Das Kultur-Historische Museum ist komplett leergeräumt – Handwerker sind damit beschäftigt, die neue Beleuchtung zu installieren. Am 21. September soll das Museum mit einem Fest zum 20-Jahr-Jubiläum wieder eröffnet werden.
Seit Pfingsten ist das Kultur-Historische Museum an der Absyte geschlossen, für ganze drei Monate. Das bedeute aber nicht, dass sie und ihre Angestellten so lange Ferien machen könnten, erklärt Museumsleiterin Angela Kummer. Das ganze Haus ist leer. Wo wurde bloss all das Zeugs hingebracht? «In den ersten drei Wochen haben wir das Museum geräumt. Objekte, die nicht so ‹heikel› sind, und solche, die wir nach der Eröffnung wieder benötigen, wurden im Dachgeschoss eingelagert.» Darunter beispielsweise das Mobiliar aus den 50er-Jahren aus dem Erdgeschoss. Auch das Büro wurde provisorisch im obersten Geschoss eingerichtet. Heiklere Objekte oder solche, die man in absehbarer Zeit nicht mehr ausstellen wird, wurden ins Depot beim Haldenschulhaus gebracht und dort eingelagert.
Die SWG stellte Räumlichkeiten im Trafohäuschen gleich neben dem Museum zur Verfügung, wo jetzt die grösseren Zwischenwände eingelagert sind, bis man sie wieder benötigt. «Wir hatten Hilfe von einer ganzen Schar Freiwilliger und von Personen aus dem Netzwerk, die beim Umzug halfen», sagt Kummer.
Drei der vier Stockwerke wurden komplett geleert. Seit Anfang Juli wird umgebaut, Bauherrin ist die Stadt, der das Haus gehört. Das Haus wurde in den Jahren 1821–1823 als erstes Schulhaus der Stadt Grenchen erbaut. Später diente das Haus verschiedenen Zwecken, wurde unter anderem für Notwohnungen verwendet und vor 20 Jahren zum Museum umfunktioniert. Ein Gebäude mit dicken Mauern und Holzböden, die zum grössten Teil noch original vorhanden sind.
Das Rainschulhaus diente als Primarschule, Armenhaus, Gemeindehaus, Wohnhaus mit Notwohnungen und zuletzt als Museum.
Es beheimatete Büros der Bauverwaltung, die Bibliothek, die Arbeitsschule, die Musikschule, einen Kindergarten, Notwohnungen, die Alkoholfürsorge, ein Holzlager, die Feuerwehrspritzen, die Oberschule, diverse Werkklassen, die Berufsberatung, Stützkurse für Fremdsprachige und die Italienerschule.
Diese Liste muss nicht abschliessend sein. Es gibt noch nicht ganz klare Augenzeugenberichte, dass die «Milchabgabestelle» ebenfalls hier gewesen sein soll. Klarer sind Augenzeugenberichte zu einer hier installierten Druckerpresse, einem Bandraum und zu fasnächtlichem Treiben. (mgt)
Es gibt viel zu tun, denn im ganzen Haus wird die Beleuchtung ersetzt: Man stellt um auf LED-Beleuchtung. Der Stromverbrauch wird dadurch auf einen Bruchteil dessen reduziert, was man vorher alleine fürs Licht benötigte. Auch die veraltete Elektroanlage wird durch ein modernes System ersetzt.
Weil aber das vorherige Beleuchtungssystem in die Gipsdecken integriert war, musste man diese alten Decken ersetzen. Einer der Handwerker schilderte beim Augenschein, dass jede Menge «Müll» zum Vorschein kam, als man die alten Decken herunternahm. Als Isolation beim letzten Umbau vor mehreren Jahrzehnten wurde Füllmaterial zwischen die Decken und die darüberliegenden Böden gesteckt, das jetzt entsorgt werden musste.
Auch die 20-jährige Brandmeldeanlage muss ersetzt werden, ebenso die Verkabelung im Haus. Alle Wände wurden frisch gestrichen, die neuen Gipsdecken mit Folien abgedeckt. Man wird auch ein neues WLAN installieren, das überall im Haus eine stabile Internetverbindung ermöglicht. «Das eröffnet uns im multimedialen Bereich auch ganz neue Perspektiven, weil wir rascher Inhalte der Ausstellungen zentral gesteuert auswechseln, ergänzen oder erweitern können», erklärt Angela Kummer.
Sobald der Umbau fertiggestellt ist – als Umbauzeit wurden 7 Wochen veranschlagt –, haben Angela Kummer und ihr Team fünf Wochen Zeit, um die neuen Ausstellungen einzurichten. Im Erdgeschoss wird wiederum das Museumscafé mit Originalmobiliar aus den 50er- und 60er-Jahren eingerichtet, neu wird hier eine komplette Küche aus dem Jahr 1960 dazukommen.
«Wir werden den Schwerpunkt Industrialisierung, die Entwicklung vom Bauerndorf zur Uhrenmetropole, beibehalten, aber für Familien und Schulklassen adaptieren», erklärt die Museumsleiterin. Diese Dauerausstellung ziehe sich durchs ganze Haus über alle Stockwerke. Im 1. Stock werden die Voraussetzungen für die Industrialisierung thematisiert, im 2. Stock geht man auf die Veränderungen ein, die Grenchen und seine Bewohnerinnen und Bewohner prägten – von der Lebensweise ganz allgemein übers Vereinswesen und der Wandel im Gewerbebereich.
Zwei Drittel der Ausstellungsflächen im 1. und 2. Stock sind reserviert für Sonderausstellungen, die dann im Jahresrhythmus wechseln. Die eine der beiden Ausstellungen, die momentan vorbereitet werden, befasst sich unter dem Titel «Ewiger Lückenbüsser – Vom Gemeinde- und Schulhaus zum Museum» mit der Geschichte des Hauses, in dem sich das Kultur-Historische Museum befindet. Die zweite Sonderausstellung unter dem Titel «Sammeln und Inventarisieren – eine grosse Baustelle» beschäftigt sich mit der eigenen Arbeit im Museum: «Wir wollen zeigen, was für ein Aufwand hinter unserer Arbeit steckt, und auch thematisieren, was man sammelt, wie man sammelt, wie man konserviert, inventarisiert, fotografiert und recherchiert», erklärt Kummer dazu.
Auch der Aussenraum des Museums wird neu gestaltet: Auf Folien gedruckte Fotos an den Fenstern gewähren Einblicke in die Vergangenheit des Hauses und erzählen seine Geschichte.
Geplant sind neu auch Führungen durchs Depot, wo man sich unter anderem mit den Fragen beschäftigt, was nimmt man in die Sammlung auf, was wird man los, was sammelt man zum Beispiel in der heutigen Zeit, um der Funktion als Gedächtnis der Stadt und Region gerecht zu werden. «Diese Ausstellungen zu konkretisieren, das ist momentan unsere Arbeit», so Kummer.
Am 21. September wird das Kultur-Historische Museum dann wieder eröffnet, und zwar gleich mit einem Fest zum 20-Jahre-Jubiläum.