Grenchen
Zu viele Führungspositionen: Wo bei der Stadtverwaltung gespart werden soll

Das Effizienzprogramm «Effi Deville» ist definiert und soll mit einem Gemeinderatsbeschluss umgesetzt werden. Am kommenden Dienstag soll das neue Organigramm im Stadthaus beschlossen werden.

Andreas Toggweiler
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Auch im Hôtel de ville werden jetzt Stellen eingespart.

Auch im Hôtel de ville werden jetzt Stellen eingespart.

Solothurner Zeitung

Weil die Stadt ohnehin sparen muss, wird gleichzeitig auch die Anzahl der Vollzeitstellen reduziert. Die Beratungsfirma Implement, die bereits die Reorganisation der Bauverwaltung begleitet hatte, kommt zum Schluss, dass die Stadtverwaltung künftig auch mit 23-24 Vollzeitstellen geführt werden kann, statt wie bisher mit knapp 30. Im Bericht zu Handen der GRK schreiben die Experten nämlich, dass es zu viele Chefs gibt im Vergleich zur Anzahl Angestellten und auch zu viele Aufgaben wahrgenommen werden, die nicht Kernaufgabe der Stadt sind (z. B. organisatorische Hilfe beim Durchführen von diversen Anlässen).

«Unabhängig der weiteren Probleme ist das Stadthaus markant mit Leitungspersonal überdotiert», kommen die Experten zum Schluss. «So existieren 2 Abteilungen mit gesamthaft 360 Stellenprozenten, d. h. 1 Führungsperson pro 1,8 Mitarbeiter (sich selbst eingerechnet). Bei diesen Abteilungen (Recht und Personal) handle es sich somit maximal um Fachstellen oder Dienststellen, jedoch nicht um Abteilungen mit Führungsverantwortung und -personal. «Im gesamten Stadthaus gibt es aktuell 5 Führungspersonen inkl. Stadtpräsident für knapp 30 Vollzeitstellen. Hier ist das Stadthaus überbesetzt, ein vertretbares Mass liegt bei rund 10 Prozent resp. max. 3 Vollzeitstellen Führungspersonal», so das Verdikt der Implement-Fachleute.

Auch was die Qualität der Prozesse anbelangt, spricht der Bericht Klartext. Aufgrund der historischen Entwicklung sei die Organisationsstruktur nicht mehr klar erkennbar. « Im Endergebnis führt dies dazu, dass sich bei vielen Anliegen schlussendlich niemand für das Ergebnis resp. das Gelingen eines Antrags verantwortlich fühlt.» Die Führungsebene Stadthaus werde so mit viel unnötiger Abstimmungsarbeit belastet.

Stadt mit Gemeindeverwalter

«Diesen Eindruck teile ich grossmehrheitlich», meint Stadtpräsident François Scheidegger und betont gleichzeitig, dass wie schon auf der Bauverwaltung keine Entlassungen vorgenommen würden. Diverse Stellen seien schon heute nicht mehr besetzt, andere Bereiche würden im Rahmen von Pensionierungen reorganisiert zum Beispiel der Empfang und der Weibeldienst. Von einer Stellenaufhebung betroffen ist allerdings der Rechtsdienst.

Die bemerkenswerteste Änderung ist, dass Grenchen als erste Stadt im Kanton ein Modell mit einem Gemeindeverwalter einführen will, der die Stellen des Finanzverwalters und des Gemeindeschreibers vereinigt. Dieser Chefbeamte Verwaltungsdienst ist allerdings in der Linie den anderen Abteilungsleitern (Baudirektion, SDOL, Sicherheit und Schulen) gleichgestellt, obwohl ihm im Rahmen des kant. Gemeindegesetzes eine besondere Stellung zukommt.

Vier Stabsstellen

Dem Stadtpräsidenten sollen neu vier Stabsstellen direktunterstellt werden, welche Querschnittsaufgaben wahrnehmen: Generalsekretariat, Standortpromotion (inkl. Wirtschaftsförderung), Personalchef und Gemeindestab. Letzterer, voraussichtlich das neue Aufgabenfeld der bisherigen Stadtschreiberin, umfasst unter anderem die juristische Grundkompetenz der Stadt, Prüfen von Behördenvorlagen, Reglementsanpassungen, Datenschutz und Compliance sowie Grossprojekte wie die Pensionskassenreform.

Die Ressourcen für Wirtschaftsförderung (und neu auch Standortpromotion) sollen schwergewichtig extern eingekauft werden. Ob mit der Reorganisation das Ei des Kolumbus gefunden wurde, kann Scheidegger noch nicht sagen. Sie soll denn auch als Bottom-up-Prozessdurchgeführt werden, dh. es wird schon bald nach dem neuen Organigramm gearbeitet (wo dies faktisch nicht schon der Fall ist). Bewährt es sich, werde die Gemeindeordnung entsprechend angepasst.