Industrie
Zu wenig Platz: Sitek AG zügelt von Bettlach nach Grenchen

Die Bettlacher Firma Sitek AG, die unter anderem Komponenten für Kleingetriebe herstellt, baut wegen Platzmangel eine neue Fabrik in der Grenchner Industriezone.

Andreas Toggweiler
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Bettlacher Sitek AG
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Bedienung einer Kunststoff-Spritzgussmaschine
Sitek-Produkte
Sitek Wasserzähler
Sitek-Produkte
Sitek-Produkte
Sitek-Produkte
Visualisierung des durch das Grenchner Büro Bigolin+Crivelli entworfenen Neubaus.

Bettlacher Sitek AG

Andreas Toggweiler

Mitten in der Wohnzone an der Friedhofstrasse in Bettlach steht ein Industriebetrieb, die Firma Sitek. Sie wurde 1997 gegründet und stellt Komponenten aus Kunststoff und Metall für Kleingetriebe oder weitere Anwendungen her; oder auch gleich ganze Baugruppen aus diesen Materialien.

Sie kommen in Haushaltgeräten, in der Labortechnik sowie in der Maschinen- und Elektroindustrie zum Einsatz. Eine langjährige Spezialität sind mechanische Getriebe für Flüssigkeitsmesser, beispielsweise Wasserzähler, wie man sie in jedem Haushalt findet. Hier nimmt Sitek nach eigenen Angaben eine bedeutende Marktstellung ein.

Faktisch 85 Prozent Export

Die Technologie wurde bei der Firmengründung von der Vorgängerfirma Aebi übernommen und erfolgreich weiterentwickelt. Rationalisierung, Automatisierung und Flexibilität haben dazu geführt, dass die Firma Sitek AG mit heute 22 Angestellten ihren Platz als Zulieferbetrieb für Systemhersteller im In- und Ausland behalten konnte.

Viele Abnehmer sind zwar in der Schweiz, liefern aber ihre Produkte ins Ausland, so, dass faktisch ein Exportanteil von rund 85 Prozent resultiert. «Das Umfeld ist anspruchsvoll, doch als flexibles und innovatives KMU können wir Swiss Made Qualität gewährleisten, die von unseren Kunden geschätzt wird», sagt Geschäftsführer Thomas Teuscher. Der Biberister leitet Sitek seit 2010. Der jährliche Umsatz wird mit rund 4,5 Mio. Franken beziffert.

Doch der Betrieb, der im Zuge einer Nachfolgelösung seit 2004 zur Firma Aquametro (Therwil) und seit 2015 direkt zur Industrieholding Integra (Wallisellen) gehört, stiess in mehreren Etappen errichteten Firmenräumen an ihre Grenzen. Die ältesten Firmengebäude sind über 100-jährig und Logistik und Materialfluss sind für eine rationelle Produktion zunehmend ungeeignet. «Auch die Anlieferung mit Lastwagen durch das Wohnquartier ist eigentlich für die Anwohner eine Zumutung», räumt Teuscher ein. Zusammen mit dem Konzern habe man sich deshalb für eine Aussiedlung entschieden.

Investition von 5 Millionen

Mit dem Eintreffen der Baubewilligung in der Grenchner Industriezone können diese Pläne nun umgesetzt werden. Sitek konnte durch die Vermittlung der Grenchner Wirtschaftsförderung gleich hinter der Firma Thommen Medical eine Parzelle von der Stadt erwerben. Das Grenchner Architekturbüro Bigolin+Crivelli plante den eingeschossigen Neubau, für den Sitek rund 5 Mio. Franken investieren will. Laut Teuscher soll der erste Spatenstich noch in diesem Frühjahr erfolgen und der Umzug in die neuen Räume in etwa einem Jahr. Die Fabrik wird von der Neckarsulmstrasse her erschlossen, was alle Verkehrsprobleme nachhaltig lösen dürfte.

«Dort werden wir die Vorteile der klaren Nischenpolitik, die wir dank innovativen Mitarbeitenden, computergestützten Fertigungstechnologien und Kundennähe verfolgen, noch besser ausspielen können», ist Teuscher überzeugt. Viele Baugruppen setzen sich heute gleichermassen aus Kunststoff- und Metallteilen zusammen.

Beide Technologien hat man inhouse: einen leistungsfähigen Maschinenpark für Metalldrehteile und Verzahnungen sowie eine moderne Kunststoff-Spritzguss-Abteilung. Und schliesslich eine Montageabteilung, welche Produkte aus diesen beiden Welten zu den kundenspezifischen Baugruppen zusammenfügt.

Komplexere Baugruppen

Diese Baugruppen werden immer komplexer, enthalten beispielsweise Elektromotoren, Verdrahtungen oder Sensoren, die man im Auftrag des Kunden gleich selbst beschafft und verbaut. Für das Design der Anwendungen verfüge man über ein grosses Netzwerk an Spezialisten. «Dies ist für die Kunden von grossem Nutzen, denn sie haben nur einen Ansprechpartner – nämlich uns», meint Teuscher.

Am neuen Standort mit einem Raumangebot von 2500 Quadratmeter werde man noch besser auf diese Strategie setzen können. Auch hofft Teuscher, dass man mit der neuen modernen Produktionsumgebung auch als Arbeitgeber für Fachkräfte auftrumpfen kann. «Wir sind uns bewusst, dass wir ein Risiko eingehen, manche bezeichnen es gar als Wagnis. Aber wir glauben an den Produktionsstandort Schweiz.»

Die Liegenschaft in Bettlach soll übrigens danach abgerissen und umgezont werden. Die Muttergesellschaft Integra Holding (die auch eine Immobiliensparte hat) habe bereits Pläne für eine Wohnüberbauung, lässt Teuscher durchblicken.