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Der Bau des Wohnhauses an der Quartierstrasse hätte im Frühjahr 2012 beginnen sollen. Noch ist unklar, ob das Gebäude tatsächlich realisiert wird. Einsprecher Ivo von Büren muss derweil entscheiden, ob er seine abgelehnte Beschwerde weiterzieht.
Die geplante Realisierung des sechsstöckigen Wohnhauses der Helvetia-Versicherung an der Quartierstrasse ist unsicher. Und dies, obwohl Einsprecher Ivo von Büren mit seinem Weiterzug der Einsprachen beim Kanton in allen Punkten gescheitert ist. Der Grenchner Garagist und SVP-Gemeinderat hatte das 10-Millionen-Bauprojekt bis jetzt entschieden bekämpft. Nachdem die Stadt seine Bedenken abgeschmettert hatte, machte von Büren beim kantonalen Baudepartement Beschwerde. Dieses schützt nun die Haltung der Gemeinde in allen Punkten, wie von Büren einräumen muss.
Kein Weiterzug, aber . . .
Bis Montag musste sich von Büren entscheiden, ob er gar an das kantonale Verwaltungsgericht geht. «Ich habe nicht weitergezogen«, erklärt er jetzt auf Anfrage. «Was natürlich nicht heisst, dass ich mit dem Projekt einverstanden bin», präzisiert er.
Aus Sicht eines Anwohners ist von Bürens Haltung zumindest nachvollziehbar, steht ihm das neue Gebäude mit seiner Höhe von über 20 Metern doch buchstäblich in der Sonne. Denn vis-à-vis seiner Garage an der Quartierstrasse befindet sich zurzeit eine Baulücke bzw. ein Parkplatz der Firma ETA.
Mehrere Kritikpunkte
Von Büren kritisiert nebst der Baulinie (er möchte mehr Abstand) die Zufahrt zum neuen Gebäude, welche südlich des Restaurants Mazzini vorbei erfolgen soll. Damit gehe der Stadt eine ganze Bauparzelle verloren, argumentiert er; Land notabene, welches die Gemeinde für teures Geld – von Büren spricht von 500 Fr. pro m – seinerzeit für den geplanten Bau der Obrechtstrasse als neue Zufahrt ins Zentrum erstanden habe. Diese ist aber schon längst vom Tisch.
«Es wäre sinnvoller, das Gebäude von der Quartierstrasse her zu erschliessen», meint von Büren. Und schliesslich befürchtet er Konfliktpotenzial mit seiner Autowaschanlage. Stichwort: Lärmbelastung für die neuen Anwohner. «Meine Waschanlage ist immerhin seit 1965 an diesem Standort in Betrieb», führt von Büren ins Feld.
Doch das Problem löst sich für von Büren möglicherweise von selbst. Denn bei der Helvetia-Versicherung hat man es offenbar nicht mehr so eilig mit bauen.
«Der Bau der Liegenschaft ist noch nicht beschlossen», sagt Helvetia-Sprecher Hansjörg Ryser auf Anfrage. Mehr Informationen sollen im Spätsommer folgen. Auch würden noch Gespräche mit dem Architekten geführt. Die Helvetia Versicherung wollte mitten im Zentrum 10 Millionen investieren für Mietwohnungen gehobenen Standards und damit eine offensichtlich vernachlässigte Ecke der Stadt aufwerten.
Auf zwei Grundstücken war gemäss Projekt vom November 2011 ein sechsstöckiges (fünf plus Attika) Mehrfamilienhaus geplant mit 29 modernen Wohnungen nach Minergie-Standard. Die Wohnungen sollen gemäss Helvetia-Sprecher Hansjörg Ryser alle vermietet werden.
Ursprünglich hatte die Versicherungsgesellschaft vor, im Frühjahr 2012 mit dem Bau zu beginnen. Ob und wann gebaut wird, bleibt nun vorerst offen. «Wir werden voraussichtlich im August mehr sagen können», meint Ryser.
Spekulieren liesse sich jetzt darüber, inwiefern die primär durch Ivo von Büren initiierte Verzögerung die Versicherung ins Nachdenken gebracht hat – oder eher der Umstand, dass im Immobilienbereich erste Sättigungstendenzen feststellbar sind. «Der allgemeine Immobilienmarkt hat für unsere Überlegungen nur beschränkten Einfluss, denn wir investieren in erster Linie für uns selbe», sagt Ryser dazu. Massgeblich sei die zu erwartende objektspezifische Rendite.
Der Spielraum, um von Büren entgegenzukommen, ist offenbar gering. «Wir werden uns für die weiteren Überlegungen an die von der Stadt vorgegebenen Planungsgrundlagen halten», lässt Ryser durchblicken. Nicht ausgeschlossen sei, dass bei gewissen Expositionen der Schallschutz verbessert werden könne, aber nur, sofern sich das rechne. (at.)
«Wollte besseres Projekt»
So oder so wird sich von Büren als Gemeinderat der SVP – die sich vermehrt als Wirtschaftspartei profilieren will – den Vorwurf anhören müssen, er betreibe Obstruktion aus Privatinteressen. «Ich kann jedem, der mich lässt, erklären, dass es mir nicht darum geht», betont er. Er wolle nicht kein Projekt, sondern ein besseres. «Selbst über die Architektur gäbe es einiges zu sagen. Das Ding sieht aus wie das Gefängnis Schöngrün.» Er unterstütze jedes Bauprojekt in Grenchen, sofern es gut ist. Als Beispiel führt er das Neubauprojekt nördlich des «Coq au Vin» ins Feld. «Da hätte ich auch Einsprache machen können, als Besitzer der «Coq au vin»-Liegenschaft. Doch das Projekt ist schön und hat mich überzeugt.»
Stadt will Planungssicherheit
Wie begründet die Stadt ihre Haltung? Stadtbaumeister Claude Barbey führt vor allem planungsrechtliche Gründe ins Feld. «Die rechtsgültige Erschliessungsplanung, die 2005 bekräftigt wurde, sieht nun mal vor, dass die Liegenschaften von der Stichstrasse ab der Bürgerhaus-Kreuzung erschlossen werden.» Diese Planung lasse sich nicht einfach abändern, schon gar nicht aufgrund von nachbarlichen Einzelinteressen. «Dazu bräuchte es einen erneuten Gemeinderatsentscheid und alle Anrainer erhielten rechtliches Gehör. «Wenn nur einer dagegen ist, ist das ganze Gebiet wieder blockiert.» Ähnliche Auswirkungen hätte ein neuer Gestaltungsplan.
Für Barbey wäre dies auch ein schlechtes Signal für alle Investoren. «Diese brauchen Rechtssicherheit für ihre Planungen. Diese ist auch der Stadt wichtig.» Womöglich hätte die Stadt gar für finanzielle Folgen geradezustehen. Der Stadtbaumeister bezweifelt überdies, dass die Verschiebung der Baulinie der Von-Büren-Liegenschaft viel brächte. «Ob der Abstand nun 3,5 oder 5 Meter beträgt, macht keinen grossen Unterschied.»