen sammelten Dirigent Kunz und seine Kollegen in einer Schuhschachtel. Es ist die Geburtsstunde des Orchesters «Leberberger Instrumentalisten» und der Beginn einer Erfolgsgeschichte, welche wesentlich zum kulturellen Geschehen in der Region beigetragen hat.
Es geht steil bergauf: 1981 feiert die Gemeinde Bettlach, in der die «Leberberger» bis heute ihr Probelokal haben, ihr 800-jähriges Bestehen und lädt das Orchester ein, im Rahmen der Jubiläumsfeier ein Konzert zu gestalten. Mit dem Solothurner Chor «Les Marmottes» als Basis und nach einem öffentlichen Aufruf führt der spontan zusammengestellte 140-köpfige Chor das Oratorium «Die Schöpfung» von Joseph Haydn auf. Da dieses Projekt in Sachen Aufwand die bisherigen Konzerte weit übertrifft, werden für die administrativen Belange Franz und Gabriele Aebi zugezogen.
Franz Aebi wirkt künftig als administrativer Leiter und Präsident und führt den Verein gemeinsam mit dem musikalischen Leiter René Kunz faktisch als 2-Mann-Unternehmen. Wegen des überwältigenden Erfolgs wollen viele am Chor Beteiligte weitere Werke aufführen. Es ist die Geburtsstunde des «Singkreis Leberberg». Ohne Kunz und Aebi würde es auch die Sommerspiele Selzach nicht geben, welche sie 1989 ins Leben gerufen und später an einen eigenständigen Verein übergeben haben. Aus den paar Dutzend Gästen am allerersten Konzert sind nach der Neubelebung des Selzacher Passionsspielhauses mit Mozarts Zauberflöte 10000 geworden.
Euphorisch und doch realistisch
Beide haben ihr halbes Leben – und das ist wörtlich gemeint – für die Institution gegeben. Der 72-jährige René Kunz wirkt seit 36 Jahren, der 60-jährige Franz Aebi seit 30 Jahren im Verein mit. «Er ist der klassische Macher», sagt Aebi über Gründer Kunz, «obwohl er bei aller Euphorie immer realistisch geblieben ist.» Und doch scheute man sich nicht davor, bei gewissen Aufführungen wie Mozarts c-moll Messe in der anspruchsvollen Neufassung von Robert D. Levin an die könnerischen Grenzen zu gehen. Aebi staunt bis heute über das enorme Beziehungsnetz von Kunz, der in Olten geboren ist. Ob in der Wirtschaft oder Politik – dass er sogar mit Regierungsräten per Du war, öffnete Türen. 222 Konzerte hat er am Pult der Leberberger Instrumentalisten dirigiert.
René Kunz im Gegenzug hat ebenfalls grosse Achtung vor Kollege Aebi. Zusammen haben sie grosse Namen in die Region geholt; Juliane Banse, Bernard Richter, Sue Patchell, Laszlo Polgar, um nur einige zu nennen. Damit sie als Zweierteam funktionieren, lernten sie mit den Ecken und Kanten ihres Gegenübers umzugehen. Und wenn andere Vereinsmitglieder über die zwei Chefs reden, wird klar: Obwohl juristisch ein Verein, haben die «Leberberger» hauptsächlich von der Arbeit von René Kunz und Franz Aebi gelebt. «Der Vorstand hat da eher noch gestört», scherzte ein Vereinskollege kürzlich.
Neuer Leiter ist Markus Oberholzer
Nun nehmen Franz Aebi und René Kunz also Abschied von den «Leberbergern». Das Festkonzert in der St. Klemenzkirche vom kommenden Wochenende wird das letzte unter ihrer Ägide sein. Im nächsten Frühling dann wird das Geschick des Vereins offiziell in die Hände eines neuen Vorstandes übergeben, dessen wichtigste Köpfe bereits feststehen. «Man soll lieber zu früh als zu spät gehen», sagt René Kunz über den gemeinsamen Abschied. «Wir wollten nicht erst gehen, wenn man uns nicht mehr will.»
Schon vor zwei Jahren haben die zwei Macher kommuniziert, dass sie aufhören werden. So konnte dafür gesorgt werden, dass die «Leberberger Instrumentalisten» und der «Leberberger Singkreis» weiterhin bestehen bleiben. «Und wir sind zuversichtlich, dass das Niveau gehalten werden kann,» so Kunz, auch wenn das keine einfache Aufgabe für die «Neuen» werde. Es sei nicht schwer, loszulassen, da man wisse, dass die Zukunft des Vereins beim neuen musikalischen Leiter Markus Oberholzer in sehr kompetenten Händen liege. «Ein bisschen Wehmut ist aber natürlich schon im Spiel», gibt Kunz zu. Und: «Irgendwann muss man einfach sagen: Das war’s. Dankeschön.»