Ein weiteres Jahr hat die albanisch-islamische Glaubensgemeinschaft Zeit, das Geld aufzutreiben – und es sieht ganz danach aus, als ob es diesmal gelingen könnte. Die Baubewilligung wurde um ein Jahr verlängert.
Heute läuft die einjährige Baubewilligung für den Bau einer Moschee an der Maienstrasse ab. Die Moschee «Ebu Hanife», benannt nach einem islamischen Theologen aus Persien, der um das Jahr 698 nach Christus lebte, soll ein Gebäude von rund 8 Metern Höhe werden, etwa gleich hoch wie ein dreistöckiges Gebäude, mit einem kuppelartigen Aufbau.
Im Innern sollen rund 200 Personen Platz für das Gebet finden, man will aber auch Deutsch- und Religionskurse durchführen. Neben der Moschee sind 53 Parkplätze geplant.
Die Baukosten belaufen sich laut den ursprünglichen Plänen auf knapp 2 Millionen Franken. Ab morgen hat die Bauherrschaft, die albanisch-islamische Glaubensgemeinschaft AIG, wiederum ein Jahr Zeit, um mit dem Bau zu beginnen. Denn die Baubewilligung wurde um ein Jahr verlängert.
«Eine Verlängerung um ein weiteres Jahr wurde bereits im März beantragt», bestätigt Jürg Vifian, stellvertretender Stadtbaumeister auf Anfrage. Denn nach wie vor fehlt nämlich der Finanzierungsnachweis, der schon 2013 zum Verfall der ersten Baubewilligung geführt hatte (wir berichteten).
Nach langem Zögern hatte die Baudirektion vor genau einem Jahr neuerdings eine einjährige Baubewilligung erteilt und die rigiden Bedingungen etwas gelockert.
Die erste Baubewilligung aus dem Jahr 2010, die ebenfalls schon um ein Jahr verlängert worden war und verfiel, hatte die Baudirektion an die Bedingung geknüpft, dass die Bürgschaft einer Schweizer Bank vorliegen muss, welche sicherstellt, dass das Geld während der gesamten Bauzeit zur Verfügung steht.
Der Bauherrschaft gelang es aber nicht, dieses Geld und die geforderte Garantie beizubringen. Nur etwa die Hälfte des Kapitals wurde aufgetrieben – die AIG hatte rund eine Million Franken gesammelt – und keine Schweizer Bank wollte die Garantie liefern.
Für die Baubewilligung im Jahr 2013 setzte man die Hürde etwas herab: Verlangt wurde nur noch, dass das Geld für den Bau auf einem Sperrkonto hinterlegt wird, das treuhänderisch verwaltet wird.
«Damit erreichen wir dasselbe Ziel, wie mit einer Bankgarantie», erklärte der damalige Stadtbaumeister Claude Barbey. Begründet wurde die Lockerung der Auflagen auch mit der rechtsgleichen Behandlung von Baugesuchen. In der ersten Runde sei man mit den Auflagen sehr weit gegangen und wolle keine Angriffspunkte bezüglich Diskriminierung bieten. Entscheidend sei, dass mit anderen Mitteln dasselbe Ziel erreicht werde.
Einsprachen wurden beim zweiten Anlauf keine mehr eingereicht. Aber man hielt an der Bedingung des Finanzierungsnachweises fest, weil man auch vermeiden wollte, dass mit dem Bau begonnen wird und irgendwann das Geld ausgeht.
Laut Vifian kann die Bauherrschaft die Bauarbeiten in Angriff nehmen, sobald die geforderten Dokumente vorliegen. Sie muss dies sogar tun, und zwar innerhalb von Jahresfrist, sonst verfällt die verlängerte Baubewilligung, sagt Vifian. Eine weitere Verlängerung ist nicht möglich. Das Spiel müsste von vorn beginnen.
Es herrscht Zuversicht
Isa Ismaili, Sprecher der albanisch-islamischen Glaubensgemeinschaft ist zuversichtlich, dass sie nun die nötigen Finanzen aufbringen und mit dem Bau beginnen können, wie er gegenüber dieser Zeitung sagt.
Die finanziellen Rahmenbedingungen hätten sich verbessert: «Die Baukosten wurden massiv reduziert. Wir rechnen mit Kosten von unter 1,8 Mio. Fr.
Vom Architekten waren relativ hohe Beträge für ‹Unvorhergesehenes› eingesetzt worden. Ausserdem haben wir einiges bereits bezahlt», so Ismaili: Rund 100 000 Franken seien an Architekturbüro, Bauingenieurbüro und an andere Stellen geflossen. Die albanisch-islamische Glaubensgemeinschaft verfüge noch über rund 850 000 Franken Eigenkapital.
Und man treibt weiteres Geld auf. «Unsere Spendenaktion läuft weiter. Wir sind momentan auch daran, mit etwas über 60 Personen Darlehensverträge auszuarbeiten, und sollten so bis im Dezember rund 1,25 bis 1,3 Millionen Franken zusammengebracht haben.»
Unbekannter Investor
Einen sechsstelligen Betrag will laut Ismaili unter anderem ein Investor aus der Schweiz beisteuern. «Ein namhafter Betrag, der uns sehr viel weiter hilft, ist uns so gut wie sicher.»
Um wen es sich dabei handelt, will er hingegen nicht sagen. Die AIG sei auch mit anderen Investoren im Gespräch. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir bis Dezember 2015 oder spätestens Januar 2016 die gesamte Bausumme von knapp 1,8 Millionen zur Verfügung haben und die geforderte Garantie beibringen können. Und das ist sehr positiv, etwas Licht im Dunkeln. Denn es ist nicht einfach, so ein Projekt durchzuführen, wenn man von keiner Bank finanziert wird.»
Ismaili rechnet damit, dass man mit dem Bau des Gebäudes kurz vor Ablauf der nun verlängerten Baubewilligung beginnen könne, also noch vor dem 16. April 2016. «Wie lange es dann dauert, bis die Moschee fertiggestellt ist, hängt nicht mehr von uns, sondern von den am Bau beteiligten Baufirmen ab.»