Grenchen
Wirtschaftsforum über die Digitalisierung: «Die Technik ist nur ein Katalysator»

Das 2. Grenchner Wirtschaftsforum war dem Thema digitale Transformation – vernetzte Arbeitswelt gewidmet.

Andreas Toggweiler
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Unter der Leitung von Reto Kohli diskutierten Andrea Belliger, Michael Benker und Simon Wyss (von links).

Unter der Leitung von Reto Kohli diskutierten Andrea Belliger, Michael Benker und Simon Wyss (von links).

Im Zentrum des Anlasses des Industrieverbandes IHVG und des Gewerbeverbandes stand ein Referat von Andrea Belliger, die sich als Leiterin des Instituts für Kommunikation & Führung (Luzern), intensiv mit Fragen der digitalen Vernetzung befasst. Dabei stand weniger die Technik im Zentrum, sondern die gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen des mobilen Internet. «Die technische Entwicklung ist nur der Katalysator für die digitale Transformation, die Konnektivität ist die Grundlage dazu» erklärte Belliger. Dies konnten die anwesenden anhand einer Umfrage übers WLAN mit ihren Handys gleich live ausprobieren.

«Wir leben im Übergang von Systemen zu Netzwerken», so die Hauptbotschaft der Professorin. Und diese Netzwerke haben andere Gesetzmässigkeiten und Werte als herkömmliche Organisationen. «Sie geben nicht mehr klare Funktionen und Rollen vor, sind nicht hierarchisch, sondern heterogen, selbstorganisierend, komplex und dauernd im Wandel.»

«Lehrplan 21 für gestern»

Werte wie Transparenz und Empathie würden eine grosse Rolle spielen. Dies stelle neue Anforderungen an die Unternehmensführung. «Der Lehrplan 21 ist für das 20 Jahrhundert. Finnland beispielsweise hat die Schulfächer abgeschafft», so Belliger provokativ.

Unter der Leitung von Reto Kohli, Ausbildungschef der Swatch Group, diskutierte anschliessend Belliger zusammen mit Simon Wyss, CEO und Mitinhaber der Bettlacher Uhrenfirma Jowissa und Michael Benker, Direktor Höhere Fachschule für Technik Mittelland über diese Thesen.

«Uhren in unserem Preissegment können heute schon von Robotern hergestellt werden. Die Vernetzung gibt uns die Möglichkeit, die Emotionen, um die es bei unseren Produkten eigentlich geht, besser zu transportieren», sieht Wyss Chancen. Michael Benker äusserte die Hoffnung, dass die Vernetzung und das geteilte Wissen schliesslich dazu führen, schonungsvoller mit den begrenzten Ressourcen der Erde umzugehen.