Akin Schertenleib-Erismann und Danielle Witschi machten den Auftakt in die diesjährige Konzertreihe der Mazzini-Stiftung, die im letzten Jahr wegen des Bachtelen-Jubiläums pausierte.
«Tante Germaine» hat nie das gemacht, was man erwartete. Manchmal kam sie nach Neuchâtel zu Besuch. Das Leben der Tante Germaine diente im Konzert desselbigen Namens als roter Faden. Neben den Erzählungen über jene Grosstante von Danielle Witschi, die es wirklich gegeben hat, flochten Witschi und Akin Schertenleib-Erismann zwischen den musikalischen Darbietungen immer wieder Erinnerungen aus ihrem Leben und Überlegungen ein, die die Frau aus verschiedenen Blickwinkeln und in verschiedenen Lebensabschnitten zeigt. Sie spielten mit Klischees und suchten dabei nach Wahrheiten und Widersprüchen.
Sowohl im Theatralischen wie auch im Musikalischen entstanden schöne Bilder, Bilder aus der Kindheit, Bilder einer romanischen Liebe, einer Hochzeit.
Die beiden Musikerinnen, die mit dem Kanton Solothurn verbunden sind, lieben die Improvisation und das Experimentelle. SchertenleibErismann hat diverse Ausbildungen gemacht, darunter im Stimm- und Atembereich. Witschi erhielt 1995 mit der Musik-Theater-Gruppe Sine Nomine den Preis für Musik-Theaterschaffen des Kantons Solothurn und war bis 2010 Mitglied des kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung in der Fachkommission Musik. Heute ist sie freischaffende Musikerin.
Ihre Darbietung gestalteten die beiden Frauen gefühlvoll, lustvoll, witzig und brillant. Der Gesang von Schertenleib-Erismann und das Klavierspiel von Witschi fesselten und berührten, brachten um jedes Wort. Passend bauten sie verschiedene Instrumente ein. Eine besondere Attraktion war das Toypiano, ein Miniaturklavier, mit dem Witschi verzauberte und das ähnlich wie ein Glockenspiel klingt.
Das Toypiano wurde im 19. Jahrhundert entwickelt und war ursprünglich als Spielzeug gedacht. Inzwischen hat es jedoch mit Kompositionen Einzug in die Musikwelt gehalten. Wie Tante Germaine machten die beiden Musikerinnen das, was man als Zuhörer nicht erwartet. Sie verwoben in ihrem Konzert vier Jahrhunderte Musikgeschichte miteinander: Sie führten vom Barock bis zum Schlager der 20er-Jahre, zum spanischen Fandango und zum Fado.