Wo man bewässern kann, sind die Probleme nicht so gravierend – anderswo schon eher. In der Grenchner Witi verursacht die Trockenheit wegen der Bodenbeschaffenheit weniger Probleme. Einige Pflanzen leiden trotzdem.
Rund einen Monat lang hat es nicht mehr geregnet. Im Freiburgischen und anderswo wird die Wasserentnahme aus Bächen geregelt, sodass der Fischbestand und die Trinkwasserversorgung nicht gefährdet werden und die Bauern doch noch genug Wasser für ihre Kulturen bekommen. Diese Zeitung wollte wissen, wie man in der Grenchner Witi mit der Trockenheit umgeht.
Besser trocken als zu nass
Gemüsebauer Willi Gloor, der auf dem Markt einen grossen Gemüsestand betreibt, erklärt: «Die Gemüsebauern sind in der Regel besser dran mit Trockenheit als mit Nässe. Letztes Jahr haben uns zum Beispiel Hagelwetter erst den Salat zerschlagen. Die Felder standen später wegen des Dauerregens richtiggehend unter Wasser und vieles ist verfault.» Er habe bis jetzt auch keine dramatischen Einbussen zu verzeichnen. Voraussetzung allerdings, um die Hitze und Dürreperiode zu überstehen, sei Wasser. Gloor kann seine Felder mit Wasser aus dem eigenen, grossen Regentank bewässern. Diesen befüllt er mit Wasser aus dem rund 200 Meter westlich von Staad verlaufenden Kanal. «Das Wasser in dem Kanal, dessen Spiegel etwas tiefer liegt als der Aarespiegel, kann man zur Bewässerung verwenden, weil es in dem Kanal keine Fische gibt.»
Hauptsächlicher Grund dafür, dass man in der Grenchner Witi weniger Probleme mit der Trockenheit hat als anderswo, ist die Bodenbeschaffenheit: Dicht unter der Oberfläche liegt eine, an gewissen Stellen bis 3 Meter dicke Lehmschicht, darunter verläuft ein Grundwasserstrom. An manchen Orten (siehe Bild) stösst das Wasser sogar bis an die Oberfläche und bildet kleine Tümpel. Aus diesem Grund vertrocknet auch der Kanal nie und es sei ausreichend Wasser zur Bewässerung vorhanden, erklärt Gloor. Bauern nahe bei der Aare pumpen das Wasser aus der Aare, dafür wurden schon vor längerer Zeit extra Leitungen unter der Strasse hindurch verlegt. Manche Pflanzen und Bäume bilden Wurzeln bis zum Grundwasser. «Beispielsweise sind im Raum Aarberg die Zuckerrüben zum grossen Teil verdorrt, weil dort der Boden stark kies- und steinhaltig ist und infolgedessen auch trocken. Hier haben die Rüben das Kraut nur etwas eingezogen, um die Verdunstung zu vermindern.»
Kartoffeln leiden, Rüben weniger
Und doch gibt es gewisse Pflanzen, die unter der Hitze leiden: «Kartoffeln habens nicht gerne heisser als 30 Grad und bilden eigenartige Auswüchse. Am wenigsten Stress haben Rüben», sagt Gloor. Dramatisch sei es beim Mais: «Unterhalb der Landi wurde das Feld kurz nach der Aussaat am 1. Mai, als es 100 Millimeter Regen gab, komplett unter Wasser gesetzt und die Saat ging verloren. Der Bauer hat dann das Feld neu gepflügt und spät gesät, diese Pflanzen haben nun zu wenig Wurzeln und sind im Wachstum viel zu spät.» Denn viel Niederschlag – wie man Anfang Mai verzeichnete – bedeute auch wenig Sauerstoff im Boden, den die Pflanzen benötigen.
Schon früher heisse Sommer
«1947, ich kam damals grad aus der Schule, konnten wir am Bettag zum letzten Mal Heu verfüttern. Ich erinnere mich noch, dass ich mit meinem Vater später in den Jura gefahren bin und dann Heu mit dem Zug nach Bettlach gebracht wurde. Sonst hätten die Tiere kein Futter mehr gehabt», erzählt Martha Sperisen, die damit beschäftigt ist, den kleinen Gemüsegarten mit einer Giesskanne zu bewässern. Aktuell sind die Bohnen kurz davor, geerntet zu werden. «Sie wachsen etwas krumm und sind zu kurz geraten», sagt sie. «Offensichtlich vertragen sie die Hitze schlecht.»