Grenchen
Wirt empfiehlt nach Aufstand kurdischer Arbeitspartei im EPA-Gebäude: «Nie mehr ein politischer Anlass»

Am Wochenende kam es zu einem Aufstand einer kurdischen Arbeitspartei, welche einen Anlass einer türkisch politischen Veranstaltung störte.

Andreas Toggweiler
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Im Versammlungslokal im 1. Stock des ehemaligen EPA-Gebäudes musste am Sonntag die Polizei eingreifen.

Im Versammlungslokal im 1. Stock des ehemaligen EPA-Gebäudes musste am Sonntag die Polizei eingreifen.

Andreas Toggweiler

Am vergangenen Sonntag ist es im Versammlungslokal im 1. Stock des ehemaligen EPA-Gebäudes zu einer brenzligen Situation gekommen. Sympathisanten der kurdischen Arbeiterpartei PKK haben eine türkische politische Veranstaltung gestört. Die Polizei konnte allerdings die Situation bereinigen, ohne dass es zu Gewalt und Sachbeschädigungen kam.
Am Sonntag war das ganze Stadtzentrum von Grenchen vollparkiert mit Autos aus der ganzen Schweiz und auch aus dem Ausland. Im «Elite-Saal», wo sich früher das EPA-Warenhaus befand, fand eine Veranstaltung mit einer türkischen Politikerin statt, wie Informationen von verschiedenen Internetmedien zu entnehmen ist. 700 Personen haben laut Veranstalter den Anlass besucht. Laut unbestätigten Angaben soll es sich um die Parteivorsitzende der Partei CHP, Canan Kaftancioglu gehandelt haben. Dies wäre die Vorsitzende einer Oppositionspartei, die neuerdings den Kurs von Erdogan gegen die Kurden in Syrien auch mitträgt.

Transparente mit politischen Aussagen

Um 13 Uhr wurde die Polizei aufgeboten, weil Sympathisanten der kurdischen Arbeiterpartei PKK vor und im Gebäude Transparente gegen die Politikerin präsentiert haben.
Laut Informationen der Stadtpolizei Grenchen wurde keine Anlassbewilligung eingeholt. Ob eine solche überhaupt nötig wäre, ist offen, da die Veranstaltung in einem privaten Lokal stattfand und der Organisator über ein Wirtepatent verfügt.

Normalerweise finden im Saal türkische Hochzeiten und (Familien-)Feste statt. Der Betreiber vor Ort zeigt sich auf telefonische Anfrage denn auch bestürzt. Er sei zwar nur der Gerant hier, aber er werde dem Wirt dringend empfehlen, keine politischen Anlässe mehr durchzuführen, sagt ein Verantwortlicher vor Ort. Zurzeit wird der Saal von einer Gruppierung betrieben, welche zuvor ihre Anlässe im «Luxory» an der Maienstrasse durchgeführt hat. Man sei letztes Jahr in den Elite-Saal im Stadtzentrum umgezogen. Anlässe würden praktisch nur am Freitag und Samstag durchgeführt, heisst es.

Polizei wusste im Voraus vom Anlass

Bei der Kantonspolizei, die am Sonntag mit mehreren Patrouillen vor Ort war, sind kaum zusätzliche Informationen erhältlich. Es wird betont, dass die Situation im Gespräch mit den Demonstranten bereinigt werden konnte. Diese hätten wie alle mit Tickets Einlass erhalten. Medienberichte, wonach der Anlass gestürmt worden sei, werden von der Polizei dementiert.
Die Frage, ob die Polizei im Voraus vom politischen Anlass im Elite-Saal gewusst habe, beantwortet Polizeisprecher Andreas Mock mit Ja. Über die Quelle der Information lässt er hingegen nichts verlauten.

Pikantes Detail: Als der Elite-Saal vor rund 6 Jahren in Betrieb genommen worden war, waren die Betreiber noch Kurden. Und: ein Teil der zahlreichen Autos, die am Sonntag das Stadtzentrum zuparkierten, gehörten zu einem Anlass im Eusebiushof, der dem Vernehmen nach ebenfalls von einer türkischen Gemeinschaft organisiert wurde. Dass es sich um eine private Begräbnisfeier handelte, wird bei der Kirchgemeinde bestätigt, nicht jedoch, dass es sich um eine türkischen Anlass gehandelt habe.