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In der Kleintierhaltung haben sich die Prämissen geändert. Früher Nahrungsmittellieferanten haben sich die Kleintiere zum Integrationsfaktor entwickelt. Das zeigt ein Besuch in der Grenchner Kleintiersiedlung.
Am vergangenen Wochenende hat die Kleintiersiedlung ihren Tag der offenen Tür durchgeführt. Klein und Gross war eingeladen, die Zuchterfolge der Tierhalter zu begutachten. Die grosszügige Anlage zwischen Eichholzschulhaus und Familiengarten hat 27 verschiedene Pächter, die auf Parzellen von 2,5 bis 3 Aren Geflügel, Vögel und Kaninchen halten.
Der Hintergrund der Kleintierhaltung hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert. «Früher hielten sich die Leute Geflügel oder Kaninchen hauptsächlich als Nahrungslieferanten, doch dies ist heute weitgehend vorbei», erklärt Peter Mollet aus Rüti, Ehrenpräsident der Ornithologen. Heute stehe vor allem Freizeitgestaltung und die Zucht von Rassetieren im Zentrum sowie die Gestaltung der Parzellen, die teilweise auch als Gemüsepflanzung dienen oder mit schönem Blumenschmuck gestaltet werden.
Mollet räumt ein, dass es nicht einfach ist, Züchternachwuchs zu rekrutieren. Wie andere ornithologische Vereine in der Region auch, habe man Mühe, Junge für die Kleintierzucht zu begeistern. Da tägliche Präsenz gefragt ist, erscheint dieses Hobby vielen zu aufwendig. Anstatt eines Generationenwechsels gibt es aber eine andere Art von Wandel: Inzwischen haben etliche Parzellenpächter ausländisch klingende Namen. «Und diese sind dann etwa gar nicht die schlechtesten Tierhalter, ganz im Gegenteil», erklärt Mollet. Denn oft sind sich Menschen mit ausländischen Wurzeln noch eher gewohnt, Kleintiere auch zur Ernährung zu halten, weil dies in ihrer Heimat gang und gäbe ist.
Ein Züchter mit türkischen Wurzeln ist der eigentliche Star in der Kleintiersiedlung: «Gökhan Öz, der Geflügelobmann der Anlage, hat letztes Jahr mit seinen Tieren den Schweizer-Meister-Titel geholt», erklärt Mollet. Ein Augenschein bei dessen Tieren zeigt auch warum. Sie machen einen prächtigen und gesunden Eindruck und können sich in schön gestalteten Anlagen bewegen, die ihrer Lebensweise angepasst sind – so weit das hier geht.
Die Kleintierhaltung in der Kolonie hat auch den Vorteil, dass eine gewisse soziale Kontrolle herrscht. «Wenn einer seine Tiere nicht gut hält, sieht man das sofort und er wird gerügt», erklärt Mollet. Anderseits helfe man sich auch gegenseitig aus, beispielsweise in den Ferien. «Wir legen Wert auf gepflegte Anlagen und möchten nicht, dass der Tierschutz etwas bemängeln muss.»
Zudem ist die Anlage öffentlich zugänglich und hat im Klubhaus auch ein Restaurant. Somit fühlt man sich wie in einem Kleintierzoo, denn insgesamt findet man etwa 30 Tierrassen vertreten. Nebst dem Nachwuchsmangel machen Mollet auch die Finanzen etwas Sorgen. Man sei zwar mit Pachtpreisen von jährlich 600 bis 700 Fr. pro Parzelle günstig, die Stadt habe aber die Baurechtszinse erhöht und so stehe eine Preiserhöhung ins Haus.