Der eine wollte Pfarrer werden, der andere schien als Confiseur in die Fussstapfen der Eltern zu treten. Mit Damian Meier und Norman Hunziker haben sich auf dem Sofa der Centro Lounge zwei Generationen getroffen, ein Startenor und ein Kochstar.
Für den Abschluss der ersten Saison der Talkreihe «Ganz unger üs» haben die Gastgeber Dagobert Cahannes und Kurt Moos Gilomen zwei Leckerbissen aus der nächsten Umgebung präsentiert, den jungen Culinary Artist Norman Hunziker (23) aus Arch und den Profisänger der bekannten Formation I Quattro, Damian Meier (40) aus Oberdorf. Beide stehen sie für Genuss, und zwar derart, dass ein Grossteil der Bevölkerung einen Zugang zu beiden Künsten hat. Denn was gibt es Naheliegenderes, wie Kurt Gilomen einleitend sagte, als beim Kochen Musik zu hören?
Trotz Tücken der Tontechnik: Gäste, Gastgeber und Publikum fanden rasch den Draht zueinander und immer wieder Gelegenheit zum Lachen. Norman Hunziker, aufgewachsen zwischen Knetmaschinen und Mehlsäcken im Römer Café Arch, schreibt seinen Erfolg in jungen Jahren nicht zuletzt den «coolen Eltern» zu, die ihm bei der Berufswahl freie Hand liessen. Sein Kontakt mit Promis wie Elton John hat ihn gelehrt, dass manche von ihnen «ganz normale unkomplizierte Menschen sind». Dagegen sei es aber nicht ratsam, einem Butler der gehobenen Gesellschaft die Hand schütteln zu wollen.
Er habe sich als Elektriker versucht, von einer Karriere als Luxus-Immobilier geträumt und sich dann umbesonnen: «Ich mache sicher nicht das KV», ehe er in Glattbrugg beim Flughafen Kloten als Confiseur kulinarisch abhob. Als Teamchef von «neun Alphatieren und vier Sprachen» der Schweizer Juniorenkochmannschaft stiess er in die Weltelite vor: Vize-Olympiasieg, dito World Cup, letztes Jahr Europameistertitel. Der Preis des Erfolgs: 65 bis 75 Tage pro Jahr Plackerei mit Präzision, Schnelligkeit, Kreativität und künstlerischer Präsentation – neben der normalen Berufsarbeit, notabene. Übrigens hat ihn das Büro mit der Gründung seiner GmbH vor drei Jahren längst eingeholt.
Auch bei Damian Meier war es das Elternhaus, dem er viel verdankt. Doch neben den Eltern spielte das Gemäuer von 1859 eine bedeutende Rolle. Von klein auf habe er gesungen. Mit der Idee, er werde Pfarrer, habe er in einen alten Vorhang gewickelt auf dem Balkon gepredigt und sich vorgestellt, der Keller sei eine Krypta – für gesungene Messen, versteht sich.
Den Einstieg in die Berufswelt machte Damian Meier als Tonträgerverkäufer bei Musik Hug in Solothurn, eine seither ausgestorbene Kunst. Ein Einsatz als Hilfspfleger im Altersheim Bettlach erweiterte seinen Horizont, ehe er am Konservatorium Bern Gesang studierte. Bei einer Ausschreibung im Blick für eine Schweizer Boygroup à la «Take That» stach der Oberdörfer ein paar hundert Mitbewerber aus. Mit dem Gesang; was den geforderten Tanz anging, sei er der «Gumpesel» vom Dienst gewesen. «Ich hatte solchen Muskelkater, dass ich kaum schlafen konnte», erinnerte er sich lachend an den Fehlstart in die Popkultur.
Als das Schweizer Fernsehen 2009 zusammen mit dem Plattenlabel Universal Music Tenöre für die Formation «I Quattro» suchte, zum Covern von Hitsongs, sah es anders aus. Diesmal passte alles für Damian Meier wie massgeschneidert. «Jetzt gibt es uns schon zehn Jahre, und wir können beim Management mehr mitbestimmen als früher.»
Eine Einspielung von Damian Meiers Gesang und seine spontane Kostprobe von «furchtbaren, ohrenbetäubenden Einsingübungen», die durchaus melodiös herüberkamen, rundeten den Abend ab. Norman Hunziker packte für das Podium Pralinen aus Eigenkreation aus. Das Publikum verpflegte sich derweilen aus der Küche der Centro Lounge.
Die Werke beider Künstler sind für das Publikum direkt zu geniessen, und zwar wie folgt:
Norman Hunziker: In Biel beteiligt er sich an einem Hotel-Restaurant für «Swiss Kulinarik», das bald eröffnet werden soll. «Kein Gourmettempel, sondern etwas für die breite Öffentlichkeit», verspricht er.
Damian Meier: Am 7. Dezember 2019 gastiert er mit der Jubiläumstournee «Glanzlichter» im Parktheater.