Stadtbummel
Wo man singt ...

Claudia Dahinden
Claudia Dahinden
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«I bi vo Gränche bigott!» Diese Worte drangen an der Uraufführung unserer neuen Stadt-Hymne, angeführt von «Light Food» und unterstützt von Grenchner Chören und Schulklassen, mit Inbrunst aus den Kehlen aller anwesenden Grenchner. Ein berührender Moment! Singen tut eben gut – es wirkt psychohygienisch und hat eine auftankende Kraft. Und gemeinsames Singen macht noch mehr: Es stellt zwischen uns eine Verbindung her, wenn wir aufeinander hören und uns aufeinander einstellen.

Gemeinsames Musizieren und Singen war vor hundert und mehr Jahren mangels Alternativen noch verbreiteter. Wer Musik hören wollte, besuchte ein Konzert im Stadttheater oder hörte Wandermusikern zu, und auch zuhause wurde musiziert, getanzt und gesungen. Die Grenchner taten sich in dieser Sparte durchaus hervor: Es gilt als gesichert, dass nicht nur Opernsänger Josef Schild, sondern alle «aus der Garnbuchi» schöne Singstimmen hatten. Und manchmal wurde auch bei profanen Tätigkeiten «gmusiget». Mein Vater erzählt gern, wie sie als Kinder beim Abwasch, angeführt von der ältesten Schwester, erbauliche Lieder in die Küche schmetterten. Und wehe, es konnte einer den Text nicht ...

Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit Gesang: «I ghöre es Glöggli», das meine Mutter uns vor dem Schlafengehen vorgesungen hat, «Die Nacht ist ohne Ende» am Pfadilagerfeuer, das etwas biergeschwängerten «Gaudeamus igitur» in der Studentenverbindung oder die gemeinsamen Andachtslieder mit 30'000 Christen im Joggeli am Christustag. Nur im modernen Alltag ist das gemeinsame Singen nicht mehr verbreitet: Wir geniessen Musik oft passiv und allein, mit den Kopfhörern des Smart- oder i-Phones im Ohr. Trotzdem bin ich zuversichtlich, was selbst gemachte Musik angeht: In Grenchen haben wir «Light Food», von hier stammt die aufstrebende Band «Basement Saints», und daneben gibt es noch viele engagierte Sänger und Musikanten.

Trotzdem wäre in Erinnerung an frühere, gloriosere Zeiten eine Verbreiterung der Gesangsbasis wünschenswert. Wann haben Sie das letzte Mal mit anderen gesungen? Auch am Grenchnerfest? Und hat es Gluscht auf mehr ausgelöst? Dann schnuppern Sie doch gleich nächste Woche in einen der vielen Chöre in Grenchen und Umgebung. Unsere Region bietet mehrere Jodlerclubs, und der Männerchor «Canta Gaudio», der Cäcilienchor der katholischen Kirche, der Leberberger Konzertchor und viele mehr freuen sich über frische Stimmen!