Vermisstensuche
Zu heikel: Zivilschutz Grenchen darf keine Suchhundegruppe aufbauen

Die «Grenchner Suchhundegruppe» wurde im Keim erstickt, ihre ambitionierten Pläne mussten Zivilschutzkommandant Remo Schneider und seine Kameraden wieder verwerfen. Nur privat können die Männer ihrer Leidenschaft noch nachgehen.

Patrick Furrer
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Auf die Schnauze gefallen, aber rappeln sich wieder auf: Remo Schneider und sein Suchhund «Duke».(ho)

Auf die Schnauze gefallen, aber rappeln sich wieder auf: Remo Schneider und sein Suchhund «Duke».(ho)

Nachdem Remo Schneider schon als Kommandant der abgesetzten Blaulichtdachorganisation «Schutz & Rettung Grenchen» kein Glück hatte, muss er erneut zurückbuchstabieren.

Aber von vorne: Vor zwei Jahren klopfte Remo Schneider beim Stadtpräsidium für eine eigene Suchhundegruppe an, das seine Idee ideologisch, nicht finanziell, unterstützte. Vorbild war die Suchhundegruppe des Tessiner Zivilschutzes. Doch die Freude währte nur kurz: Alexander Kohli von der FDP war es, der an der Gemeindeversammlung im Dezember 2011, öffentlich wetterte und meinte: Er habe beim Kanton abklären lassen, ob ein solches Angebot gefragt sei und die klare Antwort bekommen, dass es das eben nicht ist.

Woran ist es gescheitert?

Gleichwohl lag es nicht primär an der Politik, dass die Suchhundegruppe, die sich damals immer noch im Aufbau befand, Schiffbruch erlitten hat. Das Amt für Militär und Bevölkerungsschutz (AMB) des Kantons Solothurn war von Beginn weg über das Projekt informiert. Nach einem Führungswechsel kamen aber Vorbehalte auf. «Nachdem wir vom Aufbau einer Suchhundegruppe innerhalb des Zivilschutzes gehört hatten, gaben wir die dringende Empfehlung ab, lieber die Hände davon zu lassen», sagt Peter Huber, Leiter Zivilschutz beim AMB. Erstens sei eine Mantrailinggruppe keine Kernaufgabe des Zivilschutzes, zweitens wollte man Probleme mit der Abrechnung über die Erwerbsersatzordnung (EO) verhindern. Schneider und seinen Leuten wurde ab dato auch untersagt, einzelne Stunden für die Suchhundegruppe über den Zivilschutz abzurechnen. Remo Schneider habe sofort ein Einsehen gehabt, und Probleme gebe es keine, schiebt Huber aber nach. Im Gegenteil, er wünschte sich sogar, dass weitere Kommandanten so innovativ wären wie Remo Schneider.

Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass die Katastrophen- und Geländesuchhundevereinigung Redog, die national breit abgestützt und anerkannt ist, derzeit ebenfalls eine Regionalgruppe Solothurn aufbaut. Daher sei das AMB ganz angetan gewesen von der Idee, dass sich die Grenchner bei «Redog» anhängen, was man grundsätzlich auch gerne getan hätte, sagt Schneider selbst. «Aber wir hätten so viel ändern müssen, unsere Trainings- und Ausbildungspläne, dass es kaum durchführbar gewesen wäre.» Eine Ausrede? Nein, sagt Schneider. «Wir hätten alles Alte, was sich bewährt hat, aufgeben müssen. Das wäre auch zeitlich für unsere Mitglieder keine passende Variante gewesen.» Die Idee eines Zusammenschlusses wurde aufgegeben. Sowohl das Thema einer eigenen Grenchner Hundestaffel innerhalb des Zivilschutzes wie auch eine bei «Redog» integrierte waren damit vom Tisch.

Wie geht es weiter?

Daher machen Schneider und seine Kumpanen jetzt auf privater Basis weiter. Sie haben sich bereits bei der Schweizerischen Vereinigung für Minen und Sprengstoffspürhunde (SMEDDS) angehängt, zu der sie über alte Kontakte des Zivilschutzchefs gekommen sind. Es sei zwar nicht dasselbe, aber aufgeben kommen nun mal nicht in Frage, sagt Schneider. Zwei Grenchner sind in der SMEDDS angehängten Gruppe. Trainiert wird mindestens zweimal monatlich, dazu kommen vier Trainingswochenende pro Jahr und Seminare. Wer Hilfe braucht, kann sich auf eigene Initiative schon heute melden. Einzugsgebiet ist der Raum Nordwestschweiz.

Dass der Hund letztlich doch nicht ganz für die Katz war, zeigt jüngstes Erlebnis der Truppe – ein Einsatz vor wenigen Wochen in Schwarzenburg: Zwei Personensuchhunde-Teams, darunter Remo Schneider mit seinem Schnüffler «Scalloway’s Duke», erhielten den Auftrag, nach einem vermissten 53-Jährigen zu suchen. Dieser war aus einem Heim geflüchtet. Unglück im Glück: «Duke» fand zwar die Spur, schliesslich aber nicht mehr als die Stelle am Rande eines hohen Felsen, wo der Mann in den Tod gestürzt war. Da der Fundort sehr schwer zugänglich war, konnte der Verstorbene nur mit Hilfe des SAC geborgen werden. «Ein tragisches Erfolgserlebnis, das betroffen macht», sagt Remo Schneider. «Aber auch der Beweis dafür, dass unsere Mantrailinggruppe ihr Handwerk eigentlich verstehen würde.»