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Für die Grenchner Winterausstellung haben sich zu wenige Aussteller angemeldet. Die Organisatoren ziehen die Konsequenzen und blasen alles ab. «Ich bedaure das sehr», sagt Claudia Bieri, Präsidentin des Organisationskomitees.
Anfang Jahr wurde Claudia Bieri noch mit dem Maria-Schürer-Preis ausgezeichnet, weil sie es geschafft hatte – nebst dem Einsatz für den eigenen Betrieb und anderen Tätigkeiten – die GREWA, die Grenchner Winterausstellung, nach langem Winterschlaf wieder zum Leben zu erwecken. Und nun musste sie, zusammen mit Heinz Westreicher, dem Präsidenten des Grenchner Gewerbeverbands GVG, den Ausstellern, die sich bereits für die diesjährige GREWA vom 7. bis 9. November angemeldet hatten, in einem Schreiben mitteilen, dass es dieses Jahr keine GREWA geben wird.
«Der Entscheid letzten Donnerstag ist uns nicht leicht gefallen und ich bedaure das sehr», sagt Claudia Bieri, Präsidentin des Organisationskomitees. Denn schliesslich sei die GREWA so etwas wie ihr Kind gewesen. «Aber es haben sich schlichtweg zu wenige Aussteller angemeldet.» Rund 27, mit etwa 25 hätte man schlussendlich rechnen können. «Viele haben abgesagt, obschon sie uns die Teilnahme zuerst zugesagt haben. Die einen gaben Personalgründe an, die anderen die Präsenzzeit, die sie selber zu leisten haben.»
Andere hätten krankheitshalber auf eine Teilnahme verzichtet – das könne man halt im Voraus nicht wissen. «Es haben auch einige ‹treue› Mitglieder abgesagt, die letztes Mal noch dabei waren.» Und gewisse Gewerbebetriebe, die immer eine schöne Fläche beansprucht hätten, gebe es nicht mehr, wie zum Beispiel das Fernsehgeschäft TV Roth.
Einige Betriebe zögen es auch vor, an der Bürener Herbstmesse Ende Oktober auszustellen und verzichteten aus diesem Grund auf eine Teilnahme in Grenchen. Selbst die Suche nach auswärtigen Ausstellern sei erfolglos verlaufen. Für eine gute und schöne Ausstellung brauche es aber rund 40 Aussteller, und die habe man einfach nicht finden können. «Das hat uns dazu bewogen, die ganze Veranstaltung abzusagen.» Das Organisationskomitee sei da, um eine Plattform zu bieten. «Wir sind aber nicht in der Position, die Grenchner Gewerbetreibenden zu einer Teilnahme zu zwingen», sagt die OK-Präsidentin.
Diese Entwicklung habe sich irgendwie abgezeichnet. «Die erste GREWA 2011 nach der langen Pause – neun Jahre waren vergangen seit der letzten GREWA, damals noch ‹Grenchner Weihnachtsausstellung› – war ein grosser Erfolg. Aber bereits im Jahr darauf verspürten wir einen leichten Rückgang.» Der einzige Programmpunkt, der den Veranstaltern immer ein volles Haus beschert habe, sei die Modeshow gewesen. «2012 liessen wir die Models sogar an allen drei Veranstaltungstagen laufen.»
Finanziell kein Risiko eingehen
Westreicher erklärt auf Anfrage, dass er den Entscheid sehr bedaure, man aber einfach keine andere Wahl gehabt habe. «Offensichtlich lässt sich das Gewerbe schwer dazu bewegen, mitzumachen.» Finanzielle Gründe seien ausschlaggebend, erklärt Westreicher: Mit den Standgebühren werde die ganze Infrastruktur finanziert, und diese sei einfach zu teuer. «Man hätte das Ganze ‹durchknorzen› können, aber wir bewegen uns hier in einer Negativspirale: Weniger Aussteller bedeutet, weniger Besucher und das wiederum lockt wiederum weniger Aussteller an. Ein Effekt, mit dem viele Gewerbeausstellungen zu kämpfen haben.» Sicher hätte man die Kosten noch etwas minimieren können, aber das sei nur bis zu einem gewissen Masse möglich. «Das Risiko eines so grossen Defizits konnten wir nicht eingehen», sagt der Verbandspräsident.
Nun will man für 2015 etwas völlig Neues auf die Beine stellen. «Wir planen ein Konzept für nächstes Jahr, das etwas mehr ‹sexy› für das Gewerbe sein soll», so Westreicher. Konkrete Vorstellungen seien noch keine vorhanden, aber es gebe bereits einige Ideen. Beispielsweise überlegt man sich, vom Eusebiushof als Veranstaltungsort auf den Marktplatz umzuziehen. «Wir haben auch schon ans Velodrome gedacht. Aber dort bräuchte es etwa 80 Aussteller. Im Parktheater deren 70, um eine gute Ausstellung zu haben», meint Bieri.
Der Eusebiushof sei von der Grösse her ideal – klein, aber fein. «Aber die Aufteilung auf drei Stockwerke ist problematisch.» Auch sonst erhofft sich Westreicher neue Ideen für eine Gewerbeausstellung im Spätherbst 2015. Zu diesem Zweck wollen die Verantwortlichen das Organisationskomitee auch noch mit Personen erweitern, «die nicht GREWA-belastet sind». Claudia Bieri bleibt Präsidentin des Organisationskomitees.
Der Name «GREWA» sei nicht gesetzt im neuen Konzept. «Ich war nicht besonders glücklich, als die GREGA ins Leben gerufen wurde, die Grenchner Gewerbeausstellung und Nachfolgerin der mia. Denn das wird dauernd verwechselt», so Claudia Bieri.
Der Teil der GREWA, der 2011 und 2012 grossen Anklang fand, wird allerdings trotz Absage durchgeführt: Mehrere Textilfachgeschäfte wollen gemeinsam eine Modeshow durchführen. Dies, weil die Einkäufe dafür bereits getätigt wurden, und man schon Verträge mit Models abgeschlossen hat. Noch ist allerdings nicht klar, wo und wann. Die erste Sitzung der Beteiligten fand erst gestern Abend statt.
Der Entschluss zur Absage beschere ihr ein weinendes und ein lachendes Auge, sagt Claudia Bieri. Lachend, weil sie sich darauf freue, etwas Neues auf die Beine zu stellen. «Grenchen ist ein spezielles Pflaster, und man kann es den Grenchnern eigentlich nie recht machen. Aber das ist auch eine grosse Herausforderung, die mich reizt.»