Gedenksteine
Wir werfen einen Blick auf die «Ahnengalerie» Grenchens

Es ist eine findige Idee für Findlinge: An der Bielstrasse werden sieben berühmte Grenchner des 19. und 20. Jahrhunderts mit Gedenksteinen gewürdigt. Wir werfen einen Blick auf diese «Ahnengalerie».

Nadine Schmid
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Gedenkstein für «Certina»- Gründer Alfred Kurth-Hugi.

Gedenkstein für «Certina»- Gründer Alfred Kurth-Hugi.

Wer in Grenchen an der Bielstrasse unterwegs ist, wird sie vielleicht schon einmal gesehen haben, aber womöglich auch nicht. Denn, um die sieben Gedenksteine zu bemerken, die in der Böschung zwischen den Schulhäusern I und II stehen, muss man den Kopf in die Höhe recken.

Ebenso werden sie teilweise von hohem Gras und dichtem Buschwerk verdeckt. Die Abteilung «Stadtgrün», die für die Pflege der Steine verantwortlich ist, hat momentan sehr viel zu tun. So mussten die Gedenksteine etwas in den Hintergrund rücken, wie Tobias Würsch, Leiter von «Stadtgrün» erklärt. Eine Pflege sei jedoch in naher Zukunft geplant.

Findlinge als Gedenksteine

Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen zu ehren. In Grenchen wurden einerseits ein paar Strassen nach berühmten Persönlichkeiten der Stadt benannt, andererseits erwies man ihnen durch Büsten (z. B. Mazzini-Denkmal) und vor allem durch Gedenksteine Achtung.

Solche wurden in der Uhrenstadt zahlreich angefertigt; wahrscheinlich entstand diese Idee aufgrund der vielen Granitfindlinge, die sich damals auf Grenchner Boden fanden und mit denen man etwas Besonderes anzufangen gedachte.

Neben den sieben Gedenksteinen an der Bielstrasse gibt es noch drei weitere gegenüber dem Altersheims Kastels. Jene drei ehren die Toten anlässlich des Franzoseneinfalls. Die Bielstrasse war früher eine wichtige Hauptstrasse, sodass es nicht wundert, dass die Steine dort aufgestellt wurden, früher war die Bielstrasse auch noch ein wenig höher gelegen, sodass man eine bessere Sicht auf die Steine hatte.

Die Gedenksteine stehen im Hang oberhalb der Bielstrasse zwischen den Schulhäusern.

Die Gedenksteine stehen im Hang oberhalb der Bielstrasse zwischen den Schulhäusern.

Einer von ihnen entstand in Gedenken an den Naturforscher Franz Josef Hugi (1793–1855), der einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler und Alpinisten der Schweiz war. Er erforschte auch Gletscher und entdeckte die nach ihm benannten, versteinerten Riesenschildkröten.

1833 wurde er Professor für Physik und Naturgeschichte an der höheren Lehranstalt in Solothurn. Sein Übertritt zur evangelisch-reformierten Kirche führte zu seiner Absetzung als Professor und brachte weitere Erschwernisse in seinem Leben mit sich.

Auch der Schriftsteller Franz Joseph Schild ist auf einem der Steine verewigt. Er studierte Medizin in München und absolvierte sein Staatsexamen in Zürich. In Grenchen arbeitete er zunächst als Allgemeinpraktiker, 1874 bis 1881 war er liberaler Kantonsrat.

Ihn zogen archäologische und volkskundliche Themenbereiche an. So ist sein bekanntes Werk «Der Grossätti aus dem Leberberg» «eine Sammlung von Volks- und Kinderliedern, Spottreimen, Sprichwörtern, Wetter- und Gesundheitsregeln usw.». Erstmals erschien es 1864, im Jahr 1960 wurde es neu aufgelegt.

Gewürdigte Uhrenpatrone

Für Alfred Kurth-Hugi (1865- 1937) wurde ebenfalls ein Gedenkstein angefertigt, in Auftrag gegeben von seiner Arbeiterschaft. Vom einfachen Visiteur arbeitete er sich zum Uhrenfabrikanten hoch und gründete zusammen mit seinem Bruder Adolf 1888 die Firma «Certina Kurth Frères SA».

Auch Nationalrat und Gründer der Eterna Urs Schild und sein Bruder Adolph Schild-Hugi finden sich unter den gewürdigten. Adolph Schild-Hugi absolvierte nach der Schulzeit die Uhrmacherlehre und stieg 1864 bei seinem Bruder Urs Schild als Visiteur ein. Er schaffte es bis zum Posten des Technischen Direktors. 1896 ging er eigene Wege, indem er mit der «Adolph Schild S.A.» eine eigene Firma gründete, den bedeutenden Rohwerkhersteller ASSA, der später in der Uhrenkrise Teil der ETA wurde.

Auch sein Sohn César Schild-Krebs, der die Manufaktur nach dem Tod seines Vaters übernahm, wurde mit einem Gedenkstein geehrt. Des Weiteren findet man noch Professor Josef Schild verewigt.