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Die Böögenzunft feierte ihr Fünfjähriges mit einem prächtigen Böögg – doch Petrus hatte etwas gegen das Abfackeln desselben. Der Grenchner Böögg wollte ganz einfach nicht brennen, nachdem er vom Schnee und Regen stundenlang durchweicht worden war.
Auf dem Marktplatz steht ein überdimensionaler Sektkübel, darin eine grosse Flasche. Ein rotes Herz ziert den Grenchner Jubiläums-Böögg, es pöpperlet hörbar. Ein tiefer Herzschlag lässt den Platz erbeben.
Ende November begannen die Zünftler mit dem Entwurf und Bau des 5,5 Meter hohen Grenchner Böögg. Die Idee dazu hatte wie immer Oberzünftler Richard Werlen. 12 bis 13 Personen, darunter erfreulich viele Frauen, wie Werlen sagt, hätten am Böögg gebaut. «Wir haben Unmengen von Holz verwendet fürs Gerüst, das bezogen wurde.» Da es vor einigen Jahren zu Reklamationen gekommen sei, verzichten die Grenchner Bööggenbauer auf Knalleffekte. Genauso aufs Stroh, mit dem man früher den Böögg füllte. «Das lässt sich kaum löschen und brennt viel zu lang», sagt der Spezialist fürs Abfackeln. Hätte man doch ... Aber dass das Wetter den Zünftlern einen Strich durch die Rechnung machen würde, damit hatte niemand gerechnet.
Die Grenchner Guggenmusiken haben Aufstellung bezogen. Obernarr Patrick der Erste und Stadtpräsident François Scheidegger haben das Podest erklommen, der Obernarr zieht Bilanz und resümiert die Highlights einer fantastischen und gelungenen Fasnacht. Dann übergibt er dem Stapi die Kette mit der Narrenplakette, nicht ohne den Wunsch zu äussern, dass er das Närrische doch auch das Jahr hindurch pflegen möge, damit die Leute zwischendurch etwas zum Lachen haben. Scheidegger, des Sandkasten-Bewachens müde, eine Aufgabe, die er an Hilari fasste, gestand, seinen Wachposten auch verlassen zu haben, um an der Fasnacht zu feiern. Dann sollte er brennen, der Böögg.
Der diesjährige Böögg wartete mit einigen Überraschungen auf: Statt der üblichen Zuckerstöcke, die jeweils angezündet wurden, bevor der Böögg selber in Flammen aufging, ist man im Jahr 2020 äusserst modern unterwegs: Mit einer speziellen Maschine wurde ein Granulat entzündet, drei Meter hohe Stichflammen schossen empor, alles per Funksteuerung.
Auch der Böögg hätte per Funk gezündet werden sollen. Doch daraus wurde nichts. Trotz intensivster Bemühungen der Bööggenzünftler und dem Verbrauch von einigen Fläschchen Feuerzeugbenzin, waren bloss schwache Flämmchen zu sehen. Das Holz war viel zu nass, denn der oben offene Böögg stand schon seit dem Nachmittag auf dem Marktplatz – im heftigsten Schneetreiben, das in diesem Winter bisher gesehen wurde.Der Bezug glomm an ein paar Stellen, es gab kleine Löcher, das war auch schon alles.
Die Guggenmusiken bewiesen Ausdauer: In heftigem Schneetreiben marschierten sie tapfer um den Böögg herum und hofften darauf, dass sich wenigsten etwas mehr als ein mageres Aufzüngeln zeigte. Doch die Mühe war vergebens: Nach einer halben Stunde brach Patrick der Erste die Übung mit den Worten ab: «Auso, mir gseh üs no einisch inere Wuche!»