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Am Donnerstag ist der grosse Jubiläumstag des Grenchenbergtunnels – es gab aber auch schon früher Feierlichkeiten. So wurde im Jahr 1988 das 75-jährige Bestehen gefeiert und zwar mit der Taufe einer zwei Millionen Franken schweren Lok.
Vor 100 Jahren, am 1. Oktober 1915, wurde der Grenchenbergtunnel eröffnet. Seit Mitte September ist aus diesem Anlass die Ausstellung zum Tunnelbau im Kultur-Historischen Museum Grenchen zu sehen.
Und am Donnerstagabend wird im Musée du Tour automatique et d’Histoire de Moutier ebenfalls eine Ausstellung zum Tunnelbau eröffnet. Umrahmt wird der Anlass durch einen nicht öffentlichen Festakt in Moutier mit geladenen Gästen.
Aber auch schon in früheren Jahren wurden in Grenchen Jubiläen gefeiert, so zum Beispiel 1988, als die BLS ihr 75-jähriges Bestehen in Grenchen auf ganz besondere Weise ehrte.
BLS und Grenchen – eine ideale Verbindung seit der Aufnahme des Zugverkehrs durch den 8,578 km langen Tunnel durch die erste Jurakette. In ihrem Jubiläumsjahr taufte die BLS eine Lokomotive auf den Namen «Grenchen». Taufpatin war die Grenchner Gemeinderätin und Kantonsratspräsidentin Verena Stuber.
Die Feier, ab der ganz Grenchen teilnahm, fand am 5. November 1988, und zwar um punkt 17 Uhr auf dem Bahnhof Grenchen Nord statt. Im Mittelpunkt stand natürlich die stolze «Grenchen».
Es handelte sich hier um eine Re 4/4 der Nr. 163. Die Serie umfasste insgesamt 120 Lokomotiven. Um die «Grenchen» zu konstruieren, musste mit einer Bauzeit von einem Jahr gerechnet werden. 1988 rechnete man noch mit Kosten von zwei Millionen Franken für die «Grenchen».
Am Jubiläumsfest beim Nordbahnhof erschien eine kleine Broschüre für interessierte Schülerinnen und Schüler. In dieser Schrift finden wir zur «Grenchen» folgende Passage: «Unsere Gotthardlok «Grenchen» tat ‹ihre ersten Schritte› am 29. Januar 1966. Im Tagesablauf von 24 Stunden kann sie eine Fahrleistung bis 1100 km erreichen, was ungefähr der Luftlinie von Grenchen nach Sizilien entspricht.» Im Vergleich dazu: Die ehemaligen Dampflokomotiven brachten es auf rund 400 km.
Die «Grenchen» ist eine Allzweck-Lokomotive. Sie wird für den Transport von Personen, aber auch von Güterzügen eingesetzt. Das heisst die «Grenchen» ist eine vielseitige Lokomotive und damit vielleicht unserer Stadt nicht unähnlich – oder?
Doch zurück auf den Festplatz beim Nordbahnhof. Bergwanderer kennen die kleinen ganz speziellen Wanderwegweiser mit der Aufschrift «Jubiläumsweg». An diesem 5. November 1988 wurde der Jubiläumsweg, der in etwa dem Tunnelverlauf folgt, eingeweiht. Gute Wanderer bezeichnen den «Jubiläumsweg» als recht anspruchsvoll.
Am Fest wurden natürlich Oldtimer gezeigt, verkehrte ein Dampfzug und fanden Draisinen-Rennen statt. Ein Hit waren die Reproduktion alter Ansichtskarten aus der Sammlung von Hans Kohler.
Die Philatelisten freuten sich am Sonderstempel des Bahnhof Nord mit der Aufschrift MLB – Grenchen Nord. Mit diesem Stempel wurden die Briefe versehen, die sehr oft als Expresssendung vom Bahnhof mit der Bahn direkt befördert wurden.
Mit diesem Artikel beschliessen wir die Serie zum 100-Jahr-Jubiläum des Grenchenbergtunnels. Durch den Tunnel sind der Berner Jura und die Uhrenstadt Grenchen näher zueinander gerückt, wir haben in etlichen Artikeln darüber berichtet.
Auch in Zukunft soll diese Zusammenrücken weiter gefördert werden, so zum Beispiel durch den Austausch von Lernenden und dem gemeinsamen Kampf gegen einen Abbau der Zugsverbindungen auf dieser Strecke.
Sogar zwei Loks namens «Grenchen»
Hansruedi Kronenberg vom Kultur-Historischen Museum, der an der Ausstellung zum 100-Jahr-Jubiläum des Grenchenbergtunnels massgeblich beteiligt war, hat dieser Zeitung einige interessante Ergänzungen gesandt:
Es gibt, beziehungsweise gab, zwei Lokomotiven namens «Grenchen»: die als «Gotthardlokomotive» bekannte Ae 6/6 (heute Ae 610) der SBB, von der total 120 Stück gebaut wurden. In dieser Serie bekam die Nr. 11506 Wappen und Namen von Grenchen. Die Lok wurde im Januar 1966 in Dienst gestellt und im Februar 2011 ausrangiert.
Die BLS beschaffte 35 Exemplare der Lokomotiven Re 4/4 (heute Re 425). Bisher wurden zwei Stück ausrangiert. Die Nummer 163, heute Re 425 163, wurde 1967 abgeliefert und bekam Wappen und Namen von Grenchen.
Interessant ist auch, dass nach der Probe- und Versuchslok 161 «Domodossola» die vier ersten Serienloks Namen der durch die MLB berührten Gemeinden aufweisen: die Nummer 162 (1965) den Namen «Court», die Nummer 163 (1967) den Namen «Grenchen», die Nummer 164 (1967) den Namen «Lengnau» und die Nummer 165 (1967) den Namen «Moutier». (rrg)