Als Kinder vor zwei Jahren den Keller unseres Wohnhauses anzündeten, rang sich unsere Immobilienverwaltung doch noch durch, den Lift mit einem Schloss auszustatten. Wer in den Keller will, kann das nur mit einem Schlüssel. Fast wie bei einem Penthouse, einfach umgekehrt. Das war zunächst beruhigend, wurde aber in den letzten Monaten auch immer spannender. Denn manchmal gehorcht der Lift dem Schlüsselbefehl, manchmal nicht. Dann muss man ins EG fahren und von dort aus zu Fuss weiter. Nie weiss man, wo man aussteigen wird. Eine Liftfahrt ins Blaue, sozusagen.
Nachdem der Liftmonteur kürzlich unter meinen skeptischen Blicken etwas von diesem blauen Allerweltsheimwerkerspray ins Schloss sprühte, ging es ein paar Tage gut. Neulich ist aber etwas ganz Rätselhaftes passiert. Kaum hatte ich den Schlüssel in der Hand, begann der Aufzug wie von Geisterhand gesteuert loszufahren. In den Keller, notabene.
Das wäre ja ganz toll, wenn das Ding jetzt dank der kleinen Kriechöl-Injektion schon meine Gedanken lesen kann. KI (Künstliche Intelligenz) halt, nichts mehr Aussergewöhnliches heute. Sprechen tut der Lift ja auch schon, sagt brav die Stockwerke an. Der Umstand aber, dass mich das Ganze ins Grübeln bringt, kann nur eine Ursache haben: Meine RI (Restintelligenz) will mir mitteilen: bitte wieder mehr Treppen laufen.
andreas.toggweiler@chmedia.ch