Erziehung
Zurückgebliebene Kinder, weil Familien nicht mehr gemeinsam essen

Ein Vortrag des Hirnforschers Norbert Herschkowitz befasste sich mit dem Thema Kinderförderung. Organisiert wurde der Anlass von der Schulverwaltung Grenchen. Der Forscher stellt modernen Familien nicht nur ein gutes Zeugnis aus.

Nadine Schmid
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Organisatorin Maya Karlen mit Referent Norbert Herschkowitz.nsg

Organisatorin Maya Karlen mit Referent Norbert Herschkowitz.nsg

Organisiert und moderiert wurde der Informationsanlass von Franca Giani und Maya Karlen, die am Schluss zufrieden mit dem Resultat waren. Der Vortrag des Hirnforschers und Kinderarztes Norbert Herschkowitz «Die Entwicklung des Kindes in den ersten 6 Lebensjahren» hatte neben Spezialisten vor allem Frauen angelockt.

Das Kind und die Entwicklung seines Gehirns standen im Mittelpunkt vom Vortrag von Herschkowitz. Er erklärte, ab welchem Zeitpunkt Kinder mit neuen Dingen konfrontiert werden sollten, und wann ihr Gehirn dazu bereit sei, diese aufzunehmen und zu verarbeiten. «Das Gehirn ist ein riesiges, komplexes Netzwerk, das sich das ganze Leben lang weiterentwickelt», so der Experte. Und wenngleich diese Entwicklung bei jedem Menschen individuell verläuft, so werden doch schon im Babyalter wichtige Grundlagen geschaffen. Sehr früh vermag ein Kind, sich zu Musik zu bewegen, und der Gehprozess greift auf ein komplexes Netzwerk von Bewegungsabläufen zurück, von welchem es zwischen dem 10. und 20. Lebensmonat Gebrauch machen kann.

«Kind soll Erfahrungen sammeln»

Man soll Kindern nicht alles vorgeben, erklärte Herschkowitz, sondern sie gewisse Dinge selber ausprobieren lassen. Wenn ein Kind beispielsweise einen Turm aus Klötzen baut, sei das eine Kunst, da es Gleichgewichtsgefühl und eine gewisse Planung voraussetzt. Das Kind fühlt sich durch Erfolgserlebnisse bestätigt und kann wichtige Erfahrungen sammeln.

Tests zeigen, dass heute viele Kinder in ihrer Entwicklung zurückliegen. Für Herschkowitz hat das verschiedene Gründe. Zwei wichtige sind, dass das Kind einerseits zu wenig soziale Kontakte erlebt, beispielsweise essen viele Familien nicht mehr gemeinsam, und dass das Kind andererseits durch Fernsehen und andere Angebote ein zu starkes Konsumverhalten entwickelt. Dadurch werden kaum Interessen und Neugier entwickelt. Passend zum Anlass stellten nach dem Vortrag verschiedene Vertreter der Frühförderung ihre Institutionen vor.